Analyse │ Am Mittwoch geht es für den Liverpool FC am 37. Spieltag der Premier League zum Burnley FC. Die Gegneranalyse der Redmen Family.
In Zeiten, in denen gefühlt jeder Spieler, der fünf gerade Pässe über zehn Meter spielen kann, einen zweistelligen Millionenbetrag zu kosten scheint, mutet es mehr als ungewöhnlich an, dass bei einem Premier-League-Team nach sieben Jahren Erstligazugehörigkeit der Rekordeinkauf immer noch bei lediglich 16,9 Millionen Euro liegt. Die Philosophie bei Burnley ist klar: Man holt selten Spieler mit großem Entwicklungspotential aus dem Ausland, sondern lieber Spieler, die sich bereits in England etabliert haben.
Kaum Veränderung im Kader
Im Sommer holte man lediglich einen Spieler. Dale Stephens (31) kam für knapp eine Million Euro aus Brighton. Der Mittelfeldspieler wurde auch nur geholt, da mit Jack Cork (31) ein Stammspieler im zentralen Mittelfeld die komplette Hinrunde ausfiel.

Auch in Sachen Abgänge tat sich auf dem Transfermarkt sehr wenig. Für keinen einzigen Spieler wurde eine Ablöse eingenommen. Mittelfeldspieler Jeff Hendrick (29) ging nach Newcastle, Ersatzkeeper Joe Hart (34) zu Tottenham Hotspur und Flügelspieler Aaron Lennon in die Türkei. Innenverteidiger Ben Gibson (28) wurde nach Norwich in die zweite Liga verliehen.
Sean Dyche – Der Macher von Burnley
Sean Dyche (49) ist der dienstälteste Trainer der Liga. Bereits 2012 übernahm er den Verein. Damals war man ein klassischer Zweitligist. Dyche brachte eine Arbeitermentalität in den Verein, die sich inzwischen von oben bis ganz nach unten durchzieht. Jedem in Burnley ist bewusst, dass man eigentlich von den Voraussetzungen her nichts in dieser Liga verloren hat, umso mehr kämpft man darum und tut alles dafür, sich in der Liga halten zu können.

Durch seinen sehr defensiv und destruktiv geprägten Fußball wird Dyche trotz seiner Erfolge bei Burnley, inklusive einer Teilnahme an der Europa League 2018, kaum mit größeren Vereinen in Verbindung gebracht. Dies dürfte ihm allerdings auch ganz recht sein, so kann er in aller Ruhe arbeiten und Burnley Schritt für Schritt an die Möglichkeiten eines Premier-League-Vereins annähern.
Letzte Saison wurde vermehrt von Unstimmigkeiten zwischen Dyche und dem ehemaligen Besitzer Mike Garlick berichtet, da dieser ihm kaum Geld für Neuzugänge zur Verfügung stellte. Daher schien die Möglichkeit zu bestehen, dass Dyche nach dieser Saison zurücktritt. Am 1. Januar 2021 gab der Verein dann jedoch bekannt, dass Garlick seine Anteile an das amerikanische Investment-Konsortium ALK Capital verkauft hat. Unter den neuen Besitzern scheint in Zukunft deutlich mehr Geld zur Verfügung zu stehen, was einen Verbleib Dyches sehr wahrscheinlich macht.
Kick and Rush in Reinform
Das System Burnley ist schnell erklärt. Es wird in einem 4-4-2 gespielt mit zwei großen, wuchtigen Stürmern. Der Ball wird hoch in Richtung dieser Stürmer geschlagen, die dann versuchen, die Bälle festzumachen. So haben die Clarets in dieser Saison erneut ligaweit die meisten langen Bälle gespielt. Setzt man das in Zusammenhang damit, dass Burnley insgesamt mit Abstand am wenigsten Pässe gespielt hat, wird die Häufung der langen Bälle noch gravierender.
So sind 21,1 % der Pässe von Burnley lange Bälle. Zum Vergleich: Bei Liverpool sind es nur 8,4 %. Daher dürfte sich vor allem Liverpool-Innenverteidiger Nathaniel Phillips (24) in dem Spiel pudelwohl fühlen, sind dessen Stärken doch klar im Kopfballspiel und in der Zweikampfhärte zu finden.

