Anfield erhält ab der kommenden Saison testweise 7.800 Sitze mit Sicherheits-Barrieren. Die Testphase mit „Safe Standing“ soll zunächst für eine Saison laufen.

Nach einer Sicherheitsüberprüfung durch die Sports Grounds Safety Authority (SGSA) wird Anfield die temporäre Installation von Sitzen mit Sicherheitsschienen in zwei Bereichen des Stadions testen. Die Überprüfung hat ergeben, dass während der Spiele das ständige Stehen im Kop und im Unterrang an der Anfield Road ein Sicherheitsrisiko darstellt.

7800 Plätze in Anfield werden umformiert

1.800 der neuartigen Sitze werden für die kommende Saison im hinteren Teil des Kops platziert sowie 7.000 im unteren Rang des Anfield Road Ends (gegenüber des Kop). Mit diesem Test will der Verein die Sicherheit der Fans im Stadion verbessern, denn vor allem im Kop stehen die Fans häufig, obwohl es eigentlich nicht erlaubt ist.

Mit diesen Barrieren soll verhindert werden, dass Fans beim Torjubel über die vorderen Sitzreihen fallen können. In der Vergangenheit verletzten sich immer wieder Leute, weil sie sich während des Jubelns nicht mehr halten konnten und nach vorne fielen.

Dabei macht Liverpool FC-Geschäftsführer Andy Hughes allerdings klar, dass die Installation der 7.800 Sitze nur ein Test ist und Anfield auch kommende Saison ein reines Sitzplatzstadion bleibt. Anfield ist nicht das einzige Stadion mit solch einer Testphase – im Old Trafford, Molyneux oder dem Tottenham Hotspur-Stadium gibt es bereits die Vorrichtungen.

Untersuchung: „Safe Standing“ ist sicherer

A general view of The Kop stand at Anfield, Liverpool FC‘ s stadium in Liverpool, north-west England on October 20, 2012. AFP PHOTO/PAUL ELLIS (Photo credit should read PAUL ELLIS/AFP via Getty Images)

Die Einführung von Sitzreihen mit Barrieren stützt sich auf einer Untersuchung der ‚Sports Ground Safety Authority‘. Die Untersuchungen dauern weiterhin an. Die Einführung der Sitzreihen soll die vorläufigen Ergebnisse stützen, dass Sitzreihen mit Sicherheitsschienen sicherer sind.

In Anfield steht zu den meisten Spielen ein Großteil des Kops und der Auswärtsfans auf dem Anfield Road End. Was nach den 12-monatigen Test geschieht, ist gegenwärtig unklar. Noch gibt es keine offiziellen Bemühungen, Stehplätze in Premier League Stadien wieder offiziell zu erlauben.

Sollten allerdings die Tests in den verschiedenen Stadien erfolgreich verlaufen, könnte Bewegung in die Situation kommen. Damit dies geschieht, bräuchte es allerdings eine Gesetzesänderung. Die britische Regierung zeigte sich in der Vergangenheit offen für eine potenzielle Einführung von Safe Standing.

88 Prozent der Fans befürworten Safe Standing

Die Liverpooler Fanvereinigung ‚Spirit of Shankly‘ führte 2017 eine Umfrage unter Liverpool-Fans durch, ob sie an Fußball-Spielen stehen wollen. Über 88 Prozent befürworteten die Einführung von „Safe Standing“. Dies zeigt, dass generell ein großes Verlangen nach Stehplätzen vorhanden ist. Wer steht, ist mehr im Spiel involviert und es herrscht generell eine bessere Stimmung, weil das Stehen die natürliche Haltung für das singen ist.

Vor allem in Liverpool ist das Stehen an Fußball-Spielen ein sehr sensibles Thema. 1989 starben bei der Hillsborough-Tragödie 96 Menschen im Stehplatz-Block des Hillsborough-Stadions in Sheffield. In Liverpool sind die Diskussionen über Stehplätze durch die Katastrophe weiterhin sehr emotional – verständlicherweise.

Hillsborough-Angehörige: Kein Problem mit der Testphase

Der Verein und Spirit Of Shankly waren jedoch in regelmäßigem Dialog mit den Vertretern der Verstorbenen Familien und haben am Montag alle Familien angeschrieben. Margaret Aspinall, die ihren 18-jährigen Sohn James verloren hat und die ehemalige Vorsitzende der aufgelösten Hillsborough Family Support Group ist, hat ihre Unterstützung zugesagt.

„Ich kann nicht für die anderen Familien sprechen, weil sie ihre eigene Meinung haben werden, aber ich habe überhaupt keine Probleme damit, weil wir uns immer für die Sicherheit der Fans eingesetzt haben“, sagte sie der Nachrichtenagentur PA.

„Ich denke, es ist wichtig, nachdem man von dem Jungen in Wembley gehört hat, der (von einer Tribüne bei Englands Euro 2020 Spiel gegen Kroatien am Sonntag) gefallen ist.

„Zuerst wollte ich keine Form von sicheren Stehplätzen, aber ich habe meine Meinung geändert, weil man sieht, dass die Leute stehen, zwar nur zu bestimmten Zeiten, aber sie stehen. Und der Sitz ist immer noch da, damit sie sich wieder hinsetzen können, und die Schienen sind da, damit sie nicht umfallen. Ich hätte eine andere Meinung, wenn alle Sitzplätze entfernt worden wären. Ich hatte schon früher Sitzschienen gesehen und war damals nicht damit einverstanden, aber man merkt, dass sich die zahlenden Fans darüber aufregen. Ich bin selbst schuldig; bei einem Spiel, wenn Liverpool ein Tor geschossen hat, bin ich aufgestanden, habe gejubelt und war aufgeregt, also bin ich nicht anders als jeder andere.“