Analyse │ Am Sonntag geht es für den Liverpool FC am 23. Spieltag der Premier League nach London zu Crystal Palace. Die Gegneranalyse der Redmen Family.

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Bei den Eagles endete letzte Saison eine Ära. Roy Hodgson (74) beendete seine Trainerlaufbahn und damit auch seine vierjährige Tätigkeit bei Crystal Palace. Sein Nachfolger ist nun Patrick Viera (45). Nicht nur auf der Trainerbank gab es einen Umbruch, auch im Kader veränderte sich einiges. Insgesamt gab man über 70 Millionen Euro aus, der Altersdurchschnitt der eingesetzten Spieler sank von 28,8 auf 27,0.


Die Veränderungen im Kader sowie auf der Trainerposition haben wir bereits in der Gegneranalyse der Hinrunde ausführlich besprochen. Zu dem Artikel kommt Ihr hier!


Offensiver dank spielstarken Innenverteidigern

In der Spielanlage ist Palace deutlich offensiver unterwegs als in den letzten Jahren. Auch das System wurde umgestellt. Spielte die Mannschaft zuvor im 4-4-2, ist jetzt das 4-3-3 das bevorzugte System. Die Spieler stehen insgesamt höher, auch das Pressing wird intensiver betrieben. Im Ballbesitz traut man sich deutlich mehr zu, vor allem, da die Innenverteidiger mit dem Ball mehr anzufangen wissen als die Innenverteidiger der letzten Jahre.

Dies belegt auch ein Blick auf die Zahlen: Die Anzahl der Pässe pro Spiel erhöhte sich um 80 auf 450 Pässe pro Spiel, gleichzeitig nah der Prozentsatz der langen Bälle ab. Waren letzte Saison noch 14,63% der Pässe lang, sind es dieses Jahr nur noch 12,66%. Die beiden Innenverteidiger Marc Guehi (21) und Joachim Andersen (25) kommen auf 64,2 bzw. 63,2 Pässe pro 90 Minuten, mit einer Passquote von 87,5% (Guehi) und 84,0% (Andersen). Die letztjährigen Stammspieler Scott Dann (34) und Gary Cahill (36) kamen auf 42,7 und 37,3 Pässe pro 90 Minuten bei 80,9% bzw. 82,4% Passquoten.

Wer steht im Tor?

Nachdem lange die erste Elf klar gewesen war, tauschte Viera in den letzten Spielen mehr durch. Im Tor stand lange Zeit Vicente Guaita (34), der je nach Tagesform zwischen Kreis- und Weltklasse pendelt. Diese Wankelmütigkeit schien den Trainer durchaus zu stören, in den letzten Wochen durfte sich immer mal wieder der ehemalige englische Nationalkeeper Jack Butland (28) beweisen. Letzte Woche gegen Brighton & Hove Albion (1:1) spielte Butland derart stark, dass damit gerechnet werden kann, dass er auch am Sonntag im Tor stehen wird.

Im Mittelfeld konnten die Eagles am 14. Spieltag endlich einen essenziellen Neuzugang begrüßen. Will Hughes (26) kam vor der Saison für sieben Millionen Euro aus Watford, fehlte jedoch lange verletzt. Inzwischen ist der Engländer neben Conor Gallagher (21) und Jeffrey Schlupp (29), der ebenfalls erst Ende November zum Stammspieler aufstieg, gesetzt.

Zu Saisonbeginn war im offensiven Drittel Wilfried Zaha (29) der Dreh- und Angelpunkt. Inzwischen hat sich dies jedoch geändert, auch ohne den beim Afrika-Cup verweilenden Star hat die Mannschaft Wege gefunden, gefährlich zu sein. Neben dem immer wieder aus dem Mittelfeld vorstoßenden Gallagher sind hierfür vor allem die beiden Neuzugänge Michael Olise (20) sowie Odsonne Edouard (24) verantwortlich.

Olise, der von Zweitligist Reading kam und zu Saisonbeginn etwas Eingewöhnungszeit brauchte, steht inzwischen in nur 400 Spielminuten bei zwei Toren und drei Vorlagen. Der von Celtic Glasgow gekommene Edouard funktionierte sofort und sammelte diese Saison bereits starke acht Torbeteiligungen (fünf Tore, drei Vorlagen).

