Am Mittwoch geht es für den Liverpool FC am 33. Spieltag der Premier League nach London zu West Ham United. Unsere Gegneranalyse:

Zwei Jahre in Folge spielten die Hammers über ihren Verhältnissen und qualifizierten sich jeweils für den europäischen Wettbewerb. Letzte Saison ging es dazu noch in der Europa League bis ins Halbfinale. Und auch in diesem Jahr steht man international wieder in einem Halbfinale, diesmal in dem der Conference League. In der Liga hingegen läuft es noch nicht so stark, trotz Rekordausgaben im Sommer. Im Winter wurde der Kader dann noch einmal feinjustiert:

West Ham – Ein dritter Stürmer war Pflicht

Ein Grund, warum es für West Ham diese Saison nicht wie gewünscht läuft ist die mangelnde Chancenverwertung. Laut xG-Tabelle hat man aktuell acht Tore zu wenig erzielt und satte elf Punkte zu wenig gesammelt. Beide Statistiken waren im Verlauf der Saison zeitweise sogar noch schlimmer. Eigentlich sollte man auf einem gesicherten zehnten Tabellenplatz mit Anschluss an die internationalen Plätze stehen.

Diese Schwäche im Nutzen von Chancen veranlasste die Hammers dann auch, im Winter nochmals offensiv nachzulegen. Mit Danny Ings (30) wurde ein ausgewiesener Torjäger verpflichtet. Der Engländer kam für zwölf Millionen Euro von Aston Villa, wo er trotz sechs Toren in der Hinrunde von Neu-Trainer Unai Emery (51) assortiert worden war, da Ings nicht ins Kontersystem des Spaniers passte. In London konnte sich der Stürmer bisher noch nicht wirklich zurechtfinden, erst zwei Tore stehen zu Buche.

Auf der Abgangsseite ist vor allem ein Name zu nennen: Der von Craig Dawson (32). Der Innenverteidiger stand wie kaum ein anderer Spieler dafür, wie sehr die Hammers in den letzten beiden Jahren überperformten. 2020 für kleines Geld (3,4 Millionen Euro) vom Absteiger Watford gekommen war Dawson zeitweise einer der besten Innenverteidiger der Premier League und stand auch sinnbildlich für die Spielweise. Mit dem Ball am Fuß keinen Auftrag, dafür kompromisslos verteidigen und vorne bei Standards gefährlich sein.

In dieser Saison nun rückte Dawson aufgrund der Transferoffensive im Sommer und dem Wunsch, die Spielweise umzustellen, immer mehr ins zweite Glied. Ursprünglich war bereits ein Abgang im August geplant gewesen, zahlreiche Verletzungen in der Defensive führten zu einem Verbleib als „Notnagel“. Dennoch kam Dawson in der Hinrunde nur achtmal zum Einsatz.


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Und so verließ der Engländer im Januar für fast dieselbe Summe, für die er gekommen war (3,75 Millionen), den Verein in Richtung Wolverhampton. Bei den Wolves, die sich voll im Abstiegskampf befinden, sind seine Tugenden nun wieder gefragt. Entsprechend konnte sich Dawson sofort den Stammplatz sichern und stand in jedem Spiel in der Startelf.

David Moyes – Geht es im Sommer zu Ende?

Mit einer Unterbrechung von eineinhalb Jahren, als der Verein dachte, man wäre dem Trainer entwachsen, ist David Moyes (60) nun seit über fünf Jahren Trainer der Hammers. Der Schotte, der sich seine Reputation vor allem bei Everton verdient hatte, ist ein sehr pragmatischer Trainer. Insofern passt er eigentlich nicht zur zurückliegenden Transferoffensive und dem damit verbundenen Anspruch auf attraktiveren Fußball.

Da Moyes auch im zwischenmenschlichen Bereich vor allem in der Kommunikation mit den Medien nicht der beste Trainer ist, haben sich viele Fans inzwischen von ihm abgewendet. Das liegt vor allem daran, dass der Trainer sich nach Pfiffen bei der Niederlage in Brighton (0:4) öffentlich gegen die Fans gestellt hat und meinte, wer in schlechten Zeiten nicht zum Verein halte, brauche in guten Zeiten auch nicht zu kommen. Das kam beim Arbeiterverein West Ham, der in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel Dreck fressen musste, logischerweise nicht gut an. Und so ist es nicht unwahrscheinlich, dass Moyes selbst bei geglücktem Klassenerhalt im Sommer gehen muss.

Starke Phase und der fast sichere Klassenerhalt

Lange Zeit sah es überhaupt nicht gut aus für die Hammers. Um die WM-Pause herum holte man aus elf Spielen nur sechs Punkte und rutschte bis auf Platz 19 ab. Nach einem 0:4 gegen Brighton, als viele Fans endgültig den Kopf von Moyes forderten, wurde es jedoch endlich besser. In den letzten fünf Spielen blieben die Londoner ungeschlagen und holten starke elf Punkte. Gegen die direkte Konkurrenz sieht man den Hammers einfach an, dass sie die individuelle Qualität eines Europapokal-Teilnehmers haben. Das reicht dann, selbst wenn kaum Automatismen vorhanden sind.

Vor allem die Defensive hat sich seit der Rückkehr von Kurt Zouma (28) deutlich stabilisiert. In den fünf Spielen kassierte man nur drei Gegentore, hielt dreimal die Null. Und so ist West Ham bei nun sechs Punkten Vorsprung zwar rechnerisch noch nicht gerettet, es müsste bei noch sechs ausstehenden Spielen aber schon mit dem Teufel zugehen, wenn man noch absteigen sollte.

Prognose

Die Hammers werden den Reds ein sehr unangenehmes, weil physisches Spiel liefern. Vor allem nach den Strapazen der letzten Woche und der immer noch dünnen Personaldecke im Mittelfeld ist das ein Gegner, auf den man eigentlich nicht treffen will. Liverpool muss es schaffen, die Intensität und Lauffreude der Gäste mitzugehen. Gelingt das nicht, könnte nach den zuletzt starken Ergebnissen sehr schnell das nächste Tief folgen.

Lukas Heigl / (Photo by NIGEL RODDIS/AFP via Getty Images)