Am Samstag geht es für den Liverpool FC am 29. Spieltag der Premier League in die Nachbarstadt zu Manchester City. Unsere Gegneranalyse.
Letzte Saison setzten sich die Skyblues zum dritten Mal in vier Jahren die Meisterkrone in der Premier League auf. Diese Saison sieht es hingegen aktuell so aus, als würde man den Kürzeren gegen den Arsenal FC ziehen. Das hängt nicht nur mit der starken Form der Gunners zu tun, sondern auch an Problemen der Skyblues. Eines dieser Problemfelder eskalierte im Januar.
Den besten Außenverteidiger verliehen
Den Transfer von Joao Cancelo (28) zum FC Bayern München dürfte jeder mitbekommen haben. Der Portugiese wechselte leihweise bis Saisonende nach Deutschland, der Rekordmeister hat zudem eine Kaufoption über 70 Millionen Euro. Die Hintergründe dieses Transfers sind durchaus spannend.
Denn Cancelo war in den letzten Jahren wohl der beste Außenverteidiger der Premier League und sorgte mit seiner spielerischen Qualität und seinem Einrücken ins zentrale Mittelfeld erst dafür, dass die Skyblues ab Februar 2021 ihre gefürchtete neue Taktik mit einrückenden Außenverteidigern spielen konnten. In dieser Saison war Cancelo jedoch nicht mehr gesetzt bei Pep Guardiola (52).
Das lag vor allem am kometenhaften Aufstieg von Rico Lewis (18). Das Eigengewächs ist auf der rechten Verteidigerposition zu Hause, kann jedoch durch seine technischen und taktischen Qualitäten die Rolle ähnlich interpretieren wie Cancelo. Dazu ist der junge Engländer gegen den Ball deutlich stabiler und vor allem engagierter als sein portugiesischer Konkurrent.
Und so stand nach der WM-Pause, aus der Cancelo sehr schleppend kam, Lewis die meiste Zeit in der Startelf. Dies sorgte bei Cancelo für einigen Frust, dem er im Training auch freien Lauf ließ. Berichten zufolge beschimpfte er Guardiola und auch seine Mitspieler mehrfach. Ein solches Verhalten sieht der Trainer überhaupt nicht gerne, und so entschied man sich, Cancelo abzugeben.
Auf der Zugangsseite passierte hingegen wenig. Mit Maximo Perrone (20) wurde nach Julian Alvarez (23) im zweiten Jahr in Folge im Januar ein großes Talent aus Argentinien verpflichtet. Anders als Stürmer Alvarez, der noch bis Saisonende zurückverliehen worden war, kam Mittelfeldmann Perrone sofort nach England. Bisher kam er nur zu einem Kurzeinsatz, gilt jedoch als großes Talent und ist bereits für die Nationalmannschaft berufen worden.
Passt Haaland trotz der Zahlen nicht?
Die Zahlen von Erling Haaland (22) sind, seit er im Sommer aus Dortmund nach Manchester kam, schier unglaublich. 42 Tore in 37 Spielen, im Schnitt alle 69 Minuten einen Treffer, mehrfach Hattricks und zuletzt in der Champions League gegen RB Leipzig sogar fünf Tore in einem Spiel. Der Norweger wird, sollte er lange genug in der Premier League spielen, viele Rekorde purzeln lassen.
Dennoch ist nicht alles Gold was glänzt. Die Skyblues wirken seit der Ankunft Haaland nicht mehr so spielfreudig, sind ausrechenbarer. Der Stürmer nahm vor allem in der Hinrunde abseits seiner Abschlüsse kaum am Spielgeschehen teil. Wenn er mit Tempo auf das Tor zulaufen kann ist er der beste Spieler der Welt, keine Frage.
Doch im Kombinationsspiel oder auch mit dem Rücken zum gegnerischen bestehen noch einige Mängel, die dazu führten, dass Citys Spiel insgesamt nicht mehr so flüssig war wie in den letzten Jahren ohne Mittelstürmer. Und das ist ja auch logisch, es wäre schlimm, hätte Haaland neben seiner ganzen Klasse auch noch die technischen Fähigkeiten eines Phil Foden (22).
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In der Rückrunde wird dieses Thema nun immer besser. Haaland nimmt mehr und mehr am Spiel teil, wartet nicht mehr stur zwischen den Innenverteidigern auf Bälle in den Lauf, lässt sich teilweise bis weit ins Mittelfeld fallen. Geht diese Entwicklung so weiter und wird der Norweger noch kompletter, wird er schon bald nicht nur aufgrund seiner Tore unaufhaltsam sein.
Zu viele Aussetzer
Vier Niederlagen in 27 Partien klingt auf den ersten Blick gar nicht einmal so schlecht. Doch wenn man bedenkt, wie die Skyblues in den letzten Jahren durch die Premier League gepflügt waren, spielen sie eine für ihre Verhältnisse schwache Saison. In den vier Meisterjahren gab es im Schnitt 3,75 Niederlagen, diese Marke hat man mit noch elf ausstehenden Spielen also bereits überschritten.
Dazu kommen immer wieder unnötige Remis gegen Abstiegskandidaten. So spielte City nach der WM-Pause sowohl zuhause gegen Everton als auch in Nottingham nur 1:1. Auch wenn beide Partien vom Spielverlauf her gewonnen hätten werden müssen sind das die Punkte, die am Ende zur Meisterschaft fehlen können. Und so liegt City aktuell bei noch einem Nachholspiel in der Hinterhand acht Punkte hinter Arsenal.
Prognose
Manchester City ist diese Saison also etwas ausrechenbarer als noch in den letzten Jahren. In erster Linie muss man die Schnittstellenpässe auf Haaland verhindern. Hierbei gilt es auch, durchaus körperlich zu Werke zu gehen, um Haaland von seinen Läufen abzuhalten. Im Hinspiel bekamen die Reds dies hervorragend hin (1:0 Liverpool). Ob der Norweger überhaupt mitspielen kann ist allerdings noch nicht geklärt. An den Länderspielen konnte Haaland verletzungsbedingt nicht teilnehmen. Es ist allerdings davon auszugehen, dass er sich dieses Spiel nicht entgehen lässt. Sein Backup Alvarez wäre für die Reds wohl sogar ein größeres Problem, da dieser gegen den Ball sehr aggressiv spielt und dazu eine viel bessere Technik hat als Haaland.
Nach vorne ist besonders die Formschwäche von Ederson (29) ausnutzbar. Wobei es die Frage ist, ob das noch eine Formschwäche ist oder ob der brasilianische Keeper in den letzten Jahren aufgrund der Spielweise der Skyblues einfach gnadenlos überschätzt worden war. So oder so, Ederson macht in diesem Jahr keinen guten Eindruck, hält kaum einmal einen „Unhaltbaren“ und hat in nahezu jedem zweiten Spiel einen kapitalen Bock drin. Dies gilt es auszunutzen, indem man seine Schwächen bei hohen Bällen und Fernschüssen sowie seine teilweise zu stark zur Schau gestellte Lässigkeit im Spielaufbau bestraft.
Lukas Heigl / (Photo by OLI SCARFF/AFP via Getty Images)