Bei Liverpool laufen aktuell die Vertragsverhandlungen für einige Schlüsselspieler. Michael Edwards – der Sportdirektor der Reds – ist diesen Sommer besonders gefragt. Neben dem Ziel zwei neue hochkarätige Transfers zu koordinieren, will der Verein die Leistungsträger halten, deren Verträge in zwei Jahren auslaufen.

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Zum aktuellen Zeitpunkt laufen die Verträge von Mohamed Salah, Alisson Becker, Fabinho Tavares, Sadio Mané, Virgil Van Dijk und Jordan Henderson 2023 aus. Laut Quellen aus dem Klub sollen zeitnah die Verträge von Alisson Becker und Fabinho Tavares verlängert werden. Eine offizielle Bekanntgabe soll noch vor Beginn der neuen Saison erfolgen.

Erste Gespräche mit Leistungsträgern fanden statt

Im Falle von Van Dijk, Salah und Mané sind schon erste Gespräche über eine lukrative Verlängerung gelaufen. Die Verträge von Trent Alexander-Arnold und Andy Robertson laufen zwar erst 2024 aus, jedoch wird auch hier erwartet, dass die Reds schnell handeln werden – wahrscheinlich im Laufe der kommenden Saison.

Für Liverpools langjährigen Kapitän und Ikone Jordan Henderson ist die Zukunft aktuell allerdings noch nicht geklärt. The Athletic berichtete, dass es in der Vorsaison zwar Gespräche über eine Vertragsverlängerung gab, aber keine wirklichen Fortschritte erzielt wurden.

Die Quellen im Klub betonen zwar, dass die Verhandlungen nicht gescheitert sind, es handle sich allerdings um eine komplizierte und sensible Situation. Normalerweise würde man an dieser Stelle die Fans beruhigen, denn es ist sicherlich nicht unüblich, dass Vertragsverlängerungen auch mal länger laufen. Auch bei Henderson. Immerhin ist er einer der wichtigsten Figuren beim LFC. Die Reds werden doch sicherlich verlängern, oder?

Parallelen zu Gerrard und Wijnaldum?

Es werden gerade Erinnerungen an Georginio Wijnaldum hochgespült. Der charismatische Niederländer verließ die Reds im Sommer ablösefrei, nachdem der Klub nicht in der Lage war eine Einigung mit dem Spieler zu erzielen. Wijnaldum unterzeichnete erst kürzlich einen neuen lukrativen Dreijahresvertrag bei Paris St. Germain. Wijnaldum wusste um die Situation. Er wusste sicherlich, wie sehr er von Fans und Trainer geschätzt wird. Sein Abgang wirkte auch gar nicht feindselig oder verbittert – nur enttäuscht. Denn offenbar zeigte ihm die Führungsriege im Klub nicht die Wertschätzung, die er nach all den Jahren erwartete.

Die Reds versuchten 2019/20 Wijnaldum auf dem Transfermarkt anzubieten. Doch die Angebote blieben aus. Wahrscheinlich nicht nur aufgrund der Pandemie.Doch an sich sollte auch das im Falle Henderson nicht allzu sehr beunruhigen, oder?

Henderson: Fanliebling und Ikone

Jordan Henderson feierte erst kürzlich sein zehnjähriges Klub-Jubiläum und ist Fanliebling, verdienter Kapitäns-Erbe des legendären Steven Gerrard und Ikone. Er liebt den Klub und es kann sich niemand aktuell vorstellen, dass Hendo jemals die Reds verlässt. Wobei sich die Fans das sicherlich auch bei Gerrard so gedacht haben. „Es schien, als ob ich sie mehr wollte als sie mich“, schrieb Gerrard damals in seiner Autobiografie. Er wechselte für die letzten 18 Monate in seiner Karriere in die USA.

Die aktuelle Ungewissheit wirft die Türen offen für Spekulationen und Interessenten. Jordan Henderson ist mittlerweile 31 Jahre alt. Liverpool vergibt selten und scheinbar ungern gute „Rentenverträge“ – und Hendo wäre 33, wenn sein Vertrag ausläuft. Und die Art und Weise, wie Liverpool den Vertrag von Wijnaldum hat auslaufen lassen, haben den Markt aufhorchen lassen.

Mauricio Pocchettino bei PSG soll ein Bewunderer sein und auch Atletico Madrid soll jahrelanges Interesse an Henderson haben. Beide Klubs halten aktuell ihren Status Quo indem sie eher ablösefreie Spieler verpflichten.

Ginge es nach Jürgen Klopp, dann wären die Gespräche über eine Verlängerung nur noch Formsache und ein Vertrag wäre bereits unterschrieben. Jordan Henderson war der integrale Bestandteil für Liverpools Erfolge der letzten Jahre. Seine Einstellung und Präsenz sind die Grundlage für die Performance der Mannschaft und natürlich auch ihrer Titel.

Doch Wijnaldum’s Abgang unterstreicht, dass Liverpools Trainer nicht die volle Kontrolle hat, wenn es um Verträge geht. Sonst wäre der niederländische Nationalspieler sicherlich noch in Anfield, weil Klopp ihn unbedingt behalten wollte. Doch bevor wir hier in Spekulationen abdriften, blicken wir doch zurück auf die Fakten.

