Am Mittwoch empfängt der Liverpool FC im Nachholspiel des 28. Spieltags den Fulham FC. Unsere Gegneranalyse.
Nach dem Aufstieg im vergangenen Sommer gelang es den Cottagers überraschend gut, sich in der Premier League zu akklimatisieren. Man hatte die komplette Saison über nichts mit dem Abstiegskampf zu tun, nachdem man bei den beiden Aufstiegen zuvor jeweils direkt wieder in die Championship abgestiegen war. Doch Trainer Marco Silva (45) hat eine hervorragende Taktik gefunden, dazu funktionieren die Neuzugänge besser als erwartet.
Die Sommertransfers sowie Trainer Marco Silva (45) haben wir bereits in der Hinrunde beläuchtet. Zum Artikel kommt ihr hier!
Fulham – Punktuelle Verstärkungen
Da die Hinrundenpartie bereits am ersten Spieltag stattgefunden hatte, wurden auch im Sommertransferfenster noch nach diesem Spiel Transfers getätigt. Der erste war der von Innenverteidiger Issa Diop (25). Der Franzose bekam zunächst keine Freigabe von West Ham United, da sich einer ihrer Spieler langfristig verletzt hatte. Die Hammers holten schließlich aber noch Thilo Kehrer (26), wodurch Diop doch wechseln durfte.
Im Angriff kam ein Spieler, der bereits einmal in der Premier League gespielt hatte, als Backup von Aleksandar Mitrovic (28) neu zum Verein: Carlos Vinicius (28), vor zwei Jahren per Leihe bei den Spurs, wurde für fünf Millionen von Befinca geholt. Der größte Name der Neuzugänge ist sicherlich Willian (34). Der Flügelspieler hatte seine beste Zeit bei Chelsea, zuletzt agierte er in seiner Heimat Brasilien. Eine Ablöse musste für Willian nicht bezahlt werden.
Ansonsten kamen noch einige Spieler per Leihe für die Kaderbreite. Flügelspieler Daniel James (24) kam aus Leeds, Innenverteidiger Shane Duffy (30) aus Brighton und Linksverteidiger Layvin Kurzawa (29) von PSG. Duffy wurde dann im Winter für kleines Geld fest verpflichtet. Grund hierfür war, dass die Cottagers mit Cedric Soares (31) einen weiteren Spieler von einem Premier-League-Konkurrenten leihen wollten, und die Zahl dieser Leihen auf zwei begrenzt ist.
Mit Sasa Lukic (26) kam noch ein weiterer Spieler für die Breite im Mittelfeld. Der serbische Nationalspieler war in der Hinrunde noch Stammspieler beim FC Turin, von wo aus Lukic für vergleichsweise kleine neun Millionen Euro nach London wechselte. Abgegeben wurde nach nur einem halben Jahr im Verein bereits wieder Kevin Mbabu (27). Der Rechtsverteidiger, als Wolfsburg gekommen, kam überhaupt nicht in der Premier League zurecht und wurde nach Servette in der Schweiz verliehen.
Auf Standards fokussiert, defensiv retten Palhinha und Leno
Die Spielweise der Cottagers ist recht leicht zusammenzufassen. Sie können zwar durchaus auch etwas mit dem Ball anfangen, lieber ist es ihnen aber, auf Konter spielen zu können. Sowohl beim Ballbesitz (48,0%) wie auch bei der Passquote (79,4%) ist Fulham im unteren Mittelfeld der Tabelle. Mit dem Ball ist Innenverteidiger Tim Ream (33) der entscheidende Mann. Der US-Amerikaner ist womöglich der spielstärkste Verteidiger der gesamten Liga. Ein Problem wird der Amerikaner jedoch nicht darstellen, er wird den Rest der Saison verletzungsbedingt verpassen.
Da die übrigen Innenverteidiger ihre Stärken vor allem gegen den Ball haben, wird Fulham nun jedoch noch schwerer zu knacken sein. Zudem sichert Joao Palhinha (28) immer wieder mit ab. Der Portugiese kam im Sommer und ist gegen den Ball einer der besten Sechser in der Premier League. Er erobert ligaweit mit Abstand die meisten Bälle (4,1 pro 90 Minuten), fängt viele Pässe ab (1,3) und klärt Angriffe (1,9). Dabei foult Palhinha recht wenig (1,2). Nicht umsonst soll inzwischen bereits der FC Bayern München an ihm interessiert sein.
Auch Bernd Leno (31) spielt nach seinem Wechsel eine in Deutschland wenig beachtet hervorragende Saison. Bei der aussagekräftigsten Statistik für Torhüter, den Post-Shot-expected-Goals – eine Berechnung, die für alle Schüssen, die tatsächlich auf das Tor kommen, die Wahrscheinlichkeit auf einen Treffer ermittelt – hat Leno inzwischen Alisson (30) überholt und steht mit +8,3 auf Platz 1 der Liga. Das heißt, Leno kassiert mehr als 8 Gegentore weniger, als sie ein durchschnittlicher Premier-League-Keeper bekommen hätte. Ein herausragender Wert.
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Neben Kontern setzt Fulham nach vorne besonders auf ruhende Bälle. Mit Andreas Pereira (27) hat man einen der besten Freistoß- und Eckenschützen der gesamten Liga in den eigenen Reihen. Der Brasilianer steht bei starken sechs Vorlagen und vier Toren in dieser Saison. Insgesamt steht Fulham bei 15 Toren nach ruhenden Bällen, was einem Anteil von 33,3% an der Gesamtzahl der Tore entspricht. Nur wenige Teams haben eine höhere Quote.
Seit Mitrovics Sperre geht wenig
Lange Zeit sah es sogar so aus, als könnte Fulham ein ernsthaftes Wörtchen um die europäischen Plätze mitsprechen. Nach einem 1:0 Sieg in Brighton stand man an Spieltag 24 nur einen Punkt hinter den Reds, die zu diesem Zeitpunkt den letzten europäischen Platz inne hatten. Nach nur einem Punkt aus den nächsten drei Spielen rutschte man zwar etwas ab, blieb jedoch in Schlagdistanz.
Doch dann passierte es: Im FA-Cup-Viertelfinale gegen Manchester United (1:3) brannten Mitrovic die Sicherungen durch. Der Fixpunkt der Offensive ließ sich dazu hinreißen, den Schiedsrichter nach einer aus seiner Sicht falschen Entscheidung zu schubsen. Der Serbe flog mit glatt rot vom Platz und wurde acht Spiele gesperrt. Seither klappt kaum noch was. In sechs Spielen holte man nur noch sechs Punkte, obwohl das Programm mit vier Abstiegskandidaten relativ leicht war. Durch diese Phase verabschiedeten sich die Cottagers aus dem Kampf um Europa.
Prognose
Da neben Mitrovic und Ream womöglich auch noch Pereira aufgrund einer Verletzung im letzten Spiel ausfällt, dürfte von Fulham nach vorne so gut wie gar nichts kommen. Am ehesten achten muss man auf Harry Wilson (26). Der ehemalige Liverpooler drehte zuletzt nach einem schweren Start in die Saison auf und war in den letzten vier Spielen an drei Treffern beteiligt. Zu packen dürften die Londoner vor allem im Spielaufbau sein. Ohne Ream fehlt ihnen die ordnende Hand, mit starkem Pressing sollte man für ordentlich Verwirrung und hohe Ballgewinne sorgen können. Insgesamt ist mit einem relativ leichten Sieg für die Reds zu rechnen.
Lukas Heigl / (Photo by Mike Hewitt/Getty Images)