Am Montag empfängt der Liverpool FC am 23. Spieltag der Premier League den Everton FC zum Stadtderby. Die Analyse aus Sicht der Reds.

Die Toffees sind nach Jahren großer Ambitionen nun bereits das zweite Jahr in Folge tief im Abstiegskampf. Das liegt neben sehr schlechten Investitionen auch daran, dass man im Kalenderjahr 2022 aufgrund des englischen FFP kaum Geld ausgeben durfte. Im Winter wollte man sich zwar verstärken, schaffte dies jedoch nicht und wurde sogar noch schwächer.

Den Hoffnungsträger verloren

Diese Schwächung erfolgte vor allem durch den Abgang von Anthony Gordon (21). Der aus der eigenen Jugend stammende Flügelspieler hatte keine Lust mehr auf das mehr als toxische Umfeld der Toffees, das unter anderem dafür sorgte, dass er nach der Heimniederlage gegen Southampton (1:2) von den eigenen Fans am Verlassen des Stadiongeländes gehindert worden war, streikte und wechselte schließlich für 45 Millionen Euro zu Newcastle United.

Vor allem emotional war das ein großer Verlust für Everton. Die Fans sehnen sich seit Jahren nach einem Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, der sich dauerhaft in der ersten Mannschaft etablieren kann und dieser auch treu bleiben will. Tom Davies (24), dem diese Rolle vor einigen Jahren angedacht war, ist viel zu inkonstant dafür. Und so warten die Fans weiter.

Niemand will kommen

Auf der Zugangsseite sieht es noch düsterer aus. Keinen einzigen Spieler konnte Everton davon überzeugen, in den blauen Teil Liverpools zu kommen. Und das lag nicht etwa daran, dass man es nicht versucht hätte. Doch egal wen man holen wollte, jeder sagte aus dem ein oder anderen Grund ab. Viele der gewünschten Neuzugänge schlossen sich dabei auch lieber der direkten Konkurrenz an.

Kamaldeen Sulemana (20) und Paul Onouachu (28) gingen nach Southampton, Georginio Rutter (20) nach Leeds und Danny Ings (30) zu West Ham. Ismaila Sarr (24) wollte lieber bei Zweitligist Watford bleiben, Michy Batshuayi (29) zog es vor, weiterhin in Istanbul zu spielen. Thorgan Hazard (29) wechselte in die niederländische Liga, Conor Gallagher (23) blieb beim Chelsea FC.

Bei einigen anderen, zum Teil Zweitligaspieler konnte man sich mit den Vereinen nicht auf eine Ablösesumme einigen. Am dramatischsten war die Geschichte um Arnaut Danjuma (26). Dieser war bereits auf dem Weg zur Unterschriftsleistung, wurde jedoch quasi im Medizincheck abgefangen und wechselte stattdessen zu Tottenham.
Nach Ende des Transferfensters verlor Everton schließlich auch noch den Kampf um Andre Ayew (33). Der Ghanaer war ablösefrei zu haben, schloss sich jedoch lieber Nottingham Forest an. Und so sind die Toffees nach einem Transferfenster, in dem alle Konkurrenten um den Klassenerhalt ihren Kader nochmal verbessert haben, sogar schlechter geworden. Keine guten Voraussetzungen für den Kampf gegen den Abstieg.


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Sean Dyche – Baut er sich Burnley 2.0?

Ein Argument pro Everton im Abstiegskampf ist hingegen die Ankunft von Sean Dyche (51). Der Trainer beerbte Ende Januar den entlassenen Frank Lampard (44). Dyche ist ein echter Kenner des Abstiegskampfs, in seiner Zeit bei Burnley bewies er dies mehr als einmal. Es gibt aktuell wohl keinen besseren Mann, wenn man gegen den Gang in die Championship vorgehen will.

Die Spielweise von Dyche ist mit unattraktiv noch sehr wohlwollend umschrieben. Seine Teams kratzen, beißen und hauen sich in jeden Zweikampf. Hat man dann mal den Ball, geht es in der Regel ohne jeglichen Spielaufbau lang und hoch nach vorne. Doch im Abstiegskampf muss es ja nicht schön sein, was man spielt, sondern erfolgreich.

Die Tatsache, dass Dyche nun zu Everton gegangen ist, passt auch dramaturgisch hervorragend. Schließlich geriet er bereits mehr als einmal verbal mit Jürgen Klopp (55) aneinander. Besonders laut wurde es im Januar 2021, als Burnley in Anfield mit 1:0 gewann. Klopp war ob der Spielweise der Clarets dermaßen sauer, dass er Dyche zur Halbzeit in den Kabinengang verfolgte und ihn zur Rede stellen wollte. Beide spielen jetzt sogar in derselben Stadt und dürften jetzt noch einmal Feuer in das Derby-Duell bringen.

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Die Hoffnung ist wieder da

Unter Lampard sah es für die Toffees ganz düster aus. Aus den letzten zehn Spielen unter dem Ex-Trainer gewann Everton kein einziges, holte nur zwei Punkte. Dyches erste Partie am vergangenen Wochenende gegen Tabellenführer Arsenal gab den Fans hingegen wieder Hoffnung. Es war ein klarer Plan erkennbar, die Spieler wurden ihren Stärken entsprechend eingesetzt, sie kämpften um jeden Zentimeter und erarbeiteten sich schlussendlich den 1:0-Heimsieg. Die Fans standen auch erstmals seit Wochen wieder voll hinter der Mannschaft. Der Weg zum Klassenerhalt ist zwar immer noch ein weiter.

Prognose

Everton dürfte ein sehr unangenehmer Gegner werden. Die Zuschauer erwartet ein zähes Spiel, in dem der LFC wohl deutlich über 70 % Ballbesitz haben wird, Chancen jedoch Mangelware sein dürften. Ein frühes Tor ist essenziell, um den Druck etwas herauszunehmen. Wirklich umstellen wird Everton ihr Spiel jedoch auch bei Rückstand nicht. Nach vorne werden die Toffees vor allem nach Standards Gefahr ausstrahlen, mit James Tarkowski (30), Dominic Calvert-Lewin (25), Abdoulaye Doucoure (30) oder Amadou Onana (21) hat man etliche kopfballstarke Spieler in der ersten Elf.

Geschrieben von Lukas Heigl / (Photo by Gareth Copley/Getty Images)