Analyse │Am Mittwoch geht es für den Liverpool FC am 14. Spieltag der Premier League zum Stadtderby gegen den Everton FC. Die Gegneranalyse der Redmen Family.

Auf der anderen Seite des Stanley Parks versucht man seit Jahren, die Topteams anzugreifen. In diesem Sommer hat man – anders als die Jahre zuvor – wenig in den Kader investiert. Das liegt zum einen an der Corona-Pandemie, zum anderen daran, dass die Toffees nach jahrelangem Kampf endlich die Bewilligung der Stadt zum Bau eines neuen Stadions bekommen haben. Der Bau hat bereits begonnen und wird knapp 600 Millionen Euro kosten.

Kaum Geld durch Corona und Stadionneubau

Townsend und Gray

Da der Kader in der Spitze bereits gut aufgestellt war, suchte man preiswerte Neuzugänge für die Breite. Vor allem offensiv machte sich die fehlende Kadertiefe letzte Saison bemerkbar, als man regelmäßig das System umstellen musste, weil keine Offensivspieler mehr zur Verfügung standen und deshalb auuf eine starke Hinrunde eine enttäuschende Rückrunde folgte.

Und so kamen mit Demarai Gray (25) und Andros Townsend (30) zwei Flügelspieler sowie mit Salomon Rondon (32) ein Stürmer. Bei Gray zog Everton eine Ausstiegsklausel, der Engländer konnte für nur zwei Millionen Euro von Bayer Leverkusen verpflichtet werden. Rondon und Townsend unterschrieben beide ablösefrei, Townsends Vertrag bei Crystal Palace war ausgelaufen, Rondon kam aus China zurück nach England. Dazu kamen mit Asmir Begovic (34) und Andy Lonergan (38) zwei neue Keeper, die als Backups eingeplant sind.

Große Namen abgegeben

James Rodriguez bei Everton

Auf der Abgabenseite tat sich auch einiges. In der Offensive gab man einige Spieler mit zwar großen Namen, aber keinen großen Leistungen ab. Moise Kean (21) wurde für sieben Millionen Leihgebühr inklusive Kaufpflicht zu seinem Ausbildungsverein Juventus Turin zurückverliehen, Bernard (28) ging in die Vereinigten Arabischen Emirate, Joshua King (29) nach Watford und der bereits verliehene Theo Walcott (32) wurde an Southampton abgegeben.

Der namentlich größte Abgang war sicherlich der von James Rodriguez (30). Der Kolumbianer kam erst im Sommer 2020 nach Liverpool, konnte sich jedoch nie richtig einleben und war von Beginn der Vorbereitung in diesem Sommer an nicht mehr Teil des Kaders. Ende September war es endlich so weit: Der Transfer nach Katar ging über die Bühne. Everton bekam immerhin noch acht Millionen Euro Ablöse.

Rafael Benitez – Eine Liverpool-Legende bei Everton

Benitez Banner in Anfield

Rafael Benitez (61) ist zurück in Liverpool. Der spanische Übungsleiter übernahm die Toffees im Sommer, da Carlo Ancelotti (62) dem Ruf von Real Madrid folgte. Benitez dürfte den meisten Liverpool-Fans immer noch in guter Erinnerung sein, schließlich war er insgesamt sechs Jahre Trainer der Reds. In seiner Zeit im roten Teil der Stadt fiel unter anderem auch das Champions-League-Finale 2005, als die Reds von einem 0:3-Pausenrückstand gegen den AC Mailand zurückkamen und sich zum Sieger der Königsklasse aufschwangen.

Daneben gewann Benitez mit dem LFC unter anderem 2006 noch den FA-Cup. Und auch abseits des Feldes engagierte sich der Spanier viel für soziale Projekte, unter anderem ist er bis heute aktiv im Verein, der sich für das Gedenken an die Opfer der Hillsborough-Katastrophe starkmacht.

Nach seiner Zeit bei den Reds kam Benitez viel in der Fußballwelt herum. Neben Topteams wie dem Chelsea FC, Inter Mailand, dem SSC Neapel oder Real Madrid waren auch eher unerwartete Stationen wie die bei Newcastle United oder in China dabei. In China arbeitete er zwei Jahre bei Dalian Professional, ehe er nun nach England zurückkehrte. Die Tatsache, dass er sich ausgerechnet Everton als seine neue Station ausgesucht hat, wirkt zunächst etwas irritierend. Doch wie wir alle wissen, ist die Rivalität zwischen den beiden Liverpooler Vereinen deutlich weniger aggressiv wie die zwischen anderen Stadtrivalen, außerdem liebt Benitez die Stadt, seine Familie lebte in all den Jahren an der Merseyside.

