Analyse │ Am Sonntag geht es für den Liverpool FC am 25. Spieltag der Premier League zum Burnley FC. Die Gegneranalyse der Redmen Family.

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren
Burnley wirkt auch fünf Jahre nach dem Aufstieg in die Premier League immer noch nicht so recht wie ein Erstligist. Das Stadion ist klein, die Spielweise passt viel besser in die immer noch etwas dreckige Championship als in die glänzende Premier League und auch finanziell spielen die Clarets nicht auf Erstliganiveau.
Ben Gibson (29) ist mit 16,9 Millionen Euro immer noch der Rekordeinkauf. Die Philosophie bei Burnley war lange Zeit klar: Man versucht, möglichst wenig am Kader zu verändern und mit Eingespieltheit zu punkten. Wenn doch, holt Burnley selten Spieler mit großem Entwicklungspotential aus dem Ausland, sondern lieber Spieler, die sich bereits in England etabliert haben. Inzwischen ist man von diesem Konzept etwas abgewichen.
Endlich sieht man sich im Ausland um
Trainer Sean Dyche (50) und die vor dem Hinspiel getätigten Transfers haben wir in unserer Gegneranalyse vor dem Hinspiel ausführlich besprochen. Dorthin gelangt Ihr hier!
Da das Hinspiel sehr früh in der Saison war, konnten die Teams danach noch Spieler verpflichten. Dies tat Burnley gleich doppelt: Connor Roberts (25), seines Zeichens walisischer Nationalspieler, kam für nur drei Millionen Euro als Option für die Rechtsverteidigerposition. Der Königstransfer des Sommers wurde am 29. August eingetütet. Maxwel Cornet (25) kam für 15 Millionen Euro aus Lyon. Der Ivorer ist extrem vielseitig einsetzbar, in Frankreich spielte er zuletzt als Linksverteidiger, in Burnley agiert er zumeist als Stürmer.
An diesem Transfer sieht man, dass die Clarets sich seit dem Besitzerwechsel am Neujahr 2021 hin zu dem amerikanischen Investment-Konsortium ALK Capital neu aufstellen sollen. Es soll mehr spielerische Qualität in den Kader kommen, der Blick in Sachen Neuzugänge weg von der Championship hin zum europäischen Festland gerichtet werden. Bei Cornet funktionierte dies hervorragend, er ist mit Abstand Burnleys‘ bester Offensivspieler in dieser Saison.
Stürmertausch im Januar
Im Winter wurde ein Zu- sowie ein Abgang getätigt. Den Transfer von Chris Wood (30) nach Newcastle dürften ob der Ablösesumme alle mitbekommen haben. Bei dem Neuseeländer zogen die Magpies eine Ausstiegsklausel in Höhe von 24 Millionen Euro, der Stürmer ging zum direkten Konkurrenten gegen den Abstieg. Als Ersatz verpflichtete Burnley Wout Weghorst (29) vom VfL Wolfsburg. Der Niederländer, der seine ersten drei Jahre in Deutschland brillant spielte (53 Tore und 26 Vorlagen in 100 Spielen) war zuletzt nicht gut gelitten und wechselte für nur 14 Millionen Euro auf die Insel.
Viele Experten sind der Überzeugung, dass Newcastle durch das Ziehen der Klausel bei Wood Burnley einen großen Gefallen getan hat, da Weghorst gemeinhin als der bessere Stürmer angesehen wird. Ob der Niederländer auch in der Premier League funktionieren wird und wie sich sein Impfstatus auf die Verfügbarkeit im Abstiegskampf auswirken wird – nicht geimpfte Spieler müssen in England bei Kontakt deutlich häufiger und länger in Quarantäne – muss sich zeigen. Unabhängig davon ist es durchaus bemerkenswert, dass Burnley einen Spieler verpflichten kann, der noch in der Hinrunde bei einem Bundesliga-Team, das in der Champions League vertreten war, Stammspieler war.
