Liverpool und Manchester United sind die zwei englischen Klubs mit den meisten Fans weltweit. Und wenn sich beide Fußballklubs zu einem Duell außerhalb Englands treffen, ist viel Aufmerksamkeit garantiert.

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Vor allem in Asien, wo beide Klubs teilweise eigene kleine Büros für Social Media und Publicity haben (Beispiel: China). Im Falle von Liverpool gibt es aktuell 57 offizielle Fanclubs (Stand Ende 2021) und viele inoffizielle Gruppierungen. Manchester United soll zumindest quantitativ noch eine größere Fanbase in Asien haben. Die Märkte sind groß und umso größer das Potenzial.

Liverpool – Man United: Überteuerter Fitness-Kick?

Wenn also beide Fußballklubs ein Testspiel in einer Region spielen, in der fast ein Drittel ihrer globalen Fans leben, dann sorgt das nicht nur für eine riesige Aufmerksamkeit, sondern auch für ein volles Stadion. Mag man glauben. Doch das Vorbereitungsspiel, dass die Red Devils mit 4:0 gewannen, kostete fast 60 Mal soviel, wie ein „normales“ Heimspiel einer Mannschaft in Bangkok und Thailand generell.

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„Für diesen Teil der Welt sind dies die beiden größten Fußballvereine – etwas Größeres konnten wir nicht bekommen“, sagt Marcus Luer, der Geschäftsführer von Total Sports Asia, der den Deal vermittelt hat, die Teams nach Thailand zu bringen. „Dies ist das größte Spiel, das jemals in Asien stattgefunden hat – die Einnahmen werden die höchsten in Asien sein.“

Auch wenn dieses Spiel Thailand auf die Fußballkarte bringt und viele Fans von außerhalb anreisen werden, schockierten die Eintrittspreise nicht nur einheimische Fans, sondern auch Premier-League-Fans in England. Die billigsten Eintrittskarten für das 51.000 Zuschauer fassende Stadion kosten 5.000 Baht (etwa £115). Das ist nur das preiswerteste Ticket. Die Konsequenz: Ein geschätzt halb-volles Stadion. Die offiziellen Zahlen werden nicht genannt.

Liverpool-United kostet fast ein Drittel des Monatsgehalts

Im Vorfeld des Spiels bringt der Guardian eine Story und interviewt thailändische Fans. „Ich verdiene nicht genug Geld, um 10.000 Baht für ein Fußballspiel auszugeben“, sagt der lokale Liverpool-Fan Thesis Laohajarastsang. „Die Preise sind zu hoch, da das Durchschnittsgehalt hier bei 30.000 Baht pro Monat liegt. Ich weiß, dass die Kosten für die Ausrichtung des Spiels im zweistelligen oder dreistelligen Millionenbereich liegen, aber die meisten thailändischen Fußballfans können sich den Besuch des Spiels nicht leisten. Ich habe Mitleid mit den eingefleischten Fans, die gezwungen sein werden, das Spiel im Fernsehen zu verfolgen.“

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In Thailand haben Liverpool und Manchester United eine alteingesessene Fangemeinschaft. Für viele Fans ist das die einzige Möglichkeit, ihr Team jemals live zu sehen. Einen Flug und Übernachtung in England plus ein Ticket würde wahrscheinlich komplette Ersparnisse auffressen.

Umso enttäuschender, dass dieses Spiel quasi das erste Testspiel für Liverpool in dieser Saison ist. Die meisten Spieler kommen nach erst zwei bis drei Trainingseinheiten in den Kader. Andere Spieler wie Mohamed Salah haben im Vorfeld nur das Auftakttraining im Stadion mitgemacht. Und natürlich rotieren beide Trainer komplett durch das Team. Jürgen Klopp stellt sogar drei komplette Mannschaften aufs Spielfeld.

Es ist schön, die Jungs alle wiederzusehen, aber ein wirklich unterhaltsames Spiel war es nicht wirklich. Eher ein überteuerter Fitness-Kick… auch wenn United-Fans aus Langeweile das 4:0 gerne überbewerten. Was haben sie aktuell auch sonst zu feiern?

„Ich werde mir einen Tag frei nehmen und mich zum Spiel schleppen, auch wenn ich krank bin. Ich muss Zeuge und Teil dieses historischen ‚roten Krieges‘ in Asien sein.“ sagt ein United-Fan. Sie gibt zu, dass die Preise hoch sind, aber es könnte schlimmer sein. „Es ist viel billiger, als nach England zu fliegen, um das Spiel zu sehen, denn allein die Visagebühren sind fast so hoch wie die Eintrittskarte, und dann sind da noch das Flugticket, die Hotels und die Eintrittskarte für das Spiel, die einen hohen Preis haben und die Chance, sie zu bekommen, ist gering.“

Der Veranstalter gibt zu, dass die Preise hoch sind. Er schiebt die Schuld auf die Vereine. „Wir zahlen eine Menge an die Vereine, und das muss man ausgleichen. Es ist nicht realistisch, 50 Pfund zu verlangen …“

Liverpool reiste danach weiter nach Singapur, um gegen Crystal Palace anzutreten. Die billigsten Tickets hier kosteten 149 Singapur-Dollar (etwa 88 Pfund). Anfields preiswerteste normalen Tickets kosten 37 Pfund. Für das öffentliche Training der Reds in Singapur kosten die Karten 23 Pfund. Auch hier sieht man leere Ränge.

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Internationale Fußball-Touren: Der Fan bleibt doch auf der Strecke

Als beide Spiele der Asien-Tour für Liverpool-Fans bekannt gegeben wurden, planten einige europäische und amerikanische Fanclubs zunächst eine mögliche kleine Reise. „Zwei starke Spiele, zwei großartige Städte und ein wenig Urlaub drumherum. Das wäre perfekt!“ sagte Fahhad Cchedda vom Fanclub in Indonesien. Als die Ticket-Preise bekannt wurden, sagten viele ihre Pläne ab. Der internationale Ansturm blieb aus.

Für globale Marken und Fußballklubs wie Liverpool, Manchester United, Tottenham Hotspur, Bayern München, Real Madrid und vielen anderen sind diese Touren durch Asien und den USA extrem wichtig – nicht nur aus Marketing-Sicht. Man kann gerne direkt die Veranstalter kritisieren für zu hohe Preise, doch offenbar tragen die Klubs selber auch eine große Verantwortung, der sie nicht gerecht werden.

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Über die Sinnhaftigkeit einer kurzen Asien-Tour oder USA-Tour in dieser verkürzten Saison lässt sich an anderer Stelle sicherlich streiten. Vielleicht ist dieses Konzept generell zu überdenken und anzupassen. Diese kurzen Touren werden den Märkten und Fans in Asien nicht gerecht.

Doch eins bleibt aktuell viel zu oft auf der Strecke. Der durchschnittliche Fan. Der Fan, der nicht das Geld hat, einmal im Jahr nach Anfield oder England generell zu fliegen. Und wenn diese Fans wie in Thailand nicht mal ein Spiel ihres absoluten Lieblingsklubs vor Ort besuchen können, dann ist hier grundlegend einiges mehr falsch als ein paar überteuerte Tickets.

Keine Frage, die Fans, die im Stadion waren, haben beide Teams gefeiert und sind überglücklich. Am Ende zieht man weiter, wie die Vereine. Und kommt alle paar Jahre zurück. Viel ändern wird sich wahrscheinlich nicht.

André Völkel // Header: