Am Montag reist der Liverpool FC am 36. Spieltag der Premier League zu Leicester City. Unsere Gegneranalyse:

Die Foxes haben in den letzten beiden Jahren eine unglaubliche Bruchlandung hingelegt. Im Sommer 2021 hatte man noch den FA-Cup gewonnen und zog zum zweiten Mal in Folge als Tabellenfünfer in die Europa League ein, der Verein wollte dauerhaft zu den Big6 aufschließen. Zwei Jahre später steht man vor einem Scherbenhaufen, es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Talfahrt am Ende der Saison gar mit dem Abstieg endet.

Leicester – Im Winter viel, aber falsch investiert

Nachdem Leicester im Sommer aufgrund des englischen FFP ein Transferplus erwirtschaften musste, investierten sie im Sinter noch einmal. Drei Spieler kamen neu dazu, zwei als Festverpflichtungen sowie eine Leihe. Geliehen wurde endlich ein Spieler, der auf dem rechten offensiven Flügel zu Hause ist. Eine Position, die in Leicester seit Jahren verwaist ist und wo bereits unzählige Spieler ausprobiert wurden.

Tete (22), in der Hinrunde an Lyon verliehen, kam per Leihe bis Saisonende aus Donezk. Der Brasilianer spielte in Frankreich mit sechs Toren und drei Vorlagen eine durchaus starke Hinrunde, nach einem ordentlichen Start ist er in Leicester hingegen inzwischen komplett abgetaucht. Obwohl er alles mitbringt, um dem Team zu helfen, steht Tete nur bei einem Tor und keiner Vorlage.

Die beiden Festverpflichtungen wurden aus kleineren Ligen getätigt und sollten der Defensive mehr Breite geben. Grund dafür ist, dass bereits die ganze Saison über eine Vielzahl an Abwehrspielern verletzt fehlen. Jonny Evans (35), Ricardo Pereira (29) und James Justin (25) waren allesamt als Stammspieler eingeplant, zusammen haben die drei bisher von 105 möglichen Einsätzen nur 32 absolvieren können. Ryan Bertrand (33) stand aufgrund einer Knie-OP noch gar nicht im Kader, Jannik Vestergaard (30) und Caglar Söyüncü (26) wurden aussortiert.

Und so holte Leicester je einen Innenverteidiger und einen Linksverteidiger. Harry Souttar (24) kam für die stolze Summe von 17 Millionen Euro von Zweitligist Stoke City. Vor allem deshalb stolz, weil der gebürtige Schotte und australische Nationalspieler, der von seiner Statur und Spielweise sehr an Harry Maguire (30) erinnert, bis Mitte Oktober an einem Kreuzbandriss laborierte und bei Stoke nur sieben Spiele zwischen Verletzung und Wechsel absolvierte. Soutter war zu Beginn absoluter Stammspieler in Leicester, verlor zuletzt aber seinen Platz.

Der dritte Neuzugang war Victor Kristiansen (20). Der junge Däne kam für 14 Millionen aus seiner Heimat Kopenhagen. Kristiansen sollte den Konkurrenzkampf mit Luke Thomas (21) anheizen. Das gelang dem Linksverteidiger nur bedingt. Er kommt zwar regelmäßig zum Einsatz, für die Premier League notwendige Leistungen zeigt er jedoch nicht. Hier stellt sich vor allem die Frage, warum man nicht eher auf Erfahrung gesetzt hat und sich einen älteren Neuzugang dazu geholt hat. Schließlich stand Leicester bei dem Transfer auf Platz 15.

Erneut keinen Torwart geholt

Eine Position, die auch im Winter nicht angegangen wurde, obwohl die Probleme offensichtlich waren, ist die des Torhüters. Seit dem Abgang von Kasper Schmeichel (35) im Sommer hat man keinen erstligatauglichen Keeper. Ein Zustand, der noch bitterer wird, wenn man sieht, dass der direkte Konkurrent Nottingham Forest im Winter Keylor Navas (36) verpflichten konnte. Ein Spieler, der Leicester sehr gut getan hätte und sicherlich erreichbar gewesen wäre.

Abgegeben wurden zwei Spieler, die in den Planungen keine Rolle mehr spielten. Marc Albrighton (33) sah man zuletzt sein Alter deutlich an, der Engländer ist nicht einmal bei Zweitligist West Brom Stammspieler. Ayoze Perez (29), das 30-Millionen-Missverständnis, ging auf Leihbasis zu Betis Sevilla.

Dean Smith – Seltsame Wahl als Feuerwehrmann

Anfang April war es dann tatsächlich soweit, Leicester entließ ob der prekären Situation Brendan Rodgers (50). Der Nordire, der bei den Foxes so viele Erfolge gefeiert hatte, konnte die Mannschaft offensichtlich nicht mehr erreichen und musste nach vier Jahren gehen. Sein Nachfolger ist Dean Smith (52). Der Engländer konnte sich vor allem als Trainer von Aston Villa einen Namen machen, die er zurück in die Premier League führte und dort auch ein Jahr souverän hielt.

Danach gibt es für Smith allerdings dahin. Im November 2021 wurde er bei seinem Herzensverein entlassen, nach nur einer Woche Pause übernahm er das Himmelfahrtskommando Norwich City. Trotz des Abstiegs durfte Smith bei den Canaries weiterarbeiten. Allerdings nur bis Ende Dezember 2022, denn die Leistungen waren trotz eines starken Kaders mehr als durchwachsen.


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Nun ist er also zurück in der Premier League. Allerdings nicht für lange, sein Vertrag endet bereits am Saisonende. Smith ist also ein klassischer Feuerwehrmann, der das Team kurzfristig pushen soll. Dafür ist der Engländer eine erstaunliche Wahl, schließlich hat er bisher erst einmal im Abstiegskampf der Premier League gearbeitet, letzte Saison in Norwich. Es hätte hier sicherlich bessere kurzfristige Lösungen gegeben.

Dem Abstieg ganz nahe

Entsprechend wurde es unter Smith auch kaum besser als unter Rodgers. Trotz Torwartwechsels – Daniel Iversen (25) ersetzte Danny Ward (29) -, der Begnadigung von Caglar Söyüncü (26) – Rodgers hatte ihn aufgrund persönlicher Differenzen aus dem Kader gestrichen – und dem Wiedereinsetzen von Jamie Vardy (36) als Stürmer Nummer 1 holte Smith nur fünf Punkte aus seinen bisherigen fünf Spielen.

Da die Konkurrenz parallel dazu nicht schläft, steht man nun auf dem ersten Abstiegsplatz 18. Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt zwar nur zwei Punkte, aufgrund eines schweren Restprogramms (Newcastle und West Ham) besteht dennoch kaum noch Hoffnung für die Foxes. Eine Tatsache, die durchaus schmerzt, waren sie in den letzten Jahren doch eines der attraktivsten Teams für neutrale Zuschauer.

Prognose

Der LFC wird auf einen recht defensiv eingestellten Gegner treffen. Grund dafür ist, dass die Konter-Absicherung bisher miserabel funktioniert. Ein spielerischer Ansatz besteht nicht mehr, es geht nur noch ums Überleben. Doch dafür ist die Abwehr trotz der Begnadigung von Söyüncü nach wie vor zu löchrig. Vor allem bei Standards, hier ist man eine der anfälligsten Mannschaften der Liga. Bereits zwölf Gegentore kassierte man nach ruhenden Bällen. Hier können die Reds definitiv ansetzen, man ist nicht umsonst mit 16 Toren die torgefährlichste Mannschaft nach ruhenden Bällen.

Lukas Heigl / (Photo by Alex Livesey/Getty Images)