Am Samstag geht es für den Liverpool FC am 27. Spieltag der Premier League zum AFC Bournemouth. Unsere Gegneranalyse:

Die Cherries gingen als klarer Außenseiter in die Saison. Der Verein von der englischen Südküste hatte den auf dem Papier mit deutlichem Abstand schlechtesten Kader. Das lag auch daran, dass man einen der ärmsten Besitzer der Liga hatte. Dies sollte sich im Dezember allerdings ändern. Eine Investorengruppe um den Amerikaner Bill Foley (78) kaufte den Verein und holte im Januar direkt einige Spieler:

Ordentlich investiert dank neuem Besitzer

Gleich sechs Spieler stießen zum Kader. Vor allem die Offensive wurde verstärkt. Dango Ouattara (20) wurde mit der Empfehlung von zwölf Scorerpunkten in 20 Spielen in der französischen ersten Liga für 22,5 Millionen Euro aus Lorient geholt. Hier machte sich Bournemouth zunutze, dass Foley auch Teilhaber am FC Lorient ist, man somit in den Verhandlungen einen Vorteil hatte. Anders hätte man einen Spieler des Potentials von Ouattara wohl nie bekommen können.

Die beiden anderen Offensivspieler sind Antoine Semenyo (23) und Hamed Junior Traore (22). Beides waren sie nur Notnägel, da die eigentlich favorisierten Neuzugänge nicht kamen. Anstelle von Semenyo, der für 10 Millionen Euro aus Bristol nach Bournemouth wechselte, hätten die Cherries gerne Nicolas Jackson (21) vom FC Villarreal verpflichtet. Doch der senegalesische Stürmer fiel durch den Medizincheck.

Auf Traores Position, dem zentral offensiven Mittelfeld, wollte man ursprünglich Nicolo Zaniolo (23) von der Roma holen. Dieser wollte jedoch nicht in den englischen Abstiegskampf wechseln, spielt stattdessen nun bei Galatasaray in der Türkei. Traore kam per Leihe mit Kaufoption von Sassuolo gekommen. Und auch die Defensive wurde dreifach verstärkt. Mit Darren Randolph (35) kam ein sehr erfahrener Ersatzkeeper, der vor allem für das Mannschaftsklima wichtig ist.

Linksverteidiger Matias Vina (25) lieh man mit Kaufoption von der Roma. Der teuerste Neuzugang ist Innenverteidiger Ilya Zabarnyi (20). Der Ukrainer war Stammspieler bei Dynamo Kiew, wurde bereits mit 18 Jahren Nationalspieler und kam für 22,7 Millionen Euro. Allerdings ist Zabarnyi am Fuß verletzt und hat deshalb noch keine Sekunde gespielt. Gegen Liverpool könnte er erstmals wieder im Kader stehen.

Abgegeben wurden leihweise einige Spieler, die nicht mehr zur Planung des Vereins gehören, wie Mittelfeldspieler Ben Pearson (28) oder die Offensivspieler Emiliano Marcondes (27) und Siriki Dembele (26). Und so beendete Bournemouth das Wintertransferfenster mit einem ordentlichen Minus von 83 Millionen Euro.

Gary O’Neil – Vom Interims- zum Cheftrainer

Für Gary O’Neil (39) ist es der erste Cheftrainer-Posten überhaupt. Der Londoner beendete seine aktive Karriere, in der er vor allem in der unteren Tabellenhälfte der Premier League unterwegs war, erst 2019. 2020 übernahm er den Job als Co-Trainer der U23 des Liverpool FC. O’Neil blieb allerdings nur ein halbes Jahr bei den Reds, dann folgte er bereits dem Ruf von Jonathan Woodgate (43), der ihn unbedingt in Bournemouth als Assistenstrainer für die Profis haben wollte.

Auch unter Scott Parker (42) blieb O’Neil Assistent. Als dieser nach dem 0:9 in Anfield entlassen wurde, übernahm O’Neil zunächst als Interimstrainer. Bis zur Weltmeisterschaft lief es dann derart gut (13 Punkte in elf Spielen, nur vier Niederlagen), dass die Verantwortlichen ihn zum Cheftrainer machten und mit einem Vertrag bis 2024 ausstatteten.

Defensiv stehen und vorne hilft der liebe Gott

Die Spielweise hat sich auch unter O’Neil nicht wirklich verändert. Lediglich das System wurde von einer Fünferkette in eine Viererkette angepasst. Dadurch stehen nun die Außenverteidiger defensiver, es entstehen weniger Lücken im Zwischenraum zwischen Innen- und Außenverteidigung. Und so steht man zumeist dicht gestaffelt mit zwei Viererketten vor dem eigenen Strafraum.


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Nach vorne geht es weiterhin fast ausschließlich über lange Bälle auf die groß gewachsenen Stürmer. Auch Semenyo reiht sich mit 1,85 Metern nahtlos in diese Art Stürmer ein. Mit dem Ball hat man keinerlei Ansprüche und entsprechend auch mit weitem Abstand den wenigsten Ballbesitz (37,9%, Nottingham auf Platz 19 hat 40,4%). Gefährlich wird man besonders nach Standards. Sieben Tore nach ruhenden Bällen bedeutet Platz 9 in dieser Statistik. Nur Crystal Palace ist noch abhängiger von Standardtoren.

Trotz wenigen Punkten ist die Hoffnung da

Zu Beginn der Zeit von O’Neil lief es überraschend gut. Zuletzt holte die Mannschaft jedoch kaum noch Punkte und wurde bis ans Tabellenende durchgereicht. Von den zehn Spielen seit der WM-Pause gewann Bournemouth nur eines (1:0 gegen Wolverhampton), holte nur fünf Punkte und schied zudem aus beiden Pokalwettbewerben aus.

Dennoch geben die letzten Wochen paradoxerweise durchaus Hoffnung. Neben dem Sieg gegen die Wolves holte man gegen Newcastle einen Punkt (1:1) und verlor gegen Brighton (0:1) und Arsenal (2:3) nur denkbar knapp kurz vor Schluss. Ein 1:4 gegen Manchester City kann jedem Team der Liga passieren.

Prognose

Die Gastgeber dürften in den Anfangsminuten hoch pressen und versuchen, das Publikum mitzunehmen. Wenn Liverpool die ersten zehn Minuten übersteht, dürfte es danach ein sehr einseitiges Spiel werden. Die Cherries dürften sich dann am eigenen Strafraum einigeln und mit langen Bällen versuchen für Entlastung zu sorgen. Das Spiel dürfte gewisse Ähnlichkeiten zu den Partien in den letzten Jahren gegen den Burnley FC haben. Gelingt den Reds nicht in der ersten halben Stunde das 1:0, könnte sich das Spiel als sehr langatmig entpuppen.

Lukas Heigl / (Photo by Michael Regan/Getty Images)