Analyse │ Am Dienstag geht es für den Liverpool FC am 20. Spieltag der Premier League zum Leicester City FC. Die Analyse der Redmen Family.

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In den beiden letzten Jahren verpassten die Foxes denkbar knapp die Champions League. Jeweils stand am Saisonende der fünfte Tabellenplatz zu Buche. In diesem Sommer wollte man den Kader weiter verstärken, um endlich wieder in die Königsklasse einzuziehen.

Die Band zusammengehalten und fünffach verstärkt

Nachdem in den letzten Jahren immer wieder Stammspieler abgegeben wurden, um Einnahmen zu generieren, konnte Leicester in diesem Sommer alle wichtigen Spieler halten. Verlassen haben den Verein unter anderem der bereits zuvor verliehene Rachid Ghezzal (29) Richtung Istanbul, Dennis Praet (27) leihweise zum FC Turin sowie Cengiz Ünder (23), bei dem die Kaufoption nach seiner Leihe aus Rom nicht gezogen wurde. Insgesamt generierten die Foxes nur vier Millionen Euro Transfereinnahmen.

Ausgegeben wurde deutlich mehr. Aufgrund der Tatsache, dass Stammlinksverteidiger James Justin (23) seit Februar mit einem Kreuzbandriss ausfiel und in der Hinrunde nicht eingreifen konnte, wurde früh mit Ryan Bertrand (32) ein erfahrener und guter Spieler für diese Position ablösefrei aus Southampton verpflichtet. Im Laufe des Sommers gab man die Verpflichtungen von Stürmer Patson Daka (23) und Mittelfeldspieler Boubakary Soumare (22) bekannt.

Daka kam aus Salzburg, wo er letzte Saison in der österreichischen Liga in 28 Spielen an 34 Toren direkt beteiligt war (27 Tore, sieben Vorlagen). Soumare wurde 2020/21 als Stammspieler in Lille französischer Meister. Für beide Spieler zusammen legte Leicester 50 Millionen Euro auf den Tisch. 30 Millionen für Daka und 20 Millionen für Soumare.

Nachbesserungen aufgrund von Ausfällen

Vestergaard gegen Firmino

Da sich Innenverteidiger Wesley Fofana (21) in der Saisonvorbereitung das Wadenbein brach und Jonny Evans (33) eine Verletzung aus dem FA-Cup-Finale mit in die neue Saison brachte, wurde kurz vor Ende der Transferphase nochmals in der Abwehr nachgelegt. Jannik Vestergaard (29) kam für 17,6 Millionen Euro aus Southampton. Ein stolzer Preis, bedenkt man, dass der Däne nur noch ein Jahr Vertrag hatte. Zudem lieh Leicester am Deadline-Day noch Flügelspieler Ademola Lookman (23) aus Leipzig aus.

Am Ende des Transfersommers stand somit ein Minus von 63,6 Millionen Euro und der klare Auftrag an Trainer Brendan Rodgers (48), den Verein unter die ersten Vier zu führen.

Brendan Rodgers – Kann er endlich seine Ex ärgern?

Brendan Rodgers

Nachdem er aus Swansea City eine spielerisch derart starke Mannschaft gemacht hatte, dass sie den Spitznamen „Swansealona“ (in Anlehnung an den FC Barcelona und ihr Ballbesitzspiel) bekamen, wechselte Rodgers zum Liverpool FC. Jedoch sollte es ihm nicht gelingen, eine Mannschaft aufzubauen, die dauerhaft Erfolg haben würde. Man verpasste knapp die Meisterschaft in der Saison 13/14. Anfang der Saison 2015/16 war Schluss, Jürgen Klopp (54) übernahm.

Nach zweieinhalb Jahren bei Celtic Glasgow, mit denen er zweimal das Double in Schottland gewinnen konnte, zog Leicester City die in seinem Vertrag enthaltende Ausstiegsklausel von knapp sieben Millionen Euro. Rodgers ist grundsätzlich ein Verfechter des schönen Ballbesitzspiels. Inzwischen ist er sich jedoch auch nicht zu schade dafür, pragmatisch agieren zu lassen.

Noch nicht das richtige System gefunden

Es wirkt fast so, als wäre Rodgers mit dem extrem breiten Kader etwas überfordert. So hat er bisher immer noch nicht das perfekte System, geschweige denn seine Stammelf gefunden. In schöner Regelmäßigkeit wechseln sich verschiedene Formationen ab. Viermal spielte Leicester in der Liga im 3-4-1-2, zweimal im 4-4-2, siebenmal im 4-2-3-1 und viermal im 4-1-4-1.

