Analyse | Am Samstag empfängt der Liverpool FC am 21. Spieltag der Premier League den Chelsea FC. Die Blues sind sportlich in einer ähnlich schlechten Verfassung wie die Reds, dazu gibt es viele störende Nebengeräusche. Unsere Gegneranalyse:

Nachdem der frühere Besitzer Roman Abramowitsch (56) aufgrund seiner Nähe zum russischen Kremel infolge des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine den Verein verkaufen musste, übernahm ein amerikanisches Konsortium, dessen Gesicht Todd Boehly (49) ist. Die neuen Besitzer wollten von Anfang an zeigen, dass ihnen Geld nicht so wichtig ist. Entsprechend wurde investiert.

Konfuses Transfergebaren

Da die Besitzverhältnisse lange unklar waren, konnten die Blues einige der eigenen Spieler mit auslaufendem Vertrag nicht halten. Die beiden Innenverteidiger Antonio Rüdiger (29) und Andreas Christensen (26) verließen den Verein ablösefrei in Richtung Spanien. Rüdiger heuerte bei Real Madrid an, Christensen bei Barcelona. Vor allem der Abgang von Rüdiger wog schwer, war der Deutsche doch unumstrittener Stammspieler und unter Thomas Tuchel (49) zu einem Weltklasse-Innenverteidiger gereift.

Auch aus diesem Grund, doch auch weil die neuen Besitzer direkt Spuren hinterlassen wollten wurde kräftig Geld in die Hand genommen. Wesley Fofana (21, für 80 Millionen aus Leicester) und Kalidou Koulibaly (31, für 38 Millionen aus Neapel) sollten die Lücke stopfen. Dazu kamen mit Marc Cucurella (24, für 65 Millionen aus Brighton), Pierre-Emile Aubameyang (33, für 12 Millionen vom FC Barcelona) und Denis Zakaria (25, auf Leihbasis von Juventus) weitere teure Spieler.

Der größte Name war sicherlich der von Raheem Sterling (27). Der Flügelspieler, der auch schon einmal für den LFC aufgelaufen war, wechselte für 56 Millionen Euro von Manchester City zu den Blues. Da man außerdem noch für die Talente Carney Chukwuemeka (18) und Gabriel Slonina (18) weitere 27 Millionen Euro ausgab, hatte man bereits im Sommer Gesamtausgaben von über 280 Millionen Euro.

Arsenal den Wunschspieler weggeschnappt

Im Winter geht die fröhliche Shoppingtour weiter. Zunächst konzentrierte man sich hier auf Talente. Mittelfeldmann Andrey Santos (18, aus Brasilien) und Stürmer David Datro Fofana (20, aus Norwegen) kosteten zusammen 25 Millionen Euro. Innenverteidiger Benoit Badiashile (21) kam für 38 Millionen aus Monaco. Aufgrund einer Vielzahl an Verletzten in der Offensive wurden in den letzten Tagen dann nochmal zwei ganz große Transfers getätigt.

Auf Leihbasis bis Sommer konnte Chelsea Joao Felix (23) von Atletico Madrid für sich gewinnen. Die Leihe kostet die Blues 11 Millionen Euro, zudem übernehmen sie das komplette Gehalt des Portugiesen. Und dann ist da ja noch Mykhaylo Mudryk (22). Der Flügelspieler von Shaktar Donezk, der sich in den letzten Monaten sehr offensiv dem Arsenal FC angeboten hatte, wurde den Gunners vor der Nase weggeschnappt.

Für den Ukrainer legte Chelsea schlussendlich 70 Millionen auf den Tisch, die Summe kann noch auf 100 Millionen ansteigen. Somit haben die Blues bisher insgesamt unglaubliche 425 Millionen Euro in Neuzugänge investiert. Und dass die Blues fertig mit ihrem Transferwahnsinn sind ist ja noch lange nicht gesagt.

Die Abgangsseite liest sich da deutlich entspannter. Die größten Namen sind wohl der von Timo Werner (26, für 20 Millionen zurück nach Leipzig) und der von Romelu Lukaku (29, auf Leihbasis zu Inter Mailand). Beide Offensivspieler kamen in ihrer Zeit bei den Blues nicht einmal ansatzweise an frühere Leistungen heran und müssen als klare Flop-Transfers abgestempelt werden. Vor allem Lukaku, für den Chelsea 2021 noch 113 Millionen Euro bezahlt hatte.

