Die Länderspielpause hat uns alle quälend an den Rand unserer Sitze gefesselt, aber jetzt ist Liverpool zurück und wie immer, sind die zweiten Halbzeiten ein Fest für die Augen.

Ah, die Länderspielpause! Jene ärgerliche Phase, die uns zwingt, temporär den Puls unseres Clubfußballs zu entbehren. Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber die Länderspielpausen sind für mich vergleichbar mit einem Arztbesuch, den man nur aus purer Notwendigkeit aufsucht. Man sitzt im Wartezimmer, umgeben von Schnupfennasen und gedämpften Gesprächen über dieses und jenes Zipperlein, während man darauf wartet, dass der Fußball wieder anfängt.

Es ist eine Art schwarzes Loch, das sich zwischen den Premier League-Spieltagen auftut. Ich habe es versucht, wirklich. Ich habe versucht, die Spiele anzuschauen, mich für den taktischen Tiefgang zu interessieren, mir die Namen der Spieler zu merken, aber es ist müßig. Es fehlt der Puls, der Herzschlag, die DNA, die den Clubfußball so einzigartig macht. Wer benötigt schon Nationalstolz, wenn die Sehnsucht nach Spielen von Liverpool das Herz erfüllt? Doch heute war die Wartezeit vorbei. Der Liverpool FC ist zurück.

Ein Schatten ihrer Selbst – Erste Halbzeit

Naomi Baker/Getty Images

Wölfe sind nicht dafür bekannt, Rehe in den Wald zu lassen, und genau so ging Wolverhampton mit Liverpool um, zumindest in der ersten Halbzeit. Die Reds, mit ihrer Verteidigung ersatzgeschwächt, schienen auf wackligen Beinen zu stehen. Joe Gomez als Rechtsverteidiger wirkte unsicherer als ein Kartenhaus im Wind.

Und Wolverhampton? Die rochen Blut. Neto, der Linksaußen der Wolves, schien den Ball wie einen Hasen vor sich herzutreiben, und schenkte Hwang früh einen Treffer. Die Wolves hätten ihre Führung durchaus ausbauen können, aber so wie ein hungriger Wolf, der sein Fleisch nicht richtig kaut, verschluckten sie sich an ihren Chancen. Liverpool roch die Gelegenheit.

Die Klopp’sche Zauberformel – Zweite Halbzeit

Wenn die Reds in dieser Saison eine Konstante haben, dann ist es die Fähigkeit, in der zweiten Halbzeit wie Phoenix aus der Asche zu steigen. Klopp, der Taktik-Zauberer aus dem Schwarzwald, führte mit der Einwechslung von Diaz ein neues Element in die Partie ein. Der Kolumbianer brauchte keine Eingewöhnungszeit. Sein Einfluss war sofort spürbar.

Der Ausgleich durch Gakpo, nach einer hervorragenden Vorarbeit von Salah, war nur der Anfang. Robertson, der schottische Blitz an der linken Außenbahn, brachte uns auf die Siegerstraße. Und schließlich das entscheidende Eigentor – wieder war es Salah, der zu Harvey Elliott passte und dessen Schuss von Hugo Bueno ins eigene Netz abgefälscht wurde.

Naomi Baker/Getty Images

Etwas Besseres als Clubfußball?

Für Liverpool-Fans sind solche Comebacks ein Hochgenuss, süßer als der beste Tropfen Wein aus Dieblich. Das ist der Puls, der Herzschlag, die DNA, die uns allen fehlte während der Länderspielpause. Das ist der Grund, warum wir, trotz der Sorgen und dem Herzflattern, immer wieder unsere roten Schals aus dem Schrank holen.

Die Frage bleibt: Kann es wirklich sein, dass diese elf Jungs in roten Hemden unsere Wochenenden dermaßen beeinflussen? Die Antwort ist ein klares Ja. Und wenn Zweite Halbzeiten Romane wären, dann wäre Liverpool ihr Ernest Hemingway: knapp, prägnant und mit einem Ende, das man nicht so schnell vergisst.

Naomi Baker/Getty Images

Die Kloppsche Lehre

So wie im Leben selbst ist auch im Fußball Geduld eine Tugend. Ein schlechter Start muss nicht notwendigerweise in eine Katastrophe münden. Es ist die Fähigkeit zur Selbstkorrektur, zur Anpassung und zur kollektiven Anstrengung, die den Unterschied macht. Liverpool hat dies in einer beeindruckenden Weise demonstriert. Während Wolverhampton sich ärgern mag, zeigt uns Liverpool, dass es in der Welt, wie im Fußball, immer eine zweite Halbzeit gibt. Und in dieser zweiten Halbzeit kann alles passieren.

So, Länderspielpausen, bitte machen Sie Platz. Der echte Fußball ist zurück, und er hat eine klare Botschaft: Liverpool ruft, und wir folgen!

Geschrieben von Maik Klee // Titelbild: Getty Images