Die Vorbereitung ist vorbei, die Liga ist gestartet – ein letzter Blick zurück auf die Vorsaison der Reds!

Am Freitagabend eröffnete Meister Manchester City die Premier League Saison 2023/24. Während das Team von Pep Guardiola bereits am vergangenen Wochenende das erste Pflichtspiel der Saison bestritt (1:4 gegen Arsenal im Community Shield), startet der Liverpool FC am Sonntag gegen den Chelsea FC in die neue Spielzeit. Ca. fünf intensive Wochen der Vorbereitung stecken jetzt in den Beinen vom Jungs von Jürgen Klopp.

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Seit Mitte Juli bestritten die Reds insgesamt fünf Testspiele, drei davon siegreich. Wer hat geglänzt, wo gibt es noch Verbesserungspotenzial, wo brennt es und welche Erkenntnisse kann man aus der Vorbereitung ziehen?

Mit Ben Doak ist zu rechnen

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Für viele war der 17-jährige Schotte mit Sicherheit ein Kandidat für eine wichtige Leihe – vielleicht auch für Jürgen Klopp selbst. Diese Vorbereitung sollte die Führungsebene aber mit Sicherheit zum Umdenken gebracht haben. Ben Doak überzeugte in seinen Kurzeinsätzen mit Technik, einem explosiven Antritt und seinem Mut für Eins-gegen-Eins-Duelle – dabei ist es ganz egal, wer der Gegenspieler ist. Beim Testspiel gegen Bayern München stellte er Alphonso Davies eindrucksvoll vor Probleme.

Seine erste komplette Vorbereitung im Profibereich half sicherlich auch dabei, das Spielsystem von Klopp zu verstehen und umzusetzen. Das Wichtigste ist nun, dass er Spielzeit bekommt. So bitter wie das Verpassen der Champions League-Ränge für den Verein ist, könnte sich die kommende Europa League-Saison positiv auf die Entwicklung des jungen Schotten auswirken.

Es ist zu erwarten, dass Jürgen Klopp zumindest in der Gruppenphase die Rotation anschmeißt. Ben Doak könnte hier auf ordentlich Spielzeit kommen. Wichtig, um den nächsten Entwicklungsschritt in seiner Karriere zu gehen – er scheint dafür bereit zu sein.

Mac Allister könnte der “Steal” des Sommers sein

Ein Weltmeister im Trikot der Reds. Wann gab es das das letzte Mal? Anfang Juni machte Liverpool den Wechsel des Argentiniers Alexis Mac Allister perfekt. Seine so starke Form von der Weltmeisterschaft in Katar konnte er in der Rückrunde für Brighton & Hove Albion bestätigen. Liverpool machte dann früh klar, dass er einer der Spieler sein soll, der den Umbruch im Mittelfeld vorantreiben soll. Für etwas mehr als 40 Mio. € kam er aus Brighton und die Vorbereitung hat gezeigt, dass er vermutlich jeden Cent wert sein könnte.

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Schnell etablierte er sich schon jetzt im Mittelfeld und könnte genau die Lücke schließen, die 2021 durch den ablösefreien Abgang von Georginio “Gini” Wijnaldum entstanden ist. Laufstark, Pass- sicher und extrem stark, wenn er sich zwischen den Ketten des Gegners befindet. Bleibt er verletzungsfrei, sollte er kaum noch aus dem Mittelfeld wegzudenken sein.

Im Mittelfeld fehlt die Balance – bis jetzt!

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Wer ein Beispiel für die fehlende Balance im Liverpooler Spiel haben möchte, kann sich sinnbildlich das zwischenzeitliche 2:1 gegen Darmstadt, aus dem letzten Test der Vorbereitung, anschauen.

Ein einfacher langer Ball aus dem Halbraum der Darmstädter Hälfte, welcher fast schon wie ein Befreiungsschlag aussah, hebelte die komplette Abwehrreihe der Reds aus. Für Mathias Honsak war der Anschlusstreffer dann reine Formsache. Insgesamt fällt auf, dass das Team von Jürgen Klopp oftmals nicht organisiert genug wirkt. Eine klare defensive Struktur war oftmals nicht zu erkennen. Man steht hoch, im Aufbau schiebt Trent Alexander Arnold ins Mittelfeld vor und übernimmt neben Mac Allister den Spielaufbau.

Defensiv entsteht so eine 3er-Kette, welche durch das aggressive Pressing extrem hoch steht und leicht auszuhebeln ist. Ein Anker, ein defensiv denkender Mittelfeldspieler, kann diese fehlende Koordination im Mittelfeld lösen. Dass ein defensiver Sechser kommen soll, ist hinlänglich bekannt. Seit Wochen ist man im Poker um den 19-jährigen Romeo Lavia von Absteiger Southampton. Nun ist man auch im Werben um Moises Caicedo. Der Kolumbianer war vergangene Saison Teamkollege von Alexis Mac Allister. Mit Fabinho verließ im Sommer der einzige echte Leuchtturm, sprich defensiver Sechser, den Verein – ein Ersatz muss noch händeringend gefunden werden. Oder hat Klopp vielleicht einen Alternativ-Plan?

