Analyse | Am Samstagnachmittag empfängt der Liverpool FC am 16. Spieltag der Premier League Aston Villa. Die Gegneranalyse der Redmen Family:

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Nachdem der Verein aus der zweitgrößten Stadt Englands im zweiten Jahr nach dem Aufstieg den nächsten Schritt gegangen war und sich im Tabellenmittelfeld stabilisieren konnte, musste man im Sommer einen herben Rückschlag verkraften. Der Star und Kapitän der Mannschaft, Jack Grealish (26), verließ die Villans Richtung Manchester City. Dabei wurde eine Ausstiegsklausel in Höhe von 117,5 Millionen Euro gezogen. Das Loch, das Grealish hinterließ, sollte von mehreren Spielern aufgefangen werden.
Grealish durch drei Neue ersetzt
Die durch den Grealish-Transfer eingenommenen Millionen wurden nahezu vollständig in drei Neuzugänge investiert. Emiliano Buendia (24) kam für 38,4 Millionen aus Norwich, Leon Bailey (23) wurde für 32 Millionen von Bayer 04 Leverkusen losgeeist und für Danny Ings (29) legte man 29,42 Millionen auf den Tisch. Alle drei sind Offensivspieler, die den Abgang von Grealish sowie den Weggang des nur geliehenen Ross Barkley (28) gemeinsam kompensieren sollten.
Warum für die drei Spieler so viel Geld bezahlt wurde, ist klar. Alle drei lieferten in der vergangenen Saison derart starke Leistungen ab, dass man ihnen durchaus zutrauen konnte, Grealishs Abgang vergessen zu machen. Buendia war der mit Abstand beste Spieler in der Championship und legte in 39 Spielen 15 Tore und 17 Vorlagen auf. Bailey schien endlich Konstanz in seine Leistungen zu bekommen, neun Tore und zehn Assists in 30 Spielen in der Bundesliga sind eine echte Ansage.
Ings war zwar nicht mehr ganz so stark wie in seinem Über-Jahr 2019/20 (22 Tore in 38 Spielen), doch zwölf Tore und vier Vorlagen in 28 Spielen bei einem Abstiegskandidaten lassen sich ebenfalls sehen. Angekommen sind die drei bisher allerdings noch nicht so richtig. Ings legt zwar gute Zahlen auf, doch seine Spielweise passt nicht wirklich zu den Kollegen, Bailey ist noch zu oft verletzt und Buendia hat sichtlich Anpassungsschwierigkeiten an das höhere Niveau.
Abgesehen von diesem Drei-für-Zwei-Tausch passierte wenig auf dem Transfermarkt. Ashley Young (35) kehrte zu seinem Jugendverein zurück, der vielseitig einsetzbare Außenspieler wechselte ablösefrei von Inter Mailand nach Birmingham. Dazu wurde Innenverteidiger Axel Tuanzebe (23) zum dritten Mal von Manchester United ausgeliehen. Bereits in der Rückrunde 2017/18 sowie in der gesamten Saison 2018/19 spielte er für die Villans. Abgegeben wurde außer Grealish kein sportlich relevanter Spieler.
Steven Gerrard – Erstmals als Gegner in Anfield
Am Samstag ist es also so weit. Der Tag kommt, den Liverpool-Fans zeitgleich freudig erwartet und mit Furcht entgegengesehen haben. Steven Gerrard (41) kehrt erstmals als Gegner nach Anfield zurück. Der Spielstätte, in der er 17 Jahre lang seine Heimspiele mit dem LFC ausgetragen hat. Gerrard ist ohne Zweifel die größte Vereinslegende, die der Liverpool FC in den letzten 30 Jahren hervorgebracht hat.
Nun ist er also zurück in der Premier League. Nach Lehrjahren in der Jugend von Liverpool machte er sich 2018 auf nach Schottland zu den Glasgow Rangers. Dort sammelte er seine ersten Erfahrungen als Trainer im Profibereich. Und diese Erfahrungen waren mehr als gut. Innerhalb von drei Jahren schaffte es Gerrard, den Abstand zu Celtic Glasgow nicht nur aufzuholen. In der Saison 2020/21 wurden die Rangers sogar erstmals seit zehn Jahren wieder schottischer Meister und blieben dabei ungeschlagen.