Problematisch ist vor allem, dass der Kader an der Spitze nicht wirklich überdurchschnittlich aufgestellt ist. Konstant auf höchstem Niveau agieren in dieser Saison bisher nur Innenverteidiger Caglar Söyüncü (25), Außenverteidiger Timothy Castagne (26) und Mittelfeldmann Youri Tielemans (24). Alle anderen Spieler haben durchaus starke Auftritte, allerdings waren auch schon zu viele schwache Spiele dabei.

Dazu kommen noch unglaublich viele Verletzte, vor allem in der Innenverteidigung. Und so ist es auch für Dienstag kaum einzuschätzen, wie Rodgers aufstellen wird. Wahrscheinlich ist, dass er eher eine defensive Taktik wählt und nach vorne auf die Geschwindigkeit von Jamie Vardy (34) setzt. Der Stürmer ist auch in dieser Saison wieder mit neun Treffern in 15 Einsätzen Leicesters Toptorschütze.

Konstant inkonstant

Leicester jubelt in Liverpool

Wie bereits angesprochen ist die Mannschaft extrem inkonstant. Kaum einmal kann man mehr als zwei gute Spiele in Folge abliefern. Ende Oktober sah es kurz so aus, als würde man etwas Konstanz in die Saison bekommen (wettbewerbsübergreifend vier Siege, unter anderem gegen Manchester United mit 4:2), nur um aus den nächsten vier Spielen nur zwei Punkte zu holen.

Daher stehen die Foxes mit 22 Punkten aus 17 Spielen auf Platz zehn und laufen den eigenen Ansprüchen weit hinterher. Dass zuletzt zwei Spiele verschoben werden mussten, hilft vor allem mental ebenfalls nicht wirklich. Dazu ist man in der Europa League bereits in der Gruppenphase als Gruppendritter ausgeschieden und muss in der Rückrunde in der Conference League ran.

 Dewsbury-Hall – Eigengewächs aus dem Nichts

Kiernan Dewsbury-Hall (23), dieser Name dürfte den wenigsten außerhalb Leicesters wirklich etwas sagen. Der Mittelfeldspieler kommt aus der eigenen Jugend der Foxes, war in den letzten beiden Jahren an unterklassige Vereine verliehen. In der vergangenen Saison stand er für Luton Town immerhin 39-mal in der zweitklassigen Championship auf dem Feld. Nun kam er also zurück bei seinem Heimatverein.

In den ersten 13 Spielen war Dewsbury-Hall das, was man von ihm erwartet hatte: Jemand, der immer mal wieder im Spieltagskader stehen würde, jedoch kaum auf Einsatzzeit kommen würde. Vier Kurzeinsätze standen in der Premier League zu Buche. In den letzten vier Spielen hingegen spielte er insgesamt sieben der acht Halbzeiten, auch im Carabao Cup gegen Liverpool und in der Europa League gegen den SSC Neapel (2:3) stand er in der Startelf.

Seine Stärken hat Dewsbury-Hall definitiv in der Offensive. Daher wird er von Rodgers vor allem auf der Zehn eingesetzt, manchmal auch im zentralen Mittelfeld. Er ist schwer vom Ball zu trennen, spielt kluge Schnittstellenpässe und traut sich durchaus auch zu, selbst abzuschließen.

Prognose

 

Eine Prognose zu treffen fällt extrem schwer. Bei kaum einer Mannschaft ist die Diskrepanz zwischen den guten Spielen und den schlechten so groß wie bei Leicester. Genauso ist es wie gesagt kaum möglich, die korrekte Formation, geschweige denn die richtige Aufstellung vorherzusehen.



Die Tatsache, dass sich die Mannschaft bisher noch nie über einen längeren Zeitraum einspielen konnte, zeigt sich vor allem bei den Gegentoren. Bereits elf Tore kassierte man nach ruhenden Bällen. Damit ist Leicester gemeinsam mit Crystal Palace die schwächste Mannschaft in dieser Hinsicht.

Dazu kommen bereits fünf verschuldete Elfmeter. Das ist durchaus unerwartet, da die Foxes eigentlich eine der fairsten Mannschaften der Liga sind. Man foult am fünftseltensten in der Liga, bei den Verwarnungen hat sogar nur West Ham noch weniger als Leicester.