Am Samstag geht es für den Liverpool FC am 13. Spieltag der Premier League zu Nottingham Forest. Unsere Gegneranalyse:

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Nach 18 Jahren Unterklassigkeit sind die Tricky Trees endlich zurück in der Premier League. Der zweimalige Europapokal-der-Landesmeister-Sieger aus den 1970ern ist auch nach all der Zeit einer der größten Vereine des Landes. Entsprechend froh waren viele Fans in England über den Aufstieg und gespannt, wie Nottingham sich in der besten Liga der Welt schlagen würde.
Leihspieler konnten nicht gehalten werden
In Nottingham blieb im Sommer kaum ein Stein auf dem anderen. Grund hierfür war, dass der Aufstieg zu einem großen Teil durch Leihspieler verwirklicht werden konnte. Gleich vier Schlüsselspieler der letzten Saison waren nur geliehen, keinen davon konnten die Reds halten. Stürmer Keinan Davis (24) wurde von Aston Villa nochmals in die Championship nach Watford verliehen, Flügelspieler Philip Zinckernagel (27) spielt nun in Lüttich.
Die beiden größten Verluste waren die von James Garner (21) und Djed Spence (22). Die zwei waren letzte Saison wohl die beiden wichtigsten Spieler im Kader. Mittelfeldregisseur Garner wechselte im Sommer von Manchester United für knapp über zehn Millionen Euro zu Everton. Finanziell hätte Nottingham den Transfer stemmen können, das Problem war, dass United den englischen U21-Nationalspieler erst kurz vor Ende der Transferphase für einen Wechsel frei gab. Zu diesem Zeitpunkt stand der Kader der Reds bereits.
Flügelverteidiger Spence, der mit seinem Offensivdrang essentiell für die Spielweise Nottinghams in der letzten Saison war, wechselte für fast 15 Millionen Euro von seinem Stammverein Middlesbrough zu Tottenham. Einen weiteren namhaften Abgang hatte man in Brice Samba (28). Der letztjährige Stammtorwart wollte seinen bis 2023 laufenden Vertrag nicht verlängern und wechselte für fünf Millionen Euro zum RC Lens nach Frankreich.
Rekordsommer führt zu fast vollständig neuem Kader
Neu im Team sind insgesamt unglaubliche 20 Spieler. Daher würde eine vollständige Aufzählung der Namen den Rahmen sprengen. Die namhaftesten Neuzugänge sind sicherlich Neco Williams (21, Rechtsverteidiger, für 20 Millionen aus Liverpool), Jesse Lingard (29, offensives Mittelfeld, ablösefrei von Manchester United) und Dean Henderson (25, Torwart, per Leihe von Manchester United).
Insgesamt gab Forest 162 Millionen Euro aus, dazu kommen zum Teil sehr hohe Gehälter. Lingard verdient beispielsweise in seinem einen Jahr, das er unterschrieben hat, 10,4 Millionen Pfund. Einen Betrag, den selbst in Liverpool nur drei Spieler erhalten. Insgesamt kann man das Transferfenster in zwei Abschnitte einteilen. Zu Beginn des Sommers holte man vor allem Rotationsspieler von großen Vereinen, Spieler aus der zweiten Liga oder aus der Bundesliga.
Je weiter der Sommer voranschritt, desto deutlicher wurde, dass Nottingham durchaus größere Fische an Land ziehen können würde. Und das wurde dann auch getan, ungeachtet der Frage, wie voll der Kader auf dieser Position bereits ist. Entsprechend holte man kurz vor Ende der Transferphase noch Spieler wie Renan Lodi (24, Linksverteidiger, per Leihe mit Kaufoption von Atletico Madrid), Remo Freuler (30, Mittelfeld, für neun Millionen Euro aus Bergamo) oder Serge Aurier (29, Rechtsverteidiger, ablösefrei aus Villarreal). Und so hat man nun einen sehr vollen Kader aus Spielern, die sich weder gegenseitig noch das Spielsystem des Trainers kennen.