Transfer: Heikler Balanceakt ohne Emotionen?

Realistisch betrachtet wirkt es derzeit, dass Liverpools Besitzer, die Fenway Sports Group, andere Prioritäten haben im Kader, was zum Teil nachvollziehbar ist. Und obwohl Klopp einen großen Anteil hat an den Transferaktivitäten, so haben am Ende der Präsident Mike Gordon, der CEO Billy Hogan und Michael Edwards das Sagen bei den finanziellen Entscheidungen. Und das hat Klopp natürlich zu akzeptieren.

Für die Bosse beim Klub ist es ein heikler Balanceakt. Die Emotionen müssen, so schwer es den Fans fällt, außen vor gelassen werden. Das ist Teil des Geschäftsmodells. Denn nur so wurde aus dem im finanziellen und sportlichen Mittelmaß versunkene LFC die europäische Macht der letzten Jahre, die einmal fast alle Titel abgeräumt hat und regelmäßig in Wettbewerben weit vorne mitspielt.

Als Fan sieht man das eventuell nicht so offensichtlich. Und mit Sicherheit sind hier auch viele Emotionen verankert, neben den objektiven Betrachtungsweisen. Ein Kader benötigt eine konstante Verjüngungskur und natürliche Auslese. Keine Frage – Erfahrung im Team ist wichtig. Spieler wie Henderson und Milner sind wichtig, für das Heranwachsen von jungen Talenten wie Curtis Jones (20) und Harvey Elliott (18). Die Mischung ist hier wichtig. Die Vorbilder sind wichtig. Und mit Van Dijk, Salah und Robertson gibt es gleich noch drei weitere Vorbilder, die für ihr Land die Kapitänsbinde tragen.

Doch eine Mannschaft muss auch neue Impulse aus der Academy und durch Transfers bekommen. Das wissen alle große Teams. Zwei bis drei gute neue Spieler pro Saison und das Level kann gehalten werden. Das haben viele Teams zuvor bewiesen. Nicht nur in England.

Henderson ist allerdings für dieses Team auf dem Platz viel wichtiger, als die aktuelle Situation widerspiegelt. Seit Beginn der Saison 2016/17, der ersten vollen Saison unter Klopp, hat Liverpool nur (!) 13 von 116 Ligaspielen verloren, in denen Henderson in der Startelf stand – das sind 11 Prozent. Von den 56 Ligaspielen, die sie in diesem Zeitraum ohne Hendo in der Startelf gespielt haben, mussten sie sich 10 Mal geschlagen geben – das sind 18 Prozent. Liverpool hat durchschnittlich 1,27 Tore pro Spiel erzielt, wenn der Skipper in der Startelf stand. Diese Zahl sinkt auf 0,59 Tore pro Spiel, wenn „Bambi“ (wie er manchmal liebevoll genannt wurde) nicht in der Startelf stand. (Statistiken von The Athletic)

LFC versucht dritte Garde zu verkaufen

Viele Aktivitäten in diesem Transferfenster werden bei Liverpool davon abhängig sein, wie die natürliche Auslese im Kader umsetzbar ist. Zu den Spielern gehören Marko Grujic, Harry Wilson, Nat Phillips, Shaqiri und ein paar weitere Spieler, die letzte Saison verliehen wurden. Mit dem Transfer um Konaté haben die Reds einen großen Schritt für die nächsten Jahre gemacht. Ein erster großer Transfer.

Das kommende Transferfenster 2022 wird tatsächlich spannender, wenn die Auswirkungen der Pandemie hoffentlich verstrichen sind. Dann treten Naby Keita und Alex Oxlade-Chamberlain auf den Plan, denn ihre Verträge laufen ebenfalls 2023 aus.

Die Frage, die sich FSG stellen müssen, ist, ob sie wirklich wissen, wie wichtig einer der besten Mittelfeldspieler Europas für Liverpool ist. Und, ob sie es schaffen Henderson davon zu überzeugen, dass sie seinen Wert für die Mannschaft erkannt haben. Und welche Rolle wollen sie für Jordan Henderson im Verein? Denn es geht zumindest Henderson nicht nur ums Geld.

Karriereende in Liverpool?

Bis dahin wird der Kapitän weiterhin alles für die Reds geben und mit jedem Spiel zeigen, wie wichtig er für den Erfolg ist – nicht nur in der Kabine, sondern auf dem Platz. Henderson hat ein Angebot von Liverpool nicht abgelehnt, aber wenn das, was derzeit auf dem Tisch liegt, akzeptabel wäre, dann wäre ein Vertrag bereits unterzeichnet worden.

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Und das ist der Grund, warum man über diese Situation schreiben muss. Die Situation ist noch nicht prekär. Die Fans müssen sich noch keine Sorgen machen. Allerdings sollte diese News alle zum Nachdenken anregen.

„Es gibt keinen anderen Ort auf der Welt, an dem ich lieber Fußball spielen würde. Ich möchte so lange hier sein, wie ich kann“, sagte Henderson bei seiner letzten Vertragsverlängerung 2018. Hoffen wir alle gemeinsam, dass Liverpool ihm diesen Wunsch erfüllen.