Analyse │ Am Sonntag empfängt der Liverpool FC im letzten Spiel der Premier-League-Saison 2020/21 Crystal Palace. Die Gegneranalyse der Redmen Family.

Das Spiel bedeutet für Liverpool ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Zuerst ist da Trainer Roy Hodgson, der 2010-11 für sechs Monate die Reds trainierte, bevor er nach schlechten Ergebnissen entlassen wurde. Auch ein Wiedersehen mit Nathaniel Clyne (30) steht am Wochenende an. Der Rechtsverteidiger und ehemalige englische Nationalspieler bekam im Sommer keinen neuen Vertrag und wechselte nach fünf Jahren beim LFC ablösefrei zu den Eagles.

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Verjüngungskur ohne Abgänge

In der letzten Saison kam immer wieder Kritik an der Kader- und Transferpolitik von Palace auf. So bekam mit Tyrick Mitchell (21) lediglich ein Spieler unter 22 Jahren überhaupt Einsatzzeit, und diese auch erst nach Restart, als es für die Mannschaft um nichts mehr ging. Auch Jairo Riedewald (24) bekam kaum einmal die Chance von Anfang an. Und so hatte man in der letzten Saison die mit Abstand älteste Stammelf.

Dieses „Problem“ wollte man im Sommer adressieren. Und so holte man mit Nathan Ferguson (20) und Eberechi Eze (22) zwei hochtalentierte Spieler aus der zweiten englischen Liga. Neben den beiden und Clyne kam ebenfalls aus der zweiten Liga mit Jack Butland (28) ein neuer Ersatztorwart. Der ehemalige englische Nationalkeeper möchte nach mehreren unglücklichen Jahren nochmals angreifen. Dazu wurde Stürmer Michy Batshuayi (27) erneut vom Chelsea FC ausgeliehen. Der Belgier war bereits in der Rückrunde der Saison 2018/19 an die Eagles ausgeliehen.

Abgegeben wurde kein einziger wichtiger Spieler. Der letzte Saison in die Türkei verliehene Stürmer Alexander Sörloth (25) wurde nach Leipzig verkauft. Durch diesen Verkauf kam man im Transferfenster auf einen finanziellen Überschuss von knapp einer Million Euro. So hat man sowohl in finanzieller als auch in sportlicher Hinsicht sehr gute Arbeit geleistet. Und all dies wurde mit Ruhe und Bedacht ohne große Schlagzeilen gemacht.

Photo: Frank Augstein / Imago

Im Winter wurden dann noch zwei Transfers getätigt, beide mit Bundesliga-Bezug. Aus Mainz wurde Stürmer Jean-Philippe Mateta (23) mit Kaufoption ausgeliehen. Die Voraussetzungen, dass aus der Option eine Pflicht wird, war ein einziger Einsatz. Daher handelte es sich im Prinzip um eine Kaufpflicht. Der Franzose kostete Palace insgesamt 17,5 Millionen Euro. Abgegeben wurde Max Meyer (25). Der deutsche Mittelfeldspieler konnte sich seit seinem Wechsel 2018 nie für einen Platz in der Startelf empfehlen und ging ablösefrei zum 1. FC Köln.

Roy Hodgson – Weltenbummler auf seiner letzten Mission

Die Ruhe, die Palace aktuell ausstrahlt, zeigt sich auch auf der Trainerposition. Seit 2006 überlebte kein Trainer länger als zwei Jahre im Londoner Süden. Bevor Roy Hodgson (73) kam, mussten gleich drei Trainer in nicht einmal neun Monaten gehen. Doch der routinierte Trainer, der in seiner Karriere bereits in neun Ländern gearbeitet hat, stabilisierte mit seiner ruhigen Art die Mannschaft und den Verein.

Auffällig ist vor allem, dass über 50 % all seiner Niederlagen gegen die großen sechs Mannschaften der Premier League zustande kommen. Gegen den Rest punktet man konstant gut unter ihm. Auch damit lässt sich die Ruhe, die um den Verein herrscht, begründen. Gegen die besten Mannschaften wird nicht viel erwartet und gegen die Mannschaften, gegen die man für eine solide Saison punkten muss, tut man das auch.

