Gegneranalyse│ Am Samstag geht es für den Liverpool FC am 29. Spieltag der Premier League zu Brighton & Hove Albion. Die Analyse der Redmen Family.

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Letzte Saison spielte Brighton herausragenden Fußball, dominierte gegen einen Großteil der Gegner, machte jedoch zu wenig aus ihren Möglichkeiten. Und so musste man bis kurz vor Saisonende um den Klassenerhalt zittern. Dieser wurde geschafft, in diesem Jahr etabliert man sich mit demselben proaktiven Spielstil im Mittelfeld der Tabelle.
Trainer Graham Potter (46) und die Sommertransfers haben wir in der Gegneranalyse der Hinrunde ausführlich beleuchtet. Zu dieser kommt ihr hier!
Alle Neuzugänge direkt verliehen
Im Winter tat sich durchaus einiges im Kader der Seagulls. Verpflichtet wurden mit Kacper Kozlowski (18) und Deniz Undav (25) zwei Spieler. Mittelfeldspieler Kozlowski, im letzten Sommer für die polnische Nationalmannschaft der jüngste Spieler der Europameisterschafts-Geschichte, kam für elf Millionen Euro aus seiner Heimat Stettin. Undav hingegen spielt seit eineinhalb Jahren in Belgien, der Stürmer kostete sieben Millionen Euro.
Beide stehen allerdings noch nicht im Kader, sie wurden für die Rückrunde zu Royale Union Saint Gilloise verliehen. Der Verein, bei dem Undav bereits zuvor unter Vertrag stand, ist so etwas wie der Partner-Verein von Brighton, Tony Bloom (51) ist Besitzer beider Vereine, inzwischen spielen drei Leihspieler aus Brighton beim aktuellen Tabellenführer der belgischen ersten Liga.
Fest abgegeben wurden drei Spieler. Ersatzkeeper Christian Walton (26) ging nach Ipswich, Stürmer Jürgen Locadia (28) ablösefrei zum VfL Bochum in die Bundesliga. Dan Burn (29) wechselte für stolze 15 Millionen Euro nach Newcastle, der Innenverteidiger war nur die vierte Wahl in Brighton und somit sportlich keine große Schwächung. Menschlich hingegen fehlt der 2,01 Meter große Burn sichtlich. Dazu wurden einige Spieler verliehen, der irische Nationalstürmer Aaron Connolly (21) ging nach Middlesbrough, Innenverteidiger Leo Östigard (22) zum FC Genua und Keeper Kjell Scherpen (22) nach Oostende in Belgien.
Neues System und Offensivfußball
Lange Zeit in dieser Saison spielten die Seagulls mit drei Innenverteidigern. In den letzten Wochen änderte sich das jedoch. Immer wieder tauschte Trainer Potter die Formation, vor allem das 4-4-2 mit Raute hatte es dem Coach angetan. Zuletzt wurde zumeist ein 4-2-3-1 gespielt. In diesem System fungiert der eigentliche Rechtsverteidiger Tariq Lamptey (21) als offensiver Außenbahnspieler.
Die taktische Aufstellung ist bei Brighton eher nebensächlich. Die Mannschaft spielt in jedem Spiel proaktiv und hat ein gepflegtes Ballbesitzspiel. Mit durchschnittlich 57% Ballbesitz hat man den viertmeisten der gesamten Liga, bei der Passquote (82,6%) steht man auf Rang fünf in der Premier League. Auch gegen Topteams weicht man nicht von dieser Strategie ab. Ende Dezember hatte man bei Chelsea 53% Ballbesitz, vor wenigen Wochen im Old Trafford trotz langer Unterzahl 50%.
Verletzte Innenverteidiger und ein kurzer Vertrag
Zwei Problemstellen hat Brighton im Moment: In der Innenverteidigung stehen mit Adam Webster (27) und Lewis Dunk (30) zweit hervorragende Spieler zur Verfügung. Das Problem ist, dass beide in dieser Saison sehr verletzungsanfällig sind. Vor allem Webster, der für den Spielaufbau essentiell ist und spielerisch zu den besten Innenverteidigern der Liga gehört, fällt zu oft aus. Auch aktuell ist der Engländer wieder einmal verletzt. Dadurch muss häufig Shane Duffy (30) ran, der nach starkem Saisonstart seine spielerischen Schwächen immer mehr zeigt.
