Analyse │ Am Samstag geht es für den Liverpool FC am sechsten Spieltag der Premier League zum Brentford FC. Die Gegneranalyse der Redmen Family.

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Die West-Londoner sind endlich in der Premier League angekommen. Nachdem sie 2019/20 noch denkbar knapp in der Verlängerung des Playoff-Finals am Fulham FC gescheitert waren, gelang den Bees in der abgelaufenen Saison der Aufstieg. Auf der Mission Klassenerhalt wird zum Großteil auf die Aufstiegshelden gesetzt.

Den Kern zusammengehalten

Lediglich drei potenziell sofortige Verstärkungen kamen im Sommer. Kristoffer Ajer (23) wurde für 15,7 Millionen Euro von Celtic Glasgow losgeeist. Der Norweger soll der Innenverteidigung mehr Stabilität geben. Beim Werben um Ajer konnte sich Brentford unter anderem gegen Bayer Leverkusen durchsetzen.

Kristoffer Ajer

Aus Lorient kam mit Yoane Wissa (25) ein offensiv flexibel einsetzbarer Spieler für zehn Millionen Euro. Der Kongolese war letzte Saison in der Ligue 1 an 15 Treffern direkt beteiligt. Vom Partnerverein FC Midtjylland wurde der zentrale Mittelfeldspieler Frank Onyeka verpflichtet, ebenfalls für zehn Millionen Euro.

Dazu kam mit Alvaro Fernandez (23) noch ein zweiter Keeper leihweise aus Spanien. Nach Ende des Transferfensters nahmen die Bees dann noch den vereinslosen Innenverteidiger Zanka (31) unter Vertrag. Dieser ist jedoch lediglich als Notfall-Option eingeplant und sollte kaum eine Rolle spielen.

Abgegeben werden mussten die beiden Stammspielern Henrik Dalsgaard (31) und Emiliano Marcondes (26). Rechtsverteidiger Dalsgaard ging zurück in die Heimat nach Dänemark, Marcondes schloss sich dem AFC Bournemouth an. Dazu wurde Sturmtalent Halil Dervisoglu (21) erneut zu Galatasaray Istanbul verliehen. Dort verbrachte der türkische Nationalspieler bereits die Rückrunde der letzten Saison.

Mut zum Risiko in der Defensive Brentfords

Taktisch spielen die Bees in einem asymmetrischen 3-5-2. Das bedeutet, dass ein Flügelverteidiger etwas tiefer agiert als sein Pendent auf der anderen Seite. Grund hierfür ist, dass sich auf der rechten Seite nach dem Abgang Dalsgaards etwas überraschend Offensivspieler Sergi Canos (24) das interne Duell um die Nachfolge des Dänen gegen den gelernten Rechtsverteidiger Mads Roerslev Rasmussen (22) für sich entscheiden konnte.

Die Innenverteidigung wurde vor der Saison als klare Schwachstelle gesehen mit der Begründung, dass weder Ajer noch die beiden anderen Stammspieler, namentlich Ethan Pinnock (28) und Pontus Jansson (30) Erfahrung in einer Topliga haben. Vor allem bei Pinnock hatten nahezu alle Experten große Fragezeichen, der jamaikanische Nationalspieler war vor drei Jahren noch in der dritten englischen Liga unterwegs.

Doch bisher funktioniert das Defensivkonstrukt sehr gut. Das liegt zum einen am bärenstarken Keeper David Raya (25), der mit 84,6% die drittbeste Fangquote der gesamten Liga hat. Zum anderen liegt es daran, dass die Mannschaft von Trainer Thomas Frank (47) von ihrem in der Championship geprägten offensiven Stil abgewichen ist und einen deutlich pragmatischeren Ansatz wählt. Lediglich 43% Ballbesitz hat die Mannschaft aus London, nur drei Mannschaften haben weniger. Die Passquote von 72,6% ist die drittschlechteste der Liga.

Trainer Frank

Noch deutlicher zeigt sich durch einen Blick auf die erweiterten Statistiken, wie wenig ballbesitzorientiert die Bees agieren. Man hat bisher nur 521 Ballkontakte im gegnerischen Drittel, nur 86 im gegnerischen Strafraum. Beides ist Ligatiefstwert. Zum Vergleich: Liverpool hat 1.200 Ballkontakte im gegnerischen Drittel und 222 im gegnerischen Strafraum, also jeweils mehr als das doppelte.