Photo: Facundo Arrizabalaga / Imago

Anfang dieser Woche ließ Hodgson verlauten, dass er seine Trainerkarriere nach dieser Saison beenden werde. Damit geht ein ganz Großer des englischen Fußballs, auch wenn er nie die größten Erfolge feiern konnte. Die Verabschiedung am Mittwoch nach dem Spiel gegen Arsenal FC (1:3) von den eigenen Fans war entsprechend emotional.

Defensive Stabilität und vorne hilft Zaha

Palace spielte zuletzt in einem Hybrid aus 4-3-3 und 4-4-2. Egal wie man es nennt, es wird in erster Linie auf Kompaktheit gesetzt. Das zentrale Mittelfeld besteht dabei aus zwei sehr lauf- und kampfstarken Spielern sowie einem etwas offensiveren. Hier bekamen zuletzt Luka Milivojevic (30) und Riedewald (24) den Vorzug vor James McArthur (33). Cheikhou Kouyate (31), der hier letzte Saison noch gesetzt war, ist inzwischen Abwehrchef in der Innenverteidigung.

Offensiv ist vieles auf Wilfried Zaha (28) ausgerichtet. Der Ivorer ist das Herz und die Seele des Teams. Nach einer schwachen Vorsaison zeigt er in dieser Saison wieder, warum er zu den besten Offensivspielern der Liga gehört und warum Palace ihn nicht für weniger als 70 Millionen Euro abgeben möchte. Trotz einiger Verletzungen steht er bei starken elf Treffern.

Photo: Justin Setterfield / Imago

Neben Zaha ist im Laufe dieser Saison Christian Benteke (30) aus der Versenkung wieder aufgetaucht und erinnert an alte, längst vergessene Tage. Der ehemalige Liverpooler, der bei Aston Villa zu den besten Stürmern der Liga gehörte und für den der LFC 2015 unglaubliche 46,5 Millionen Euro zahlte, steht in 30 Einsätzen bei mehr als ordentlichen zehn Treffern. Er ist auch der Grund, warum die Eagles mehr und mehr im 4-3-3 agieren. Benteke funktioniert als alleiniger Stürmer am besten.

Der dritte überdurchschnittliche Offensivspieler, Eze, wird das Spiel verpassen. Der englische U-21-Nationalspieler riss sich vor einer Woche die Achillessehne und wird wohl das komplette Kalenderjahr 2021 verpassen. Nicht nur für Palace ist dies bitter, auch für neutrale Fans, denn Eze ist einer der Spieler, denen man einfach gerne zusieht.

Überraschend stark gegen Topteams

Nachdem der Klassenerhalt im Prinzip nach 30 Spieltagen bereits perfekt war, ging es zuletzt um nicht mehr viel. Aus den letzten sieben Spielen wurden fünf verloren, auch wenn das Programm hier sicherlich seinen Teil dazu beitrug. Es ging unter anderem gegen den Chelsea FC (1:4), Leicester City (1:2), Manchester City (0:2) und den Arsenal FC (1:3). Die beiden Spiele gegen Sheffield United (2:0) und Aston Villa (3:2) konnten gewonnen werden. Vor allem gegen Villa zeigte die Mannschaft in der zweiten Halbzeit eine starke Leistung.

Gegen den LFC geht es für die Eagles vor allem darum, im Fernduell mit Brighton & Hove Albion vor den Seagulls bleiben. Die beiden Vereine verbindet eine in Deutschland eher unbekannte, aber dennoch große Rivalität seit den 1970ern, die sogenannte M23-Derby. Um sicher vor Brighton zu bleiben, benötigt Palace einen Punkt.


Klopp freut sich auf 10.000 Zuschauer zum Saisonfinale

LFC Podcast: Scouserfunk Folge 64: Die Hattrick-Folge mit neuem Trikot

Ein Sieg für die Fans: Liverpool führt Fanvertretung im Vorstand ein


Prognose

Palace wird am Sonntag keine wilden Dinge versuchen. Die Eagles werden defensiv stehen, hohe Bälle nach vorne auf Benteke spielen, der diese dann auf Zaha ablegen soll. Vor allem Nathaniel Phillips wird hier wieder gefragt sein, Benteke in den Kopfballduellen die Stirn zu bieten. Den Ball werden die Gäste nicht haben wollen, im Schnitt steht Palace bei 43,1 % Ballbesitz pro Partie. Gegen den LFC dürfte es noch einmal deutlich weniger werden. Defensiv ist die Mannschaft durchaus anfällig nach Standards, zwölf Gegentreffer bedeuten den viertschlechtesten Wert der Liga.