Der Liverpool FC hat am Samstag die Chance, zum achten Mal den FA Cup zu gewinnen. Die Reds pflegen eine einzigartige Beziehung zum Pokal.

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Mit einer 130-jährigen Vereinsgeschichte könnte man mutmaßen, dass der Liverpool FC, der erfolgreichste Verein in England, im FA Cup, dem ältesten Pokalwettbewerb in der Fußballgeschichte, über Generationen hinweg zahlreiche Erfolge gefeiert hätte. Doch am 14. Mai 2020 können die Reds gegen Chelsea erst zum achten Mal den Pokal gewinnen. Zum Vergleich, Rekordsieger Arsenal hat diese Trophäe bereits 14-mal mit nach Hause geholt, doppelt so oft wie Liverpool. Warum reichte es bei Liverpool nicht für mehr?
Zweimal geht Liverpool im Finale leer aus
Nach der Vereinsgründung brauchte Liverpool erstmal 23 Jahre, bis sie zum ersten Mal im Endspiel des FA Cups standen. Im Jahr 1914 hatten die Reds schon zweimal die englische Meisterschaft gewonnen und wollten im Finale gegen den Burnley FC auch den renommierten FA Cup zum Trophäenkabinett hinzufügen. Im Stadion zu bei Crystal Palace unterlag man aber vor 72,778 Zuschauern Burnley mit 0:1 und kehrte mit leeren Händen an die Merseyside zurück.

Es war der Beginn einer wahren Geduldsprobe für den Liverpool FC. Während man in den goldenen Zwanzigern noch zwei weitere Male die Meisterschaft sicherte, ging der Mannschaft im FA Cup immer die Puste aus. Erst im Jahr 1950, 36 Jahre nach dem Finaldebüt, erreichte man wieder das Endspiel. Diesmal unterlag Liverpool aber Arsenal im Londoner Wembleystadion klar und deutlich mit 0:2. Die Durststrecke ging also weiter.
Shankly bringt den FA Cup erstmals nach Liverpool
1954 folgte mit dem Abstieg in die zweite Liga der sportliche Tiefpunkt in der Geschichte des Liverpool FC. Erst als der Schotte Bill Shankly das Traineramt übernahm, ging es sportlich bergauf für die Reds. Nach dem Aufstieg folgte 1964 wieder der Gewinn der Meisterschaft. Shanklys Revolution übertrug sich schließlich auch auf den FA Cup und nur ein Jahr später stand Liverpool zum dritten Mal im Endspiel. Gegner war die legendäre Leeds United-Mannschaft von Trainer Don Revie.

In einer zähen Partie fielen 90 Minuten lang keine Tore. Erst in der Verlängerung erzielten Roger Hunt und Ian St.John die erlösenden Tore für Liverpool. Der zwischenzeitliche Ausgleich von Leeds geriet in Vergessenheit, denn Liverpool war zum ersten Mal FA Cup-Sieger. Obwohl die nationale Presse das Finale als „langweilig“ abstempelte, wurden die Sieger in Liverpool frenetisch in Empfang genommen. Tausende von Menschen feierten vor der St. George’s Hall mit Shankly und den Spielern den Erfolg.
Emotionaler Pokalsieg nach Hillsborough-Desaster
Der Bann im Pokalwettbewerb war endlich gebrochen. In den für Liverpool erfolgreichen 70er- und 80er-Jahren erreichten die Teams von Shankly, Bob Paisley, Joe Fagan und Sir Kenny Dalglish sechsmal das Endspiel, dreimal waren die Reds am Ende erfolgreich. Vor allem das FA Cup-Jahr 1989 dürfte sich jedem Liverpool-Fan damals ins Gedächtnis eingebrannt haben. Im Halbfinale gegen Nottingham Forest in Sheffields Hillsborough-Stadion verloren 97 Menschen in einem überfüllten Stadionblock ihr Leben.

