Analyse | Am Samstag empfängt der Liverpool FC im Topspiel des dritten Spieltags der Premier League den Chelsea FC. Die Gegneranalyse der Redmen Family.

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Nach dem Trainerwechsel von Frank Lampard (43) hin zu Thomas Tuchel (47) lief es für die Blues in der Vorsaison sehr gut. Nachdem man im Winter im Tabellenmittelfeld gestanden hatte, konnte man durch eine starke Aufholjagd am Ende noch Platz vier und damit die Qualifikation für die Champions League klarmachen.
Daneben gewann die Mannschaft etwas überraschend, aber nicht unverdient, die Champions League. Auf dem Weg ins Finale schaltete Chelsea unter anderem Atletico und Real Madrid aus. Im Endspiel schlugen die Blues dann in einem rein englischen Finale Manchester City mit 1:0. Auf dieser starken Rückrunde will man nun aufbauen und auch in der Liga ein Wörtchen um die Meisterschaft mitreden.
Schwachstelle adressiert und den Kader ausgedünnt
Um dieses Ziel zu erreichen, musste zwingend ein Mittelstürmer her. Timo Werner (25) und Co. vergaben in der vergangenen Saison einfach zu viele Chancen, um mit dem vorhandenen Personal um die Meisterschaft spielen zu können. Mehrere Spieler standen auf dem Zettel, doch recht schnell war klar, dass Romelu Lukaku (28) der Wunschspieler war.
Der Belgier spielte schon einmal für Chelsea, damals holten die Blues den Stürmer als Talent aus Anderlecht. Wirklich durchsetzen konnte er sich in London jedoch nicht, wodurch er über die Stationen Everton FC und Manchester United in Italien bei Inter Mailand landete. Dort entwickelte sich Lukaku zu einem der besten Stürmer der Welt. Entsprechend teuer war der Belgier auch, Chelsea musste 115 Millionen Euro für ihn auf den Tisch legen.
Finanziert wurde der Transfer zu einem Großteil durch Verkäufe von Spielern, für die Tuchel keine Verwendung hatte. Stürmer Tammy Abraham (23) ging für 40 Millionen zum AS Rom, Innenverteidiger Fikayo Tomori (23) für 30 Millionen zum AC Mailand. Dazu wurden weitere Kaderfüller wie Olivier Giroud (34) oder Victor Moses (30) verkauft, einige Talente wie Marc Guehi (21) und Valentino Livramento (18) abgegeben und weitere Spieler verliehen. Insgesamt nahm Chelsea 112 Millionen Euro ein.
Weitere Verkäufe etwa von Kurt Zouma (26), Tiemoue Bakayoko (27) oder Ross Barkley (27) sollen zusätzliches Geld bringen, um noch einen weiteren Hochkaräter zu verpflichten. Hierbei soll es sich entweder um den Innenverteidiger Jules Kounde (22) vom FC Sevillia oder um den defensiven Mittelfeldspieler Declan Rice (22) von West Ham United handeln.
Tuchel – Fußballgenie mit schwierigem Charakter
„Er ist ein außergewöhnlicher Trainer. Ich bin sicher, dass er Erfolg haben wird. Ich bin froh, ihn hier in diesem Land zu sehen.“ Das waren die Worte von keinem Geringeren als Manchester City-Trainer Pep Guardiola (50), als am 26. Januar feststand, dass Tuchel die Nachfolge von Frank Lampard auf der Trainerbank der Blues übernehmen würde. Nur zu verständlich, dass Guardiola das sagt, ist doch Tuchel einer der Trainer, die sich vom Spanier sehr viel abgeschaut haben und seine Spielweise adaptieren möchten.
Seine Trainerkarriere begann der Deutsche in Stuttgart und Augsburg im Nachwuchsbereich. Seine erste Station im Profifußball war der 1. FSV Mainz 05. Nach fünf Jahren zog es ihn als Nachfolger von Jürgen Klopp (54) zu Borussia Dortmund. Hier zeigte sich jedoch recht schnell die Schattenseite des Thomas Tuchel. Trotz guter sportlicher Leistungen, unter anderem dem Gewinn des DfB-Pokals 2017, musste Tuchel nach nur zwei Jahren aufgrund von Differenzen zwischen ihm und der Vereinsführung seinen Hut nehmen.
Nach einem Sabbatjahr übernahm Tuchel 2018 den französischen Serienmeister Paris St. Germain. In den zwei vollen Saisons unter seiner Leitung gewannen die Hauptstädter zwei Meistertitel, dazu gewann man 2020 beide heimischen Pokale und erreichte das Champions-League-Finale (0:1 gegen den FC Bayern München). All diese Erfolge und die sehr gute Beziehung zu den Spielern konnten die Entlassung Ende Dezember 2020 nicht verhindern. Grund waren neben Platz zwei in der Liga vor allem Unstimmigkeiten mit dem sportlichen Leiter Leonardo (51). Nur einen Monat später hatte Tuchel jedoch wieder einen Job, er unterschrieb beim Chelsea FC.
Aus der Not eine Tugend gemacht
Zu Beginn der Zeit von Tuchel hieß es, die Dreierkette sei nur eine Übergangslösung, um die Mannschaft zu stabilisieren. Inzwischen scheint es jedoch so, als sei das System mit drei Innenverteidigern die dauerhafte Lösung. Dafür hat Tuchel auch einige Spieler umfunktioniert. Einer der gelernten Rechtsverteidiger, namentlich Cesar Azpilicueta (31) oder Reece James (21), bildet den rechten Teil der Dreierkette, vor ihm als Schienenspieler spielt entweder der jeweils andere oder der eigentliche Flügelspieler Callum Hudson-Odoi (20).
Daneben wurden Spieler, die unter Lampard wenig bis gar keine Rolle gespielt hatten, zurück in die Mannschaft beordert. Antonio Rüdiger (28) ist in der Innenverteidigung gesetzt, auf der linken Außenbahn bekommt Marcos Alonso (30), der unter Lampard am Ende gar nicht mehr gespielt hatte, zumeist den Vorzug vor Ben Chilwell (24).
Die Außenverteidiger haben hierbei auch eine sehr wichtige Rolle. Sie sind die einzigen Außenspieler, die Offensivkräfte agieren sehr zentral. Sie müssen somit viel Fläche alleine abdecken. Hier kann Liverpool sicherlich ansetzen.
In der Offensive hat Tuchel nach einem halben Jahr immer noch nicht seine Wunschaufstellung gefunden. Mason Mount (22), Kai Havertz (22) und Timo Werner (25) dürften die Favoriten auf die beiden Plätze hinter Lukaku sein, doch auch Christian Pulisic (22) oder Hakim Ziyech (28) stellen Ansprüche auf viel Spielzeit. Hier muss Tuchel genauso gut moderieren wie in der letzten Saison.
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Prognose
Wie bereits angesprochen, dürfte vor allem die Außenverteidiger und die Halbstürmer im 3-4-2-1 defensiv deutlich gefordert werden. Liverpool ist bekannt dafür, gegen Mannschaften mit Dreierkette besonders gut zu funktionieren, da die Außenverteidiger Andrew Robertson (26) und Trent Alexander-Arnold (22) viele Freiräume haben werden. Dazu kommt, dass Keeper Edouard Mendy (29) immer wieder Schwächen gezeigt hat, wenn ihn der Gegner anlief. Hier sollten die Reds auf jeden Fall ansetzen und den Senegalesen so oft wie möglich unter Druck setzen.