Am Samstag reist der Liverpool FC am 24. Spieltag der Premier League in den hohen Norden zu Newcastle United. Unsere Gegneranalyse:

Die Magpies waren jahrelang die graue Maus der Liga. Der Fußball war alles andere als ansehnlich, dennoch wurde die Klasse stets recht souverän gehalten. Anfang Oktober jedoch verkaufte der bisherige Besitzer Mike Ashley (57) den Verein an ein saudi-arabisches Konsortium. Damit hat Newcastle nun den reichsten Besitzer der Liga. Trotzdem agiert man bisher auf dem Transfermarkt sehr umsichtig.

Nur eine Sofortverstärkung im Winter

Wie schon im Sommer verstärkten sich die Magpies auch im Winter gezielt. Nur ein Spieler, der neu dazu kam, wird in dieser Saison als wichtiger Kaderspieler eingeplant. Flügelstürmer Anthony Gordon (21) kam für 45 Millionen Euro von Everton. Der Engländer zeichnet sich vor allem durch seine Geschwindigkeit und seinen Einsatz aus.

Mit dem Ball am Fuß muss er noch einiges dazu lernen. Aktuell ist Gordon noch eher ein Spieler für die Breite. In den ersten beiden Spielen stand er insgesamt 75 Minuten auf dem Feld. Das Potential, Newcastle im Kampf um die europäischen Plätze zeitnah helfen zu können, hat er allemal. Dennoch sind 45 Millionen natürlich ein stattlicher Preis, in den seine Nationalität sicherlich mit eingeflossen ist.

Die beiden anderen Verpflichtungen sind Talente, die wohl erst in ein paar Jahren wirklich Einfluss nehmen können. Rechtsverteidiger Harrison Ashby (21) kam für 3,4 Millionen Euro von West Ham United, Garang Kuol (18) für 350.000 aus seiner Heimat Australien. Der Flügelstürmer wurde direkt nach Schottland weiterverliehen. Außerdem holte Newcastle noch Ersatzkeeper Martin Dubravka (33) von seiner Leihe bei Manchester United zurück.

Den Kader weiter ausgedünnt

Apropos verleihen: Auf der Abgangsseite wurde vor allem mit leihweisen Wechseln bis Sommer gearbeitet. Newcastle wollte damit in erster Linie Gehalt sparen und Spielern, die kaum Chancen auf Einsatzzeit hatten, mehr Spielzeit ermöglichen. So ging Stürmer Chris Wood (31) nur ein Jahr nach seinem 30-Millionen-Transfer nach Nottingham. Keeper Karl Darlow (32), der durch die Rückkehr von Dubravka nur noch der dritte Torwart gewesen wäre, wechselte in die zweite Liga zu Hull City.


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Der einzig feste Abgang war durchaus ein großer. Der Ex-Liverpooler Jonjo Shelvey (30), seit 2016 im Verein und bei den Fans äußerst beliebt, kam aufgrund einiger Verletzungen und dem gestiegenen Niveau im Mittelfeld der Magpies zuletzt kaum noch zum Einsatz. Der Engländer wechselte zu Nottingham Forest. Wie sich der Abgang dieses Führungsspielers auf die Kabine auswirkt wird spannend zu sehen sein.

Eddie Howe – Mehr als ein kurzfristiger Retter

Anfang November 2021 übernahm Howe das Traineramt in Newcastle. In einem Vorort von Bournemouth geboren, spielte Howe in der Jugend und zum Ende seiner aktiven Karriere beim AFC Bournemouth. Knapp 18 Monate nach seinem Karriereende wurde er im Alter von lediglich 31 Jahren Trainer der Cherries. Während seiner ersten Amtszeit konnte er im ersten Jahr in der vierten Liga die Klasse halten, im zweiten Jahr aufsteigen und spielte im dritten Jahr um den Aufstieg in die zweite Liga mit.

Im Januar 2011 folgte er dem Ruf des Geldes und wechselte nach Burnley. Hier wurde Howe allerdings nicht wirklich glücklich und kehrte nach zwei Jahren zurück zu seinem Herzensverein. Diesen konnte er in der Folge immer weiter nach oben führen, starke fünf Jahre hielt Howe den Verein in der Premier League, ehe man in der Saison 2019/20 abstieg.

Howe galt lange Zeit als eines der größten britischen Trainer-Talente. Immer wieder wurde er mit größeren Vereinen in Verbindung gebracht, allen voran mit dem Arsenal FC nach dem Abgang von Arsene Wenger. Er blieb Bournemouth allerdings zu lange treu, sodass er nach dem Abstieg über ein Jahr ohne Job war, da seine Aktien auf dem Trainermarkt immer weiter gesunken sind.

In Newcastle zeigt er erneut, wie talentiert der immer noch junge Trainer ist. Allen Unkenrufen zum Trotz, er wäre nur eine kurzfristige Lösung und die neuen Besitzer würden mit Sicherheit bald einen großen Namen auf der Trainerbank installieren, hat Howe es geschafft, die Mannschaft auf Kurs zu bringen. Aktuell kann man sich schwer vorstellen, dass Howe sich in den kommenden Jahren Sorgen um seinen Job machen muss.

Guimaraes fehlt enorm

Lange Zeit sah es so aus, als würde Newcastle bereits in ihrem ersten Jahr als Spitzenmannschaft souverän in die Champions League einziehen. Zwischenzeitlich hatte die Mannschaft fünf Punkte Vorsprung auf Platz 5 sowie ein Nachholspiel in der Hinterhand. Zuletzt lief es jedoch deutlich schlechter. Das liegt vor allem am Ausfall von Bruno Guimaraes (25).

Der Brasilianer ist das Herz und die Seele der Magpies. Der Sechser, auf seiner Position in dieser Saison vielleicht sogar der beste der gesamten Liga, holte sich im EFL-Cup-Halbfinal-Rückspiel gegen Southampton jedoch einen vollkommen unnötigen Platzverweis ab. In der 82. Minute ging Guimaraes im Mittelfeld überhart in einen Zweikampf, obwohl das Duell zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon entschieden war.

In England werden Karten aus dem Pokal mit in die Liga genommen. Und so musste Newcastle in den letzten beiden Spielen ohne ihren besten Spieler auskommen. Prompt gab es nur zwei Unentschieden gegen West Ham United und den AFC Bournemouth (je 1:1). Durch diese beiden Unentschieden schmolz der Vorsprung auf Platz 5 auf zwei Punkte.  Gegen die Reds wird Guimaraes ein letztes Mal fehlen, ein klarer Vorteil für Liverpool.

Prognose

Die Reds müssen sich auf einen sehr defensiven Gegner einstellen. Newcastle stellt diese Saison die mit weitem Abstand beste Defensive der Liga (13 Gegentore in 22 Spielen). Und ohne Guimaraes haben sich die Magpies zuletzt noch einmal mehr auf die starke Defensive verlassen als bereits davor. Liverpool dürfte in diesem Spiel an die 70% Ballbesitz haben.

Nach vorne gefährlich sind die Gäste vor allem nach Standards sowie bei schnellen Umschaltaktionen. Haben sie den Ball, kommt besonders aus dem zentralen Mittelfeld wenig. Der wohl kreativste Spieler ist ähnlich wie beim LFC der Rechtsverteidiger Kieran Trippier (32). Nimmt man den Engländer aus dem Spiel, fällt Newcastle selten etwas ein.

Lukas Heigl / (Photo by Stu Forster/Getty Images)