Als im November 2021 der Trainerjob bei Aston Villa frei wurde, konnte Gerrard gar nicht anders als diesen anzunehmen. Zu perfekt erschien die Gelegenheit, bei einem soliden Premier-League-Verein einzusteigen und nicht als kompletter Neuling in der Liga eines Tages als Trainer zum LFC zurückzukehren. Denn seien wir einmal ehrlich, genau darauf wird es 2024 oder 2025 hinauslaufen, sobald Jürgen Klopp (54) sein Engagement in Liverpool beenden wird.
Tempo über Außen und zentrale Stabilität
Der Spielstil von Villa unter Gerrard ähnelt sehr dem von Liverpool in Klopps Anfangszeit. Das Spiel ist auf Gegenpressing ausgelegt, frühe Ballgewinne sollen den Weg zum Tor verkürzen. Hierfür sind die zentralen Mittelfeldspieler Douglas Luiz (23), John McGinn (27) oder Marvelous Nakamba (27) perfekt geeignet. Sie erinnern an das LFC-Mittelfeldtrio Henderson – Milner – Wijnaldum von vor ein paar Jahren.
Sind keine schnellen Balleroberungen möglich und überspielt der Gegner das Gegenpressing, macht die Mannschaft das Zentrum dicht und versucht, den Gegner auf die Außenbahnen zu drängen. Die Innenverteidiger haben ihre Stärken klar im Kopfballspiel, daher möchte man, dass der einzige Weg der Gegner in den Strafraum über Flanken möglich ist.
Muss Villa das Spiel von hinten aufbauen, kommt – ähnlich wie bei den Reds – den Außenverteidigern eine große Rolle zu. Die nominellen Flügelspieler agieren sehr zentral, um den Außenverteidigern viel Platz zu geben. Abgesichert werden sie von den zentralen Mittelfeldspielern, die im geordneten Offensivspiel eine eher untergeordnete Rolle spielen. Zudem wird viel Wert auf Standardsituationen gelegt. Bereits vier Treffer entstanden nach verschiedenen Eckballvarianten, Gerrard legt hierauf einen starken Fokus.
Seit Gerrards Ankunft läuft es
Zum Zeitpunkt der Amtsübernahme von Gerrard waren die Villans auf Platz 16. Seither hat sich einiges getan. In vier Spielen konnte man neun Punkte holen, und das, obwohl der Spielplan alles andere als leicht war. Brighton & Hove Albion sowie Crystal Palace sind sehr unangenehme Gegner, beide Spiele gewann man mit 2:0 respektive 2:1. Anschließend verlor die Mannschaft denkbar knapp gegen Manchester City (1:2) und zeigte dabei ein starkes Spiel.
In der letzten Partie kam es schließlich zum Aufeinandertreffen von Gerrard mit seinem Ex-Trainer Brendan Rodgers (48) und Leicester City. Die Foxes gingen zunächst in Führung, doch Innenverteidiger Ezri Konsa (24) durch einen Doppelpack jeweils nach Ecken drehte die Partie. Vor allem in der Phase zwischen der 30. und 60. Minute war Aston Villa den Gästen dabei extrem überlegen und zeigte, dass ihr Stil auch gegen starke Gegner zum Erfolg führen kann.
Prognose
Auf den LFC wird ein schweres Spiel zukommen. Die Villans haben in der Anfangsphase der Saison unter ihren Möglichkeiten gespielt, von der personellen Stärke her sind sie eine Mannschaft, die jedem Gegner Probleme bereiten kann. Spannend wird zu sehen sein, ob Gerrard auch in Anfield das hohe Pressing spielen lässt, das man in den bisherigen Spielen gesehen hat. Worauf man in jedem Fall aufpassen muss sind die Standardsituationen. Unnötige Eckbälle sollten unter allen Umständen verhindert werden.
Aus dem Spiel ist vor allem wichtig, dass sich die Außenverteidiger von Liverpool nicht von den sehr zentral agierenden Flügelspielern ins Zentrum ziehen lassen, da sonst die Außenverteidiger Villas zu viel Platz bekommen. Durch die offensive Ausrichtung offenbaren die Außenverteidiger immer wieder Lücken hinter sich. Diese kann man definitiv ausnutzen. Dazu sind die Innenverteidiger und Mittelfeldspieler nicht gerade pressingresistent, hier kann sicherlich der ein oder andere hohe Ballgewinn forciert werden.
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