Vorne hilft das zweiköpfige Monster

Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass man nur hinten drin steht. Im Gegenteil, über weite Strecken der Partie versucht Brentford den Gegner mit Pressing unter Druck zu setzen. Da die Mannschaft nach Ballgewinnen viele riskante Pässe spielt, kommen am Ende derartige Statistiken heraus. Die Pässe sollen die zwei Spitzen finden, Ivan Toney (25) und Bryan Mbeumo (22).

Die beiden harmonieren perfekt zusammen und sind gut genug, im Alleingang gegnerische Abwehrreihen aufzumischen. Und das müssen sie auch. Die beiden sind in sämtlichen Offensivstatistiken meilenweit vor dem Rest der Mannschaft. Aber es funktioniert. Mbeumo ist dabei der kleine, wendige Stürmertyp, währen Toney mit seinen 1,85 Metern auch in der Luft angespielt werden kann und Bälle festmacht.

Ivan Toney – Klappt es auch in der Premier League

Viele waren überrascht, als Bretford im Sommer 2020 über fünf Millionen Euro für einen Stürmer aus der dritten englischen Liga zahlte. Toney war gut, keine Frage, immerhin erzielte er für Peterborough United in der Saison 2019/20 24 Treffer in 32 Spielen. Jedoch konnte sich kaum jemand vorstellen, dass der Stürmer Ollie Wakins (25) ersetzen könne, der zu Aston Villa abgewandert war.

Toney strafte die Kritiker Lügen und spielte eine herausragende Championship-Saison. 31 Tore und zehn Vorlagen sprechen eine klare Sprache. Nun wird es sich zeigen, ob er in der Premier League ebenso nahtlos an seine Leistungen anknüpfen kann, wie er es in der Championship konnte. Watkins war bei Villa vergangene Saison an 19 Treffern beteiligt, ähnliche Zahlen dürften wir auch von Toney erwarten. Nach fünf Spielen steht er bei zwei Toren und einer Vorlage.

Stets auf Augenhöhe

Die ersten fünf Spiele zeigten, dass Brentford durchaus bereit für die Premier League ist. Alle Spiele konnte man ausgeglichen gestalten, dabei waren die Gegner nicht die leichtesten. Zum Auftakt konnten die Bees zu Hause den Arsenal FC schlagen (2:0), danach gab es zwei Unentschieden gegen Crystal Palace (0:0) und Aston Villa (1:1). Am vierten Spieltag kassierte man die erste Niederlage (0:1 gegen Brighton), nur um dann eine Woche später die Wolverhampton Wanderers zu schlagen (2:0).

Canos jubelt gegen Arsenal

Vor allem defensiv läuft es hervorragend, erst zwei Gegentreffer sprechen eine deutliche Sprache. Mit acht Punkten aus fünf Spielen steht Brentford auf einem starken neunten Tabellenplatz. Schaut man auf die Expected Points (xP), wäre sogar noch mehr drin gewesen. Gegen Brighton und Aston Villa hatte man die qualitativ hochwertigeren Chancen.

Prognose

Die Bees werden gegen den LFC erneut eine Mischung aus hohem Pressing und defensiver Mauertaktik zeigen. Es wird daher vor allem darauf ankommen, die Schnittstellen der Fünferkette zu finden. Für gewöhnlich schafft Liverpool dies recht gut, da vor allem die Außenverteidiger deutlich mehr Platz bekommen. Sehr wichtig wäre es also, wenn Trent Alexander-Arnold (22) wieder zur Verfügung stehen würde.


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Bei Standardsituationen ist Brentford in der Regel nahezu unüberwindbar. Bereits letzte Saison, als der Spielstil insgesamt noch deutlich offensiver war und man zu großen Teilen der Saison mit einer Viererkette agierte, kassierte die Mannschaft nur neun Gegentore nach ruhenden Bällen. Diese Saison resultierte noch kein einziges Gegentor aus einem Standard.