Analyse │ Am Sonntag empfängt der Liverpool FC am 22. Spieltag der Premier League den Brentford FC. Die Gegneranalyse der Redmen Family.

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In ihrer ersten Premier-League-Saison scheinen die Bees wenig Anpassungsprobleme zu haben. Bereits jetzt scheint der Klassenerhalt bereits gesichert zu sein. Und das, obwohl man großteils mit dem Championship-Personal agiert

Neuer Backup-Keeper aufgrund einer Verletzung

In diesem Wintertransferfenster verpflichtete Brentford bisher einen Spieler. Torwart Jonas Lössl (32) kam auf Leihbasis aus Midtjylland. Grund hierfür war, dass sich Stammkeeper David Raya (26) Mitte der Hinrunde am Knie verletzt hatte und in dieser Saison wohl nicht mehr zurückkommen wird. Da man dadurch mit Alvaro Fernandez (23) nur noch einen Torhüter im Kader hatte, musste auf dieser Position nachgebessert werden. Lössl werden viele von seiner Zeit beim FSV Mainz 05 kennen. In England war der Däne bereits bei Huddersfield Town und dem Everton FC unterwegs.

Überraschend defensivstark

Taktisch spielen die Bees in einem asymmetrischen 3-5-2. Das bedeutet, dass ein Flügelverteidiger etwas tiefer agiert als sein Pendant auf der anderen Seite. Grund hierfür ist, dass der gelernte Offensivspieler Sergi Canos (24) eine der Außenbahnen beackert. War dies zu Saisonbeginn die rechte Seite, wo er das interne Duell gegen den gelernten Rechtsverteidiger Mads Roerslev Rasmussen (22) für sich entscheiden konnte, ist es aufgrund der langwierigen Verletzung von Linksverteidiger Rico Henry (24) nun die linke Bahn, die durch den Spanier die offensivere ist.

Die Innenverteidigung wurde vor der Saison als klare Schwachstelle gesehen, mit der Begründung, dass außer Zanka keiner der Spieler Erfahrung in einer Topliga haben. Vor allem bei Ethan Pinnock (28) hatten nahezu alle Experten große Fragezeichen, der jamaikanische Nationalspieler war vor drei Jahren noch in der dritten englischen Liga unterwegs.

Doch bisher funktioniert das Defensivkonstrukt sehr gut. Zunächst lag das vor allem am bärenstarken Raya. Dass es auch seit seinem Ausfall weiter ordentlich funktioniert, liegt daran, dass die Mannschaft von Trainer Thomas Frank (48) von ihrem in der Championship geprägten offensiven Stil abgewichen ist und einen deutlich pragmatischeren Ansatz wählt. Lediglich 46% Ballbesitz hat die Mannschaft aus London, damit liegt man ligaweit auf Rang 14. Die Passquote von 73,2% ist die drittschlechteste der Liga.

Noch deutlicher zeigt sich durch einen Blick auf die erweiterten Statistiken, wie wenig ballbesitzorientiert die Bees agieren. Man hat bisher nur 2.463 Ballkontakte im gegnerischen Drittel, nur 423 im gegnerischen Strafraum. Bei beiden Statistiken liegt man im unteren Tabellendrittel. Zum Vergleich: Liverpool hat 4.574 Ballkontakte im gegnerischen Drittel und 822 im gegnerischen Strafraum, also jeweils fast das doppelte.

Vorne hilft das zweiköpfige Monster

Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass man nur hinten drin steht. Im Gegenteil, über weite Strecken der Partie versucht Brentford den Gegner mit Pressing unter Druck zu setzen. Da die Mannschaft nach Ballgewinnen viele riskante Pässe spielt, kommen am Ende derartige Statistiken heraus. Die Pässe sollen die zwei Spitzen finden, Ivan Toney (25) und Bryan Mbeumo (22).

Die beiden harmonieren perfekt zusammen und sind gut genug, im Alleingang gegnerische Abwehrreihen aufzumischen. Und das müssen sie auch. Die beiden sind in sämtlichen Offensivstatistiken meilenweit vor dem Rest der Mannschaft. Aber es funktioniert. Mbeumo ist dabei der kleine, wendige Stürmertyp, währen Toney mit seinen 1,85 Metern auch in der Luft angespielt werden kann und Bälle festmacht.

