Der Sonntag nach dem Spiel: Der Wind wehte die Aromen der Mosel durch die pittoresken Gassen von Dieblich, einem Ort, der sich wie eine stille Reflexion des letzten Jahrhunderts fühlte. Der fließende Rhythmus des Flusses spiegelte sich im zeitlosen Charakter dieses Fleckchens Erde wider, das sich an die Hänge der Weinberge schmiegte. Doch der Samstag, dieses infernale Fußballspiel, das ich trotz der Distanz zur leidenschaftlichen Insel verfolgt hatte, geisterte noch durch meinen Kopf. Liverpool gegen Bournemouth.

Ein Tag nach dem Spiel gegen Bournemouth und die Gedanken kreisen um den Auftritt, um vergangene Entscheidungen und um die Zukunft des FC Liverpool. Doch vor allem der Blick zurück lässt eine narbige Spur: das Transferdesaster.

Die verpassten Möglichkeiten, die bittersüßen Fast-Geschichten von Moisés Caicedo und Roméo Lavia, die als Erzählungen von großem Fischfang in der Kneipe enden, bei denen der Fisch entkam, hallen noch nach. Es war wie eine Kette von unglücklichen Entscheidungen, ein Mosaik aus verpassten Chancen, die die Fans fragen ließen: „Was geschieht da?“ Doch man würde dies vielleicht als eine Metapher des modernen Lebens sehen, als ein Spiegelbild des ewigen Strebens und des unvermeidlichen Scheiterns.

Endō – meine Oase der Hoffnung

Photo by George Wood/Getty Images

Ich erinnere mich an die Sätze Jamie Carraghers, der das Chaos des Transfermarkts in der flimmernden Hitze des Sky Sports Studios anprangerte. Seine Worte waren nicht nur Kritik, sie waren auch eine spürbare Enttäuschung darüber, dass die Vereinsführung nicht erkannte, wie dringend Handlungsbedarf im Mittelfeld bestand. Es war ein Schrei nach Vernunft in einer Welt, die ihre Richtung verloren zu haben schien. Aber dann, wie aus dem schummrigen Dunst der Industriegebiete Liverpools, tauchte Wataru Endō auf.

Und hier beginnt die feine Ironie des Lebens. Während die Fangemeinde sich in den Foren und sozialen Medien in zwei Lager spaltete – die Skeptiker und die Optimisten –, fand ich mich unerklärlicherweise auf der Seite derjenigen wieder, die in Endō eine Oase der Hoffnung sahen.

Nicht viele sahen das Potenzial in diesem stillen, aber entschlossenen Japaner. Die Zahlen und Fakten sprechen für sich: ein robuster Mittelfeldspieler, ein Fels in der Brandung Stuttgarts, ein Leader im Herzen seiner Mannschaft. Und doch sind es nicht nur die Daten und Statistiken, die mich überzeugen. Es ist die Art und Weise, wie er sich auf dem Feld bewegt, sein Blick für das Spiel, seine unaufhaltsame Entschlossenheit.

Endōs Übergang von Stuttgart nach Liverpool war sicherlich nicht die schillerndste Schlagzeile des Sommers. Aber in ihm, in seinem stillen Auftreten und seiner klaren Vision, sehe ich ein Echo des alten Liverpool, ein Echo von Spielern, die nicht durch Glamour, sondern durch reine Fähigkeit und Leidenschaft glänzten.

Triumph der Adversität

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Nun, da er in Rot spielt, mit dem Wappen, das die Brust jedes Scousers stolz schwellen lässt, hoffe ich, dass er genau das liefert, was Klopp und wir alle benötigen: Stabilität, Führung und unermüdliche Entschlossenheit. Es mag nicht der größte Name sein, der diesen Sommer nach Anfield kam, aber vielleicht, nur vielleicht, ist es der Name, der am meisten zählt.

Und dann das Spiel gegen Bournemouth. Trotz einer Roten Karte in der 58. Minute, ein Drama, das nur zu einer typischen Liverpool-Erzählung beitrug, zeigten die „Reds“ eine beeindruckende Rückkehr. Drei geniale Tore, geschossen von Jota, Salah und Diaz, bescherten uns einen 3:1-Sieg.

Dieser Triumph in der Adversität schien genau das zu sein, was die Fans benötigten, um wieder an das Team zu glauben.

Ich denke an das Spiel vom Samstag und an Endōs Präsenz auf dem Feld. Ein neues Kapitel hat begonnen, und in der schwindenden Sonne dieses Sonntags spüre ich ein sanftes Gefühl von Optimismus und Erneuerung. In der Art: Manchmal sind es die leisen Töne, die die lautesten Geschichten erzählen.

Geschrieben von Maik Klee / Titelbild von: Photo by DARREN STAPLES/AFP via Getty Images