Defense wins Championships?

Benitez hat das System auf ein klares 4-2-3-1 umgestellt. Hierbei rotieren die drei offensiven Mittelfeldspieler sehr viel, einen klassischen Zehner gibt es nicht. Stattdessen werden alle drei Positionen durch gelernte Flügelspieler besetzt. Die Tatsache, dass alle drei sich für gewöhnlich recht zentral aufhalten, kommt den beiden Außenverteidigern sehr zugute. Vor allem Linksverteidiger Lucas Digne (27) hat seine Stärken in der Offensive, aber auch sein Pendant auf der rechten Seite, Kapitän Seamus Coleman (32), ist um Ausflüge in das gegnerische Drittel nicht verlegen.

Dennoch ist die Mannschaft insgesamt sehr defensiv eingestellt. Gegen den Ball gibt es kaum einmal Pressingaktionen in der gegnerischen Hälfte, stattdessen lassen die Toffees den Gegner kommen. In der eigenen Hälfte versucht man, den Gegner auf die Außen zu drängen und zu Flanken zu verleiten. Mit Michael Keane (28) und Yerry Mina (27) stehen normalerweise in der Innenverteidigung zwei extrem kopfballstarke Innenverteidiger bereit, um die Flanken allesamt zu klären. Mina fehlte zwar zuletzt mit einer Oberschenkelverletzung, sollte jedoch rechtzeitig fit werden. Falls dies nicht der Fall ist, wird wohl Ben Godfrey (23) seinen Platz einnehmen.

Auf dem Boden der Tatsachen angekommen

Evertons Spieler skeptisch

Zu Saisonbeginn sah es noch so aus, als könnte Everton in diesem Jahr um die internationalen Plätze mitspielen. Die Spiele waren zwar nicht gut, man holte jedoch die Punkte. So stand die Mannschaft nach sechs Spielen mit 13 Punkten auf Platz fünf, nur einen Punkt hinter den Reds, die damals die Tabelle anführten. Seitdem läuft jedoch kaum noch etwas zusammen. In sieben Spielen kassierte man fünf Niederlagen und holte nur zwei Punkte.

Ein Grund ist definitiv, dass der Spielplan deutlich schwerer war als zu Saisonbeginn. Es ging unter anderem gegen Manchester City (0:3), West Ham United (0:1), Manchester United (1:1) und die Tottenham Hotspur (0:0). Der andere Grund ist die Verletzungsmisere. Neben Abwehrchef Mina fällt Stammstürmer Dominic Calvert-Lewin (24) seit dem vierten Spieltag mit einem gebrochenen Zeh aus. Dadurch bekam Rondon im Sturmzentrum deutlich mehr Einsatzminuten als geplant. Bereits in sechs Spielen startete der Venezolaner. Im Mittelfeld fehlte seit Spieltag neun der sich zuvor überragend in Form befindliche Abdoulaye Doucoure (28), der in den ersten acht Spielen an sechs Treffern beteiligt war. Der Franzose stand jedoch am Wochenende wieder in der Startelf.

Prognose

Everton wird versuchen, dem LFC das Leben durch gute Arbeit gegen den Ball so schwer wie möglich zu machen. Offensiv ist wenig von der Mannschaft zu erwarten, hier verlässt sie sich sehr auf Einzelaktionen. Geht es jedoch mal mannschaftlich geschlossen nach vorne, sind vor allem die offensiven Außenverteidiger zu beachten, die sehr starke Flanken schlagen können.



Defensiv ist die Kombination aus kleinen, zweikampfstarken und wendigen Sechsern und den beiden kantigen Innenverteidigern nur schwer zu überwinden. Am besten funktioniert dies wohl, wenn man die eigenen Angreifer mit hohen Bällen schickt, bevor das Abwehrbollwerk sich formiert hat. Trotz der großen Innenverteidiger ist Everton zudem anfällig bei ruhenden Bällen, bereits sechs Gegentore resultierten daraus.


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