Etwas weg vom Klick and Rush
Burnley möchte in dieser Saison wie bereits angesprochen etwas wegkommen vom reinen Kampffußball. Das System ist zwar immer noch ein 4-4-2, doch mit Cornet hat man inzwischen einen spielerisch starken Stürmer neben einem wuchtigen Stürmer. Da das Mittelfeld diese spielerische Weiterentwicklung noch nicht in der Lage ist mitzutragen, sind dennoch die meisten Angriffsversuche lange Bälle. Auch in dieser Saison haben die Clarets wieder ligaweit die meisten langen Bälle gespielt. Seit Cornet mit der Elfenbeinküste beim Africa Cup of Nations war, musste Dyche wieder auf zwei Brecher im Sturmzentrum umstellen. Bisher ist er dabei geblieben, Cornet agierte in den beiden letzten Spielen auf der Außenbahn.
Und auch der Prozentsatz, den diese langen Pässe im Verhältnis zur Gesamtzahl an Pässen ausmachen, ist der höchste der Liga. 22,7 % aller Pässe Burnleys sind lang. Zum Vergleich, bei Liverpool sind es gerade einmal 9,2 %. Auch Flanken sind daher logischerweise eine große Waffe der Clarets, sie schlagen die viertmeisten der Liga. Bei Standards herrscht ebenfalls immer Gefahr, da Burnley auch Einwürfe in Strafraumnähe wie Flanken in den Strafraum bringt. Dabei wird gerne der Keeper des Gegners komplett zugestellt und teilweise fünf Spieler im gegnerischen Fünfmeterraum zugestellt.
Langsam muss ein Lauf her
Die Form Burnleys ist katastrophal. Den letzten Sieg konnte man Ende Oktober feiern, seither gab es in elf Spielen nur sieben Punkte. Entsprechend ist man Tabellenletzter. Vor allem die Offensive macht große Sorgen. Klammert man das Spiel gegen Crystal Palace (3:3) aus, erzielte Burnley in den übrigen zehn Spielen nur vier Tore. Ob Weghorst allein dieses Problem lösen kann, muss sich erst noch zeigen. Im letzten Spiel unter der Woche gegen Manchester United (1:1) sah das schon vielversprechend aus, der Niederländer bereitete den Ausgleich vor.
Was für die Mannschaft spricht ist die Tatsache, dass man aufgrund einiger Spielverlegungen bis zu drei Spiele weniger als die Konkurrenz hat. Sollte man in den nächsten Wochen wieder anfangen zu punkten, ist also noch alles drin in Sachen Klassenerhalt. Aber dieser Lauf, den man letzte Saison von Ende November bis Ende Januar hatte (20 Punkte in zwölf Spielen) und der am Ende den Klassenerhalt sicherte, muss auch allmählich kommen. Wenn Newcastle und Everton – wie zu erwarten – in der Rückrunde deutlich mehr Punkte holen werden als noch in der Hinrunde, beträgt der Rückstand auf den 15. Leeds United bereits neun Punkte.
Prognose
Hohe Bälle und harte Zweikämpfe. Das klingt nach dem Albtraum eines jeden Gegners. Und genau das ist Burnley auch. Die Clarets versuchen, das Spiel zu einem großen Teil auf Zufall basieren zu lassen. Für Liverpool heißt es, ruhig zu bleiben, vor allem die Mittelfeldspieler sind angehalten, um jeden zweiten Ball zu kämpfen.
FA Cup: Liverpool trifft drei Tage nach League-Cup Finale auf Norwich
Nach Online-Hetze und Rassismus: LFC stellt Psychotherapeuten ein
LFC Women: Neun Punkte Vorsprung nach Sieg gegen Coventry City
Die Stürmer dürfen nicht verzweifeln, wenn Nick Pope (29) auch mal den ein oder anderen eigentlich unhaltbaren Ball fängt. Denn der englische Nationalkeeper ist einer der besten Torhüter der Liga. Seine Stärken hat er vor allem auf der Linie und bei der Strafraumbeherrschung. Hohe Flanken dürften also eher wenig Erfolgsaussichten haben, man ist angehalten, sich durch die Mitte zu kombinieren oder flache Hereingaben zu versuchen.
Geschrieben von Lukas Heigl | Artikelbild: Clive Brunskill/Getty Images