Beim Spiel Liverpool gegen Manchester United waren erneut verhöhnende Gesänge über die Hillsborough-Katastrophe aus dem Gästeblock zu hören.

In der zweiten Halbzeit des North-West-Derbys zwischen dem Liverpool FC und Manchester United waren verunglimpfende Gesänge der Hillsborough-Katastrophe von 1989, bei der 97 Liverpool-Fans unrechtmäßig getötet wurden, zu hören.

Manchester United entschuldigt sich in Kurzform

Der Inhalt der grotesken Lieder stellt die Liverpool-Fans als Mörder dar und dass sie immer die Opfer spielten. Ebenfalls wird behauptet, dass ein gewisses englisches Boulevardblatt, die nachweislich bei der Berichterstattung über Hillsborough gelogen und den Fans die Schuld in die Schuhe geschoben hatte, doch im Recht lagen.

 (Photo by Alex Livesey/Getty Images)

Videos von den abscheulichen Gesängen kursierten in den sozialen Medien, vor allem auf Twitter. Einen Tag nach dem Spiel entschuldigte sich Manchester United in einem sehr kurzen Statement beim Liverpool FC und deren Fans für das Verhalten der eigenen Anhängerschaft. „Manchester United steht in Solidarität mit Liverpool FC und seinen Fans, wenn es an die Opfer der Hillsborough-Katastrophe erinnert. Anstößige Gesänge über die Tragödie sind völlig inakzeptabel und wir werden mit unseren Unterstützergruppen zusammenarbeiten, um die Fans über das Thema aufzuklären“, hieß es in dem Statement.

Zweiter Vorfall innerhalb von drei Tagen

Der Vorfall zeigt Parallelen zu den Geschehnissen am vergangenen Wochenende beim FA Cup-Halbfinale zwischen Manchester City und Liverpool. Ein Teil der City-Fans hat ebenfalls durch Gesang die Katastrophe, die Opfer und deren Familien verhöhnt. Zusätzlich wurde die Schweigeminute zu Beginn des Spiels durch laute Rufe unterbrochen.

Wie bei den Red Devils, kam von Manchester City nur ein kurzes Statement, welches, genau wie bei United, weder auf den eigenen Social-Media-Kanälen noch auf der eigenen Website geteilt wurde. Somit wurde der Vorfall in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.


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Es ist der zweite Vorfall von Opferbeschämung binnen kürzester Zeit. Ein gefährlicher Trend, sich über die Hillsborough-Katastrophe lustig zu machen, nimmt Fahrt auf. Die Fans des Liverpool FC wurden jahrelang für die Stadionkatastrophe am 15. April 1989 verantwortlich gemacht, sowohl von den Medien als auch von der Polizei und der Regierung. Erst im Jahr 2012 entschied eine unabhängige Untersuchungskommission, dass die Fans nicht Schuld an der Tragödie seien. Vier Jahre später stellte sich offiziell heraus, dass die verstorbenen Fans „unrechtmäßig getötet wurden“.

An einem Abend, in dem die Fans des Liverpool FC mit einer grandiosen Geste emotionale Unterstützung für Manchester Uniteds Cristiano Ronaldo und seinen kürzlich verstorbenen Sohn zeigten, sollte eigentlich klar sein, dass manche Dinge über dem Fußball stehen und dass das Leben von Menschen über der Rivalität zwischen zwei Vereinen stehen sollte.

Geschrieben von Richard Köppe | Artikelbild: Christopher Furlong/Getty Images