Steve Cooper – Ein talentierter Mann wird verbrannt
Steve Cooper (42) ist eines der größten Talente auf dem englischen Trainermarkt. Dieses Talent deutete sich früh an. Der Waliser kam 2008 als Trainer in die Jugendakademie des Liverpool FC. Bis 2013 durchlief Cooper mehrere Stationen als Trainer und Nachwuchskoordinator beim LFC, ehe er in den Juniorenbereich des englischen Verbands wechselte. Mit der U17 gewann er 2017 die Weltmeisterschaft. Es war der erste Titel für die Engländer seit 1966.
Zwei Jahre später verließ Cooper den Verband und übernahm im Sommer 2019 den Trainerjob bei Swansea City und damit ein extrem schweres Erbe, das von Graham Potter (47) nämlich, dem heutigen Chelsea-Trainer. Cooper entwickelte die Schwäne nochmal weiter und erreichte in seinen beiden Jahren in Wales jeweils die Aufstiegsplayoffs in der Championship. Aufsteigen konnte der Verein jedoch nicht.
2021 sah er sich bereit für den nächsten Schritt und verließ Swansea. Zunächst fand er keinen neuen Job, doch bereits Ende September übernahm Cooper Nottingham Forest. Forest war, bevor Cooper kam, ein ziemlicher Chaos-Verein. Zusammen mit Dane Murphy (36), der zuvor bereits Barnsley auf Vordermann gebracht hatte, schaffte Cooper eine Kehrtwende und den Aufstieg in die Premier League. Wie lange der Waliser bei weiterer Erfolglosigkeit noch in Nottingham sein wird ist unklar. Klar ist jedoch, der nächste Verein (oder die englische Nationalmannschaft?) wird einen hervorragenden jungen Trainer bekommen.
Schon jetzt kaum noch Hoffnung?
Schon die ganze Saison über stellt man sich in Nottingham die Frage, wie man eigentlich spielen will. Zum Start agierte Forest im 3-4-1-2, das man aus der Aufstiegssaison gewohnt war. Auch die Spieler wurden für dieses System eingekauft. Wirklich funktioniert hat das jedoch nicht. Nachdem die Reds im September nacheinander gegen die beiden Mitaufsteiger Bournemouth und Fulham mit 2:3 verloren, änderte Cooper das System hin zum 4-3-3.
Teilweise lässt er dabei ohne klassischen Stürmer spielen und Bennan Johnson (21) gibt die falsche 9. Wirklich besser wurden die Ergebnisse dadurch jedoch nicht. Aus vier Spielen gegen nicht unbedingt starke Gegner holte Nottingham zwei Punkte, insgesamt hat man nun sechs Zähler auf dem Konto und steht auf Platz 19.
Das große Problem ist, dass die meisten der Teams, die vor der Saison als direkte Konkurrenz eingestuft wurden, bereits deutlich enteilt sind. So tummeln sich um die Reds herum Mannschaften wie Leicester, Wolverhampton oder Aston Villa – allesamt höher eingeschätzt -, während Bournemouth, Fulham oder Brentford bereits sechs oder mehr Punkte Vorsprung auf Forest haben.
Prognose
Nicht nur das System wurde zuletzt angepasst, auch die Spielweise. Agierte Forest zu Saisonbeginn noch recht offensiv, versucht man inzwischen vor allem gut zu stehen. Im letzten Spiel gegen Brighton (0:0) hatten die Tricky Trees 30% Ballbesitz und eine Schussstatistik von 3:19. Ähnlich dürfte es am Samstag auch wieder aussehen. Dennoch ist Vorsicht geboten. Vor allem Johnson und Lingard sind blitzschnell und technisch herausragend, die beiden können einem im Konter richtige Probleme bereiten. Ähnliches gilt für Taiwo Awoniyi (25), der noch eine gewisse Körperlichkeit ins Spiel bringt.
Lukas Heigl / (Photo by Shaun Botterill/Getty Images)