Thomas Frank – Bis zur Spitze hochgearbeitet

Frank hat einen langen Weg hinter sich. Als Jugendcoach in seiner Heimat Dänemark begann er seine Trainerkarriere, nach acht Jahren im Nachwuchsbereich stieg Frank zu den Profis auf. In Brøndby verdiente er sich seine ersten Sporen als Cheftrainer. In den drei Jahren unter seiner Leitung führte er den Verein zurück in die Spitzengruppe der dänischen Liga, nachdem der elfmalige dänische Meister zuvor zwei Jahre in Folge nur Neunter geworden war.

Im Dezember 2016 folgte der Schritt nach England. Da ihm hier zunächst niemand den Cheftrainer-Posten zutraute, musste Frank zunächst als Assistent beginnen. Dies tat er bei Brentford unter Dean Smith (50), dem aktuellen Trainer von Norwich City. Im Oktober 2018, als Smith zu Aston Villa wechselte, hatte Frank die Verantwortlichen bereits so von seinem Know-How überzeugt, dass er vom Co-Trainer zum Chef aufstieg.

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Der Däne ist sowohl fachlich wie auch menschlich einer der besten Trainer der Liga. Taktisch ist er extrem flexibel, was man sowohl an der im Aufstiegsjahr angepassten Systematik (letzte Saison spielten die Bees lange Zeit im 4-3-3) als auch in der geänderten Taktik nach dem Aufstieg sieht. Dazu ist er auch noch extrem fannah, gesehen bereits mehrfach in dieser Saison. Macht Frank so weiter, wird er noch eine große Zukunft in der Premier League haben und Brentford wird nicht die letzte Stufe auf seiner Karriereleiter sein.

Starke Saison mit Ausschlägen nach unten

Die Bees spielten bis auf eine schwache Phase eine nahezu durchgehend gute Saison. Nach einem starken Saisonstart (zwölf Punkte nach sieben Spielen) verlor die Mannschaft vier Spiele in Folge. Man konnte etwas den Eindruck gewinnen, als würde die Mannschaft die Euphorie, die sich zu Beginn etwas getragen hat, verlieren. Doch dass dies nur ein Zwischentief war, zeigten sie danach, als sie in den nächsten fünf Spielen starke acht Punkte holten.

Aus den letzten vier Spielen konnte man nur eines gewinnen (2:1 gegen Aston Villa). Vor allem das letzte Spiel war ein echter Tiefschlag. Im Nachholspiel in Southampton verlor man am Dienstag ohne echte Chance mit 1:4. Und so steht Brentford mit 23 Punkten aus 20 Spielen auf Platz 13. Der erste Abstiegsplatz ist zwölf Punkte entfernt, daher kann man davon ausgehen, dass die Bees mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun haben werden.

Nicht nur in den Ergebnissen ist man gut, auch wie diese zustande kommen, kann sich zumeist sehen lassen. In der xG-Tabelle stehen die Bees sogar nochmal fünf Punkte besser da als in Wirklichkeit. Somit wären sie mit 28 Punkten auf Platz acht, unter anderem vor Manchester United.

Auch in den Pokalwettbewerben spielt Brentford bisher eine starke Saison. Im Carabao Cup kam man bis ins Viertelfinale, wo man am Chelsea FC scheiterte (0:2). Im FA Cup gewannen die Londoner ihr Drittrundenspiel gegen Port Vale mit einer größtenteils aus Ersatzspielern bestehenden Mannschaft souverän (4:1).

Prognose

Die Bees werden gegen den LFC erneut eine Mischung aus hohem Pressing und defensiver Mauertaktik zeigen. Es wird daher vor allem darauf ankommen, die Schnittstellen der Fünferkette zu finden. Für gewöhnlich schafft Liverpool dies recht gut, da vor allem die Außenverteidiger deutlich mehr Platz bekommen.



Gegen den Ball müssen die Reds sehr auf die überfallartigen Angriffe achten. Sobald der Ball verloren geht, muss die letzte Linie in höchster Alarmbereitschaft sein. Dazu ist Brentford relativ gefährlich nach Standards, mit Toney und ihren drei Innenverteidigern haben sie hier gleich vier starke Spieler, auf die es zu achten gilt.