Analyse │ Am Montag empfängt der Liverpool FC am zweiten Spieltag der Premier League Crystal Palace. Unsere Gegneranalyse:

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Bei den Eagles endete letzten Sommer eine Ära. Roy Hodgson (75) beendete seine Trainerlaufbahn und damit auch seine vierjährige Tätigkeit bei Crystal Palace. Sein Nachfolger ist nun Patrick Viera (46). Nicht nur auf der Trainerbank gab es einen Umbruch, auch im Kader veränderte sich einiges. Insgesamt gab man über 70 Millionen Euro aus, der Altersdurchschnitt der eingesetzten Spieler sank von 28,8 auf 27,0. Diesen Umbruch wollte man diesen Sommer weiter vorantreiben.
Der Umbruch wird weiter vorangetrieben
Auch in diesem Transferfenster verjüngte man den Kader deutlich. Die Spieler, die gegangen sind, haben einen Altersschnitt von 29,0 Jahren, während die Neuzugänge einen von 22,75 Jahren haben. Der wichtigste Neuzugang ist sicherlich Cheick Doucoure (22). Der defensive Mittelfeldspieler kam für 22,6 Millionen Euro vom RC Lens aus der französischen ersten Liga. Doucoure hat seine Stärken klar gegen den Ball und ist unter Viera als alleiniger Sechser im 4-3-3 eingeplant.
Die übrigen Neuzugänge sind eher Rotationsspieler, die den Kader in der Breite verstärken sollen. Vom FC Bayern München kam der in der Abwehrkette vielseitig einsetzbare US-Amerikaner Chris Richars (22) für zwölf Millionen Euro. Keeper Sam Johnstone (29) kam ablösefrei von Zweitligist West Bromwich Albion, der Engländer soll sich einen Zweikampf mit Vicente Guaita (35) um den Platz zwischen den Pfosten liefern. Der vierte neue Spieler ist mit Malcolm Ebiowei (18) ein Außenstürmer-Talent, das ablösefrei aus Derby kam und langsam ans Team herangeführt werden soll.
Auf der Abgangsseite der sich zuvor fest im Kader befindlichen Spieler stehen nur zwei Spieler, die letzte Saison eine Rolle gespielt haben. Stürmer und Ex-Liverpooler Christian Benteke (31) wechselte für fünfeinhalb Millionen Euro zu D.C. United in die amerikanische MLS, Mittelfeldmann Cheikhou Kouyate (32) bekam keinen neuen Vertrag. Der Senegalese schloss sich Aufsteiger Nottingham an. Der schmerzvollste Abgang war sicherlich der von Conor Gallagher (22). Der zentrale Mittelfeldspieler war letzte Saison vom Chelsea FC ausgeliehen und essentieller Bestandteil der Mannschaft. Gallagher kehrte im Sommer zu den Blues zurück.
Patrick Viera – Stärker als erwartet
Die Eagles sind Vieras erste Cheftrainerstation im englischen Profibereich. Zuvor war der ehemalige Weltklasse-Mittelfeldspieler, der sich vor allem in seiner Zeit beim Arsenal FC diesen Ruf erworben hatte, in der Jugend von Manchester City, in den USA sowie bei Nizza unter Vertrag. Vor allem seine Leistungen in Frankreich ließ die meisten Experten daran zweifeln, dass Viera ein fähiger Trainer werden könnte.
Er übernahm von Lucien Favre (64) eine gut funktionierende Mannschaft, die Viera dann eher zurück- als weiterentwickelte. Vor allem die offensive Ideenlosigkeit war frapierend, in der Saison 2018/19 erzielte die Mannschaft nur 30 Tore. Zwei Jahre zuvor waren es mit 63 noch mehr als doppelt so viele. Es bleibt abzuwarten, wie er sich als Trainer weiterentwickelt und ob er genug Zeit für diese Entwicklung bekommt.