Conor Gallagher – Der beste Spieler ist nur geliehen

Gallagher ist aktuell auf dem Weg, ein ganz großer zu werden. Der zentrale Mittelfeldspieler wurde beim Chelsea FC ausgebildet. Seit er acht Jahre alt war, durchlief sämtliche Jugendmannschaften. 2019/20 wurde er erstmals verliehen, um Spielpraxis in der Championship zu sammeln. Letzte Saison machte er seine ersten Schritte in der Premier League bei West Bromwich Albion, nun ist er also auf Leihbasis bei den Eagles. Geht seine Entwicklung so weiter, wie in den letzten drei Jahren, wird er über kurz oder lang auch bei Chelsea ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft werden.

Denn Gallagher spielt in diesem Jahr groß auf und ist der mit Abstand beste Spieler der Eagles. Er führt das Team bei den Toren (7) und Vorlagen (3) an. Und auch wenn man tiefer in die Statistiken eintaucht, sieht man seinen Wert. Er gehört in nahezu allen offensiven Bereichen auf seiner zu den besten Spielern in den Top-Fünf-Ligen Europas. Bei den abgeschlossenen Dribblings pro Spiel (1,44) sind nur elf Prozent der Spieler besser, bei Ballkontakten im gegnerischen Strafraum (2,72) sogar nur acht Prozent.

Bei den expected Goals (xG) und expected Assists (xA) sind es sechs respektive 15 Prozent. Kombiniert man Tore und Assists, sind neun Prozent der anderen Spieler besser als er. Auch in der Zweikampfführung und im Pressing ist er Top. Im Pressing sind sieben Prozent der Spieler besser, bei gewonnen Zweikämpfen 24 Prozent. Und all das zeigt er bei einem Team, das eher gegen den Abstieg als um Europa spielt. Man kann sich also vorstellen, was er ab kommender Saison bei den Blues veranstalten wird.

Mit der richtigen Tagesform ist jeder schlagbar

Die Eagles sind in dieser Saison wirklich schwer einzuschätzen. An guten Tagen kann man jede Mannschaft der Liga schlagen, an schlechten gegen jeden verlieren. Das ist der Preis, den man für den Jugendstil zahlt. So schlug man Ende Oktober und Anfang November Manchester City und die Wolverhampton Wanderers jeweils 2:0, nur um dann aus den kommenden vier Spielen nur einen Punkt zu holen.

Zu oft belohnt sich Crystal Palace zudem nicht für starke Spiele. In der Nachspielzeit kassierte das Team bereits drei Gegentore, alle drei waren spielentscheidende Tore. Aus den letzten vier Spielen holte die Mannschaft nur vier Punkte, einem Sieg gegen Norwich City (3:0) stehen Niederlagen gegen Tottenham Hotspur (0:3) sowie West Ham United (2:3) gegenüber. Spielerisch war man jedoch vor allem gegen die Hammes sehr stark, traf zweimal Aluminium und hätte mindestens einen Punkt verdient gehabt.

Prognose

Vor allem zu Hause zeigen sich die Eagles in dieser Saison sehr offensivfreudig. In elf Spielen konnten sie bisher starke 17 Punkte holen, in der Heimtabelle steht man damit auf Platz sechs. Die Stimmung im Stadion ist für gewöhnlich exzellent, für die Reds heißt es definitiv aufpassen. Gefährlich ist Palace vor allem nach Ballgewinnen. Gallagher treibt den Ball schnell und gut durchs Mittelfeld, man muss ihn frühzeitig stoppen.



Nach Standardsituationen sind die Londoner hingegen eher ungefährlich, erst vier Tore machten sie in dieser Saison nach ruhenden Bällen. Genau hier sind sie auch zu packen. Bereits elf Gegentreffer kassierten die Eagles nach Ecken und Freistößen, zusammen mit Leicester City ist das Ligahöchstwert. Dies in Kombination mit der Tatsache, dass Liverpool offensiv die beste Mannschaft nach Standards ist, dürfte einige Chancen bieten.