Vor der Abwehr entwickelte sich Yves Bissouma (25) in den letzten zwei Jahren zu einem der besten Sechser der Liga. Seine Vertragssituation stellte sich in den letzten Wochen jedoch als Problem heraus. Der Malier hat nur noch bis Sommer 2023 Vertrag und hätte den Verein dem Vernehmen nach gerne im Winter verlassen. Ein 35-Millionen-Pfund-Angebot von Aston Villa wurde jedoch abgelehnt. Seither ist Bissouma ein Schatten seiner Selbst.
Ruiniert die schlechte Phase alles?
Eine Zeitlang sah es sogar so aus, als könnten die Seagulls um Europa mitspielen. Nach einem 2:0 gegen Watford Anfang Februar stand man auf Rang neun und hatte bei noch zwei Spielen in der Hinterhand acht Punkte Rückstand auf Rang vier. Seither ist jedoch viel negatives passiert. In den letzten vier Partien holte Brighton keinen einzigen Punkt, erzielte nur einen Treffer. Vor allem das 0:3 zu Hause gegen Burnley war alarmierend.
Durch diese Niederlagenserie steht man nun nur noch auf Platz 13. Ein Abstieg sollte bei zwölf Punkten Vorsprung auf Platz 18 zwar kein Thema mehr sein, dennoch muss Brighton aufpassen, nicht in einen Negativstrudel zu geraten. Die Stimmung rund um den Verein ist aktuell nicht die beste, dazu zofften sich gegen Burnley Keeper Robert Sanchez (24) und Duffy auf dem Feld, Mitspieler mussten dazwischen gehen, um eine handgreifliche Auseinandersetzung zu verhindern.
Marc Cucurella – Zeichen der Stärke der Premier League
Linksverteidiger Marc Cucurella (23) kam vor der Saison für 18 Millionen Euro nach Brighton. Die Seagulls bedienten dabei eine Ausstiegsklausel, die der Spanier bei seinem Ex-Verein FC Getafe hatte. Ausgebildet wurde Cucurella in der Nachwuchsabteilung des FC Barcelona, der berühmten La Masia. Der Transfer zog sich etwas, da Cucurella noch für Spanien bei den olympischen Spielen unterwegs war, wo er Silber gewann. Fix gemacht wurde der Wechsel erst Ende August.
Dass ein solcher Spieler zu einem in den letzten Jahren Abstiegskandidaten wechselt zeigt einmal mehr die enorme Qualität der Premier League. Vor allem in der unteren Tabellenhälfte hat man sich inzwischen meilenweit von den anderen Top5-Ligen abgesetzt. Dass Cucurella trotz der 18 Millionen Euro ein Schnäppchen war, zeigte sich schnell. Der Spanier hatte keinerlei Anpassungsprobleme, ist offensiv wie auch defensiv in jedem Spiel hervorragend. Er macht über seine Seite 90 Minuten lang Druck, ist immer anspielbereit und bringt die nötige Spielintelligenz mit.
Vor seinem Wechsel gab es Fragen zu seiner defensiven Qualität, da er zu Beginn seiner Karriere im linken Mittelfeld und später als linker Flügelverteidiger gespielt hatte. In Brighton sieht man, dass die Bedenken unbegründet waren. Im Gegenteil, Cucurella ist sehr flexibel einsetzbar. Sogar als Innenverteidiger in einer Dreierkette konnte er bereits überzeugen. Und so scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Cucurella mit den Topteams in England in Verbindung gebracht wird. Billig wird er jedoch in keinem Fall, bei einem bis 2026 laufenden Vertrag dürfte Brighton mindestens 50 Millionen Euro aufrufen.
Prognose
Defensiv steht Brighton nach wie vor recht stabil. Mit 32 Gegentoren stellt man immer noch die sechstbeste Abwehr. Das Problem ist die Offensive, nur drei Teams erzielten weniger Tore (26). Dabei ist anders als letzte Saison nicht die Chancenverwertung das Problem, man spielt sich schlicht zu wenige Gelegenheiten heraus. Das liegt auch an der sehr flügellastigen Spielweise. Viel geht über die Außen, ohne jedoch einen großen Stürmer für die Abnahme der Flanken zu haben.
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Und so passiert es zu oft, dass man sich außen bis an die Grundlinie kombiniert, dann jedoch abdrehen muss und es erneut durch das Zentrum versucht. Entsprechend kann man bei aller Qualität, die die Außenspieler Lamptey und Cucurella haben, diese ruhig die Linie hinunterlaufen lassen. Vor allem muss man Dribblings und Pässe ins Zentrum verhindern.