Am Samstag empfängt der Liverpool FC im Topspiel des 28. Spieltags der Premier League West Ham United. Die Gegneranalyse der Redmen Family:

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Die Hammers spielen bereits die zweite starke Saison in Folge. Letzte Saison konnte man sich für die Europa League qualifizieren, dieses Jahr ist man mittendrin im Kampf um Platz vier und damit die Champions-League-Qualifikation.

Keine Verstärkungen im Winter

Obwohl in der Hinrunde klar wurde, dass der Kader etwas dünn ist und einige Neuzugänge nicht wie gewünscht eingeschlagen sind, wurde im Winter nichts gemacht. Vor allem im Sturmzentrum hätten die Hammers durchaus eine weitere Alternative brauchen können, fällt Michail Antonio (31) aus, muss ein offensiver Mittelfeldspieler ganz vorne aushelfen. Von den vier externen Neuzugängen hat bisher lediglich Innenverteidiger Kurt Zouma (27) funktioniert.

Im Mittelfeld kommt 30-Millionen-Mann Nikola Vlasic (24) nicht über die Rolle eines Jokers hinaus, Alex Kral (23) ist nicht einmal das. So kommt es, das Kapitän Mark Noble (34) immer noch regelmäßig zum Einsatz kommt. Dass das nicht Sinn der Sache sein kann für einen Verein mit Europa-Ambitionen, leuchtet jedem ein, der den Oldie in den letzten Jahren beobachtet hat. Dazu kommt dann auch noch, dass Stamminnenverteidiger Angelo Ogbonna (33) mit einem Kreubandriss den Rest der Saison verpassen wird.

Wobei es keineswegs so ist, dass West Ham nicht versucht hätte, im Januar neue Spieler zu finden. Einige Spieler waren bei den Londonern im Gespräch, darunter unter anderem Luis Diaz (25), der sich schlussendlich für einen Wechsel nach Liverpool entschieden hat, oder auch Liverpools Innenverteidiger Nathaniel Phillips (24), der nun jedoch leihweise den Weg zum AFC Bournemouth gefunden hat.

Eingespieltes System trotz Verletzungen

Taktisch lässt Trainer David Moyes (58) im 4-2-3-1 spielen. Neuzugang Zouma hat sich schnell zum Abwehrchef aufgeschwungen. Der Franzose passt perfekt zum Spielsystem der Hammers. Er ist zwar nicht der Beste mit dem Ball, dafür jedoch kompromisslos im Verteidigen, sowie offensiv gefährlich bei Standards. Neben ihm agiert seit Ogbonnas Verletzung zumeist Craig Dawson (31). Der 2018 mit viel Vorschusslorbeeren aus Frankreich geholte Issa Diop (25) ist inzwischen nur noch Innenverteidiger Nummer vier, zu unkonstant sind seine Leistungen.

Auf den Außenverteidigerpositionen haben die Hammers aktuell Probleme. Sowohl Vladimir Coufal (29) rechts als auch Aaron Cresswell (31) links fielen regelmäßig aus. Im FA-Cup gegen Southampton (1:3) testete Moyes sogar erstmals in dieser Saison die Dreierkette mit Dawson, Zouma und Diop in der Innenverteidigung. Cresswell wird am Samstag wohl wieder fit sein, wodurch wir sehr wahrscheinlich mit dem bewährten System rechnen dürfen. Coufal hingegen wird fehlen, wodurch Eigengewächs Ben Johnson (22) auf der rechten Seite auflaufen wird. Der Engländer ist defensiv deutlich angreifbarer als Coufal.

Soucek kommt langsam wieder rein

Vor dieser Viererkette sichern die beiden groß gewachsenen Tomas Soucek (26) und Declan Rice (22) ab. Während Soucek, der wohl kopfballstärkste Spieler der Liga, in der Hinrunde seiner Form aus dem Vorjahr hinterherlief und erst langsam wieder auf das gewohnt hohe Niveau kommt, ist Rice schon die ganze Saison einer der besten Mittelfeldspieler der Liga. Der gelernte Innenverteidiger hat in den letzten Jahren eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Inzwischen ist er mehr Achter als Sechser und dominiert regelmäßig gegnerische Mittelfeldreihen mit seiner Präsenz im Alleingang.