Auch Flanken sind daher logischerweise eine große Waffe der Clarets. Mit Dwight McNeil (21) hat man einen Spieler im Kader, der ligaweit die meisten Flanken aus dem Spiel schlägt. Bei Standards herrscht ebenfalls immer Gefahr, da Burnley auch Einwürfe in Strafraumnähe wie Flanken in den Strafraum bringt. Dabei wird gerne der Keeper des Gegners komplett zugestellt und teilweise fünf Spieler im gegnerischen Fünfmeterraum zugestellt.
Die Klasse dank einer starken Phase gesichert
Der Saisonstart war besorgniserregend. Nach sechs Spielen stand Burnley bei einem Punkt, den ersten Sieg feierte man erst am achten Spieltag. In den folgenden neun Spielen konnten die Clarets einen Lauf starten.17 Punkte in diesem Zeitraum waren die Folge. Dadurch konnte man sich im Abstiegskampf ein kleines Polster erarbeiten. Von diesem Vorsprung zehrte die Mannschaft seither, nur noch vier Siege kamen hinzu.
Die Punkteausbeute von bisher 39 reichte jedoch locker, um den Klassenerhalt frühzeitig in der Tasche zu haben. Das sah man im letzten Spiel auch: gegen Leeds United setzte es eine 0:4-Klatsche. Es wird spannend, ob dies nur ein Ausrutscher war oder ob bei Burnley durch den Klassenerhalt die Luft raus ist. Dieses Szenario wäre sicherlich nicht das schlechteste für den LFC.
Nick Pope – Englands bester Torwart?
Seit Jahren gehört Nick Pope zu den besten und gleichzeitig meist unterschätzten Torhütern der Premier League. In den letzten Jahren konnte man mehr als einmal sogar dafür argumentieren, er sei der beste Keeper der Liga. Auch in dieser Saison gehört er sicherlich zu den besten fünf, wenn nicht besten drei. Die Zahlen sprechen für ihn. Mit 77 % abgewehrter Schüsse liegt nur Emiliano Martinez von Aston Villa vor ihm. Mit 34,4 % Zu-Null-Spielen liegt er in dieser Statistik auf Rang sechs.

Der Grund, warum er immer noch bei Burnley spielt ist, dass in den letzten Jahren kein Topteam ernsthaftes Interesse an ihm hatte. Das liegt vor allem an der Spielweise: Pope ist ein sehr traditioneller Torhüter, der seine Stärken bei hohen Bällen sowie auf der Linie hat. Fußballerisch gehört er zu den schwächsten Torhütern der Liga, was ihn für Topteams eher unattraktiv macht.
Auch in der Nationalmannschaft sorgt dies für Probleme: Nimmt man alle Stärken und Schwächen zusammen, ist Pope wohl der beste Torhüter des Landes und sollte Stammspieler für die Three Lions sein. Doch Jordan Pickford (27) und Dean Henderson (24) sind deutlich modernere Keeper, wodurch Pope wohl nur als dritter Mann zur Europameisterschaft mitfahren wird.
Für einen Verein wie Burnley ist dies jedoch perfekt. Einen der besten Spieler auf seiner Position halten zu können, weil die großen Vereine aufgrund seiner Spielweise kein großes Interesse haben, ist ein echter Glücksfall.
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Prognose
Hohe Bälle und harte Zweikämpfe. Das klingt nach dem Albtraum eines jeden Gegners. Und genau das ist Burnley auch. Die Clarets versuchen, das Spiel zu einem großen Teil auf Zufall basieren zu lassen. Für Liverpool heißt es, ruhig zu bleiben, vor allem die Mittelfeldspieler sind angehalten, um jeden zweiten Ball zu kämpfen. Die Stürmer dürfen nicht verzweifeln, wenn Pope auch mal den ein oder anderen eigentlich unhaltbaren Ball fängt. Denn der englische Nationalkeeper ist einer der besten Torhüter der Liga. Seine Stärken hat er vor allem auf der Linie und bei der Strafraumbeherrschung. Flanken dürften also eher wenig Erfolgsaussichten haben, man ist angehalten, sich durch die Mitte zu kombinieren.