Die Katastrophe, ausgelöst durch ein mangelhaftes Stadion und Polizeiversagen, verursachte einen Bruch in der Saison. Erst mehrere Wochen später spielte Liverpool seine Spiele zu Ende. Sie erreichten das Finale, wo sie auf den Lokalrivalen Everton trafen. Jegliche sportlicher Rivalität geriet in Vergessenheit. Das Endspiel war ein gemeinsames, nationales Gedenken der Einwohner von Liverpool an ihre verstorbenen Familienmitglieder und Freunde. Dass Liverpool sich mit einem 3:2-Sieg den FA Cup holte, konnte die tiefen Wunden auch nicht heilen.
Auf die blanken 90er folgten Millenniums-Erfolge
In den 90ern rutschte Liverpool in die sportliche Bedeutungslosigkeit ab. Zwischen 1990 und 1995 gewannen die Reds nur einen Titel, nämlich den FA Cup, 1992 gegen den AFC Sunderland. Es war der letzte Pokal für alte Legenden wie Ian Rush, Jan Mølby oder Bruce Grobbelaar.
Anschließend war wieder Geduld beim Liverpooler Anhang gefragt. 1995 erreichte man zwar erneut das Finale, unterlag aber dem Erzrivalen Manchester United in einem Endspiel, das vor allem durch die cremefarbenen Anzüge der Liverpool-Spieler vor der Partie in Erinnerung bleibt.

2001 erreichte Liverpool unter Trainer Gerard Houllier mit einer Mannschaft aus etablierten Spielern aus dem Ausland und einheimischen Talenten wie Jamie Carragher, Steven Gerrard und Michael Owen wieder das Finale. Letzterer avancierte zum Matchwinner gegen den klaren Favoriten Arsenal. Owen erzielte einen Doppelpack in den Schlussminuten und drehte das Spiel von 0:1 auf 2:1. Liverpool war wieder FA Cup-Sieger. Es war einer von drei Pokalerfolgen in der Saison 2000/01 für Liverpool.
Letzter FA Cup-Sieg im Gerrard-Finale 2006
Fünf Jahre später stand Liverpool unter der Leitung von Rafa Benitez wieder im Endspiel in Cardiff. Das Endspiel gegen West Ham United in Cardiffs Millennium Stadium wurde zum Steven Gerrard-Finale. Nach einem frühen 0:2-Rückstand kämpften sich die Reds durch Tore von Djibril Cissé und Gerrard wieder zurück ins Spiel. Nachdem West Hams Paul Konchesky aber eine Flanke direkt ins Tor von Pepe Reina befördert hatte, schienen die Hammers wie der sichere Pokalsieger auszusehen.

Doch sie hatten die Rechnung ohne Gerrard gemacht. Der Liverpooler Kapitän erzielte in der Nachspielzeit eines seiner ikonischsten Tore, ein wuchtiger Distanzschuss aus 30 Metern und rettete sein Team in die Verlängerung. Von da aus ging es ins Elfmeterschießen, wo Reina mit drei Paraden seine Fehler aus dem Spiel wieder wettmachte und Liverpool den FA Cup gewann.
Der FA Cup fehlt in Klopps Titelsammlung noch
Es ist bis dato der letzte Erfolg im Pokal für Liverpool. Danach begann wieder eine lange Leidenszeit im FA Cup für den Verein. 2012 erreichte man zwar unter Dalglish einmal noch das Finale, wo man aber mit 1:2 dem Chelsea FC unterlag. Sowohl unter Rodgers als auch am Anfang unter Klopp kam Liverpool selten weiter als die ersten zwei Runden. Zum einen, weil man wichtige Stammkräfte in der heißen Phase der Saison für Premier League-Spieles schonte, zum anderen am Lospech, das Liverpool früh im Wettbewerb schwierige Auswärtsspiele bei Premier League-Vereinen bescherte.

Liverpools FA Cup-Sieg 2006: Gerrard entscheidet das Finale im Alleingang
Liverpools FA Cup-Sieg 2001: Owen dreht gegen überlegenes Arsenal auf
Die sechs schönsten Heimtrikots des Liverpool FC
Jetzt hat es diese Saison aber auch unter Klopp endlich für das FA Cup-Finale gereicht. Es ist der einzige Titel, den der Deutsche in seiner sechsjährigen Amtszeit in England bislang noch nicht gewonnen hat. Gegen Chelsea zahlt sich am Samstag die Geduld womöglich wieder aus.
Geschrieben von Richard Köppe | Artikelbild: Martyn Harrison/AFP via Getty Images
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