Vor seiner ersten Saison war der Franzose bei den Buchmachern einer der Topkandidaten auf eine frühe Entlassung. Umso überraschender ist die Entwicklung, die Viera in London nahm. Sein System funktionierte nach etwas Eingewöhnungszeit hervorragend, er erwies sich als guter Man Manager. Und so werden bereits Stimmen laut, die Viera zeitnah bei einem größeren Verein als Palace sehen.
Offensiver dank spielstarken Innenverteidigern
Die Spielweise dürfte sich im vergleich zum letzten Jahr kaum unterscheiden. Man spielt in einem 4-3-3, die Spieler stehen recht hoch. Im Ballbesitz traut man sich einiges zu, vor allem, da die Innenverteidiger mit dem Ball am Fuß sehr stark sind. Marc Guehi (22) und Joachim Andersen (26) gehörten letzte Saison mit 65,2 bzw. 68,6 gespielten Pässen pro Spiel zu den 18 Spielern mit den meisten Pässen pro 90 Minuten in der gesamten Liga. Mehr als beispielsweise der Italiener Jorginho (30) bei Chelsea hatte (64,9). In Sachen Passquote hebt sich Guehi (87,4%) deutlich von seinem Nebenmann Andersen ab (81,6%), was vor allem daran liegt, dass der Däne für die langen Vertikalpässe verantwortlich ist, welche insgesamt geringere Erfolgsaussichten haben als kurze Pässe.
Als Mannschaft belegten die Eagles beim Ballbesitz mit 50,8% einen starken zehnten Platz ligaweit. Die Passquote war mit 80,3% immerhin die elftbeste der Liga. Kein Vergleich mehr zu den Zeiten von Hodgson. In der letzten Saison unter dem Ex-Trainer 2020/21 stand man bei 42,9% Ballbesitz (Platz 18) und 76,1% Passquote (Platz 17). Gegen den Ball presst Palace extrem viel. Letzte Saison lösten nur drei Mannschaften mehr Pressingaktionen aus als die Eagles (1.810), starke 30% davon waren erfolgreich. Zum Vergleich: Liverpool presste letzte Saison 1,731-mal, wobei man in 32,3% der Fälle erfolgreich war. Nur City hatte mit 32,5% eine noch höhere Erfolgsquote als die Reds.
Michael Olise – Wann kommt der große Wechsel?
Der in London geborene Michael Olise (20) geht in seine zweite Premier-League-Saison, nachdem er im Juli 2021 von seinem Jugendverein Reading FC, wo er in seiner ersten vollständigen Championshipsaison sieben Tore und zwölf Vorlagen erreichte, für 9,3 Millionen Euro zu Crystal Palace gewechselt war. Zu Saisonbeginn fiel er wegen einer Achillessehnenverletzung aus, kam danach mehr und mehr zu Spielzeit und deutete an, welch großes Potential in ihm schlummert.
In nur knapp über 1.000 Spielminuten kam der offensiv flexibel einsetzbare Olise auf starke sieben Torbeteiligungen. Dazu war er mit zwei Toren und drei Vorlagen ein wesentlicher Faktor dafür, dass die Eagles bis ins Halbfinale des FA-Cup vorgestoßen waren. Geht man davon aus, dass er in der kommenden Saison zum Stammspieler werden wird, können wir wohl mit 15 bis 20 Torbeteiligungen von Olise rechnen. Kommenden Sommer könnte dann bereits der nächste Schritt in seiner Karriere kommen, bereits jetzt wird vor allem Arsenal und den Spurs großes Interesse nachgesagt.
Prognose
Die Reds erwartet also ein hochaggressiver Gegner. Gerade zu Spielbeginn wird es wichtig sein, sich nicht davon überraschen zu lassen und die Ruhe zu bewahren. Je wilder das Spiel wird, desto mehr spielt es den Gästen in die Karten. Das zeigten sie auch bereits in ihrem ersten Saisonspiel. Gegen Arsenal gab es zwar eine 0:2-Niederlage, die Partie hätte jedoch auch gut und gerne zugunsten der Eagles enden können.
Lukas Heigl / Photo by ROSLAN RAHMAN/AFP via Getty Images