Auf den Außen spielen zwei inverse Flügelspieler, also ein Linksfuß auf der rechten Seite und ein Rechtsfuß auf der linken Seite. Auf der rechten Seite ist dies Jarrod Bowen (25), die Position links und auf der 10 teilen sich Said Benrahma (26) und Pablo Fornals (26), die immer wieder die Positionen tauschen. Im Angriff agiert mit Michail Antonio (31) ein sehr bulliger, zweikampfstarker Stürmer, der aber auch etwas mit dem Ball anfangen kann und zudem eine gute Grundgeschwindigkeit mitbringt.

Wie wohl bereits vermutet sind die Hammers eine sehr zweikampfstarke Mannschaft. Fußballerisch wird die Mannschaft immer besser, das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf dem Kampf um jeden Ball. Dabei läuft man mit am meisten Meter in der Liga und wird offensiv vor allem nach Kontern und Standardsituationen gefährlich. Beim Ballbesitz und der Passquote liegt man nur im Mittelfeld der Liga, bei den Sprints hingegen unter den Topmannschaften. Nicht selten kommt es vor, dass West Ham nur wenige Sekunden nachdem der Ball am eigenen Strafraum war, mit vier Mann in der gegnerischen Box ist.

Jarrod Bowen – Der neue Salah?

Bowen hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Aus der Jugend von Hereford kommend erkannte Zweitligist Hull City früh sein Potential und verpflichtete den Offensivspieler. Bei den Tigers wurde er 2017 nach dem Abstieg aus der Premier League zum Stammspieler. Von möglichen 121 Spielen verpasste Bowen nur vier und legte dabei für einen Flügelspieler absurde Zahlen auf. 52 Tore in 117 Spielen sind bei einem eher im unteren Mittelfeld anzusiedelnden Verein aller Ehren wert.

Diese Entwicklung machte im Winter 2020 schließlich die Hammers aufmerksam. Die Londoner zahlten für den damals 23-Jährigen, der in der Hinrunde der Championship in 29 Spielen 16 Tore erzielt hatte, über 20 Millionen Euro. Eine Investition, die sich lohnen sollte. Nach einem halben Jahr der Eingewöhnung spielt der Engländer mit walisischen Wurzeln nun die zweite herausragende Saison hintereinander und ist aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken.

Das einzige, was Bowen offensiv noch etwas fehlt ist in engen Räumen der Blick für den Nebenmann. Ansonsten bringt er das Gesamtpaket mit. Er ist schnell, dribbelstark, für seine Position auch sehr kopfball- und zweikampfstark und ist sich auch nicht für Abwehrarbeit zu schade. Dazu ist sein Abschluss mit dem starken linken Fuß herausragend. Statistisch steht Bowen bei acht Toren und acht Vorlagen. Nicht umsonst wurde er in den vergangenen beiden Jahren immer wieder mit dem jungen Mo Salah verglichen und entsprechend auch mit Liverpool in Verbindung gebracht.

Inzwischen wieder gut in Form

Die Form West Hams ist eng mit der Einsatzfähigkeit von Zouma verbunden. Der Franzose fehle von Mitte Dezember bis Mitte Januar. In dieser Zeit konnte die Mannschaft aus sieben Spielen nur zehn Punkte holen und verlor unter anderem gegen Southampton (2:3) und Leeds United (2:3). Seit Zouma wieder da ist, läuft es deutlich besser. In vier Spielen mit ihm gab es sieben Punkte, nur gegen Manchester United verlor man knapp (0:1). Durch die gute Form sind die Hammers immer noch im Rennen um Platz vier dabei, der Rückstand auf Manchester United beträgt zwei Punkte.

Prognose

Auch wenn die Abhängigkeit nicht mehr ganz so extrem wie letzte Saison ist, ruhende Bälle sind nach wie vor das beste offensive Mittel West Hams. Zehn Tore aus diesen Situationen sind ligaweit der viertbeste Wert. Liverpool sollte hier vor allem Souček und Dawson im Auge behalten, die zusammen bereits bei sieben Saisontoren stehen.


Liverpools Termine im März

Der Liverpool Transfer Ticker

Legendenspiel zwischen Liverpool und Manchester United


Aus dem Spiel entfachen die Hammers quasi ausschließlich bei Kontern Gefahr. Nur Arsenal (6) hat mehr Treffer nach schnellen Gegenstößen erzielt als West Ham (4). Hier müssen vor allem die Außenbahnen gut abgesichert werden. Defensiv ist West Ham in der Luft kaum beizukommen, man wird versuchen müssen sich durch das Zentrum zu kombinieren. Hier kann man sich die Entwicklung von Rice zu Nutze machen. Dieser öffnet durch die immer offensivere Interpretation seiner Rolle mehr Räume als noch früher.