Van Dijk und Konaté sind gesetzt – doch was kommt danach?

Seit Ende Juli ist klar: Virgil van Dijk ist neuer Kapitän des Liverpool FC. Nach dem Verkauf von Jordan Henderson zu Al-Ettifaq für 14 Millionen übernimmt der 32-Jährige künftig die Kapitänsbinde, schon vergangene Saison war er Stellvertreter.

Neben van Dijk steht dann einer der Gewinner der Vorbereitung in der Startelf. Ibrahima Konaté wird an der Seite des 1,93 m großen Hünen in der Innenverteidigung verteidigen. Gewinner ist er aber nicht, weil er sich durch überragende Leistung in der Vorbereitung an die Seite von van Dijk gespielt hat.

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Vielmehr ist er ein Gewinner, weil nach van Dijk und Konaté ein großer Qualitätsabfall kommt, was die Position der Innenverteidiger betrifft. Joe Gomez und Joel Matip haben es nicht geschafft, auf sich aufmerksam zu machen. Ganz im Gegenteil: spielten die beiden Seite an Seite, schlichen sich Fehler ein und die Defensive sah zum Teil verheerend verunsichert aus. Bei Joe Gomez gelingt es seit einigen Jahren nicht, den nächsten Entwicklungsschritt zu machen. Anlagen wie eine gewisse Grundschnelligkeit und Robustheit bringt er mit, findet aber auch durch Verletzungen keinen Platz in der Startelf von Jürgen Klopp.

Als Stammspieler wurde Joel Matip neben van Dijk 2019 Champions League-Sieger. Auch er hat viel mit Verletzungen zu kämpfen, über 70 Spiele verpasste der Ex-Schalker seitdem. Neue Namen für die Innenverteidigung kursieren bis dato natürlich auch in der Gerüchteküche. Ex-Wolfsburger Micky van de Ven galt lange als Kandidat – Jörg Schmadtke kennt ihn noch aus seiner Zeit in Wolfsburg. Der junge Niederländer wechselte allerdings kürzlich für stolze 40 Millionen € zu den Tottenham Hotspur.

Levi Colwill – gerade erst frisch gebackener U-21 Europameister mit England – hat erst vor kurzem seinen Vertrag beim Chelsea FC verlängert. Es zwickt also auf der Position des Innenverteidigers, sofern van Dijk und Konaté nicht zur Verfügung stehen.

Offensiv sollte es keine Probleme geben

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Stolze 18 Tore machte Liverpool in seinen fünf Vorbereitungsspielen – ein Schnitt von über drei Toren pro Spiel. Die Offensive zeigte schon in der Vorbereitung, wie hungrig sie nach Toren ist. Núñez und Jota trafen beide viermal, Salah überzeugte als Vorlagengeber und verbuchte sieben Assists.

Ja, bis auf den FC Bayern waren die Gegner nicht das Niveau, was auf Liverpool in der Premier League wartet. Nichtsdestotrotz wirkte die Offensive geschmeidig und aufeinander abgestimmt. Cody Gakpo nahm seine neue Rolle als offensiver Mittelfeldspieler gut an. Seine Technik, Tempo und Übersicht lassen es zu, sich in die Halbräume fallen zu lassen, um das Spiel vor sich zu haben.

Mit Dominik Szoboszlai hat man ein weiteres Spielelement im System. Seine Torgefahr aus der Distanz kann auch Spiele entscheiden, wo die Gegner tief stehen und kaum Platz zum Kombinieren ist. Darwin Núñez steht nun vor der zweiten Saison für die Reds. Er selbst soll an der Sprachblockade gearbeitet haben – sein Englisch ist wohl deutlich verbessert. Schafft er es, den zweite Saison Núñez auszupacken, wird auch er eine weitere Bereicherung im Sturm darstellen. Bereits bei Benfica Lissabon brauchte er eine Saison, um sich zu finden, ehe er in seiner zweiten Saison 26 Tore in 28 Ligaspielen knipste und in der Champions League unter anderem in Anfield traf.

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Neben Salah rechts, sollte auf der anderen Seite Luis Diaz gesetzt sein. Der Kolumbianer scheint nach einer verletzungsbedingt durchwachsenen Saison wieder voll da zu sein. Sein Dribbling, seine Explosivität und der Drang, etwas Besonderes zu machen, macht ihn zu einer Waffe im Sturm. Im Zentrum kehrt Diogo Jota zurück. Der gegen den Ball vielleicht am besten agierende Angreifer im Kader zeigte sich gewohnt sicher vor dem Tor. Der Abgang von Roberto Firmino wird man im Sturm gut kompensieren können – wenn man seinen offensiven Rhythmus aus der Vorbereitung beibehalten und ausbauen kann.

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Geschrieben von Sönke Othersen | Artikelbild: Lionel Ng/Getty Images