Der unwürdige Abgang des Thomas Tuchel

Verständlicherweise brauchte die Mannschaft nach den vielen Zugängen im Sommer etwas, um sich einzuspielen. Tuchel bekam jedoch nicht die Zeit, dies zu tun. Die neuen Besitzer wollten wohl ein Zeichen setzen und alte Zöpfe abschneiden, deshalb musste der Deutsche nach einer 0:1-Niederlage in der Champions League bei Dinamo Zagreb gehen. Auch wenn es sportlich nicht einwandfrei lief (10 Punkte aus 6 Spielen in der Liga) und Tuchel sicherlich nicht leicht ist in seinem Umgang mit Vorgesetzten, so etwas sollte man normalerweise nicht mit einem Trainer, der dem Verein etwas mehr als ein Jahr zuvor noch die Champions League gewinnen konnte.

Graham Potter – Ungewöhnlicher Karriereweg

Nun ist also Graham Potter (47) im Amt. Dieser hat einen sehr ungewöhnlichen Weg hinter sich. Nach seiner aktiven Karriere wurde er während seines Studiums Trainer der Universitätsmannschaft, anschließend nahm er den Job des technischen Direktors der ghanaischen Frauennationalmannschaft an. 2010 ging er nach Schweden zum Östersunds FK, die er in siebeneinhalb Jahren aus der vierten Liga bis in die Europa League führte, wo man unter anderem Hertha BSC in der Gruppe hinter sich lassen und beim Arsenal FC gewinnen konnte.

Nach einer Saison bei Swansea City bekam er schließlich das Angebot von Brighton, die er am 20.05.2019 übernahm. Potter ist auch neben dem Platz die Weiterbildung seiner Spieler sehr wichtig. So lässt er sie Theaterstücke aufführen, gibt ihnen die Lektüre von Klassikern an die Hand und vieles mehr. In seiner Zeit an der Universität schloss Potter ein Studium zum Erlernen von Führungsqualitäten (Sozialwissenschaften) mit der Note 2,1 ab.

Wenig Struktur und bereits jetzt Trainerdiskussionen

So gut Potter in Brighton auch funktioniert haben mag, bei Chelsea läuft es bisher noch überhaupt nicht. Nach einem soliden Start klappte zuletzt kaum noch etwas. Die Mannschaft wirkt verängstigt, Potter findet keinen Zugang zu den Spielern und ist auf der anderen Seite nicht bereit, Kompromisse einzugehen und die Ergebnisse der Spielweise vorzuziehen. Der Engländer möchte auf Teufel komm raus einen attraktiven Ball spielen. Das geht jedoch gegen alles, was Tuchel dem Team in seiner Zeit eingetrichtert hat. Dazu kommen extrem viele Verletzte.

Und so konnten die Blues aus den letzten acht Ligaspielen nur zwei gewinnen und nur sieben Punkte holen. Dadurch rutschte man bis auf Platz 10 ab. Dazu sind die Londoner aus beiden Pokalwettbewerben bereits ausgeschieden. Das in Kombination damit, dass der auf den sehr beliebten Tuchel gefolgte Potter bei den Fans kaum Kredit hat und diese bereits nach einer Rückkehr des Deutsche lechzen sorgt dafür, dass Potter sich schon nach so kurzer Zeit Fragen zu seiner Zukunft gefallen lassen muss.

Prognose

Eine Prognose fällt extrem schwer, da überhaupt nicht absehbar ist, wie Potter spielen lässt. In den letzten Spielen testete er die Viererkette aus, wirklich funktioniert hat dies jedoch auch nicht. Chelsea wird wohl versuchen nach vorne zu spielen, was Liverpool zugute kommen sollte. Bringen die Reds auch nur ansatzweise ihre Normalform auf den Rasen, sollte man die komplett verunsicherten Blues eigentlich recht locker schlagen können.

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Lukas Heigl / (Photo by Ryan Pierse/Getty Images)