Analyse │ Am Sonntag geht es für den Liverpool FC im Topspiel des 34. Spieltags der Premier League zum Tabellenzweiten Manchester United. Die Gegneranalyse der Redmen Family.

Im Winter hat sich kadertechnisch einiges bei den Red Devils getan. Mit Amad Diallo (18) kam ein vielversprechendes Talent für die Außenbahn aus Bergamo. Der Transfer wurde bereits im Sommer 2020 getätigt, doch der Ivorer bekam erst im Winter eine Spielberechtigung von der FA. Daher blieb er in der Hinrunde noch in Italien. Für den ivorischen Nationalspieler zahlte Manchester United über 20 Millionen Euro.

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Abgegeben wurden einige Spieler, mit denen man nicht mehr plante. Timothy Fosu-Mensah (23) ging nach Leverkusen, Marcos Rojo (30) zu den Boca Juniors. Viel Geld brachten die beiden nicht ein, es ging vor allem darum, die Gehaltskosten einzusparen. Dazu verließ Jesse Lingard (28) den Verein auf Leihbasis Richtung West Ham United. Dort spielt der offensive Mittelfeldspieler, der bei United keine Rolle mehr spielte, groß auf. Mit Facundo Pellistri (19) und Tahith Chong (21) wurden dazu noch zwei Talente verliehen.

Ole Gunnar Solskjær – Fergies Lieblingsschüler

Ole Gunnar Solskjaer (48) übernahm nach der Entlassung von Jose Mourinho (58) zunächst interimsweise den Verein. Er wurde für zwei Millionen Euro von Molde FK ausgeliehen, mit einer Option, ihn für acht Millionen Euro fest zu verpflichten. Da es zu Beginn des Engagements sehr gut lief und man zwölf der ersten 15 Spiele in der Premier League gewinnen konnte, zog man trotz Bedenken der Vereinsverantwortlichen die Option und verpflichtete Solskjaer unter großer Freude der Anhängerschaft fest.

Photo: Phil Noble / Imago

Zu seiner aktiven Karriere stand der Norweger elf Jahre für Manchester United auf dem Feld. In dieser Zeit konnte er unter anderem sechsmal die Meisterschaft sowie die Champions League gewinnen. Vor allem der Champions-League-Triumph ist den meisten Fußballfans im Gedächtnis geblieben. Gegen den FC Bayern lag Manchester United bis zur 90. Minute mit 0:1 zurück, ehe man das Spiel in zwei Minuten drehte. Solskjaer gelang hierbei das entscheidende 2:1. Der Name dürfte bei vielen deutschen Fans also sehr negativ (oder positiv) konnotiert sein.

Offensiv regelt Bruno Fernandes

Inzwischen hat sich Solskjaer auf das 4-2-3-1 als System festgelegt. Dieses wird jedoch ziemlich variabel ausgeführt, je nachdem, ob die Mannschaft offensiv oder defensiv agieren soll. Mal spielt man mit drei Stürmern, ein anderes Mal agiert mit Paul Pogba (28) ein zentraler Mittelfeldspieler auf der Außenbahn. Durch die langwierige Verletzung von Anthony Martial (25) wurden mit Daniel James (23) und Mason Greenwood (19) zwei Spieler zurück in die offensive Rotation gespült, die in der Hinrunde kaum eine Rolle spielten.

In Topspielen agiert die Mannschaft sehr abwartend und überlässt dem Gegner den Ball. Durch die vielen zweikampfstarken Spieler in der Defensive kann man sich dies erlauben. Bei Ballgewinnen soll dann über den Fixpunkt Bruno Fernandes (26) schnell umgeschaltet werden. Der Portugiese spielt eine herausragende Saison, er war bereits an 27 Treffern direkt beteiligt (16 Tore, elf Vorlagen). Zuletzt entwickelte sich Edinson Cavani (34) außerdem immer mehr zu einem entscheidenden Teil der Offensive. Der Uruguayer traf in zwei der letzten drei Spiele und war jeweils der spielentscheidende Mann.

Photo: Martin Rickett / Imago

Defensiv inzwischen eingespielt

Defensiv hat sich die Viererkette inzwischen gefunden. Luke Shaw (25) ist aktuelle der wohl beste Linksverteidiger der Liga, Rechtsverteidiger Aaron Wan-Bissaka (23) macht große Fortschritte in der Vorwärtsbewegung, dem Teil des Spiels, der ihm zu Beginn seiner Zeit bei United große Probleme bereitete. Die Innenverteidiger Harry Maguire (28) und Victor Lindelöf (26) passen zwar nicht perfekt zusammen, doch die beiden haben sich inzwischen miteinander arrangiert. Lässt man den grauenhaften Saisonstart (elf Gegentore in drei Spielen) außen vor, stehen die Red Devils bei 24 Gegentoren in 30 Spielen.

Dazu beigetragen hat auch der vor kurzem getätigte Torwartwechsel. Seit Anfang März hat Solskjaer Dean Henderson (24) zur Nummer Eins gemacht. Der aus der eigenen Jugend stammende Henderson war letzte Saison an Sheffield United verliehen und zeigte dort sehr starke Leistungen. Vor dieser Saison war ein offener Zweikampf zwischen ihm und David de Gea (30) ausgerufen worden, den Henderson mit einiger Verspätung für sich entschieden hat. Der Engländer musste in zehn Spielen erst sechs Gegentreffer hinnehmen. De Gea fungiert seither als Pokalkeeper, der Spanier könnte den Verein im Sommer verlassen. Zumindest, wenn Manchester United einen Abnehmer findet, der sein exorbitantes Gehalt von 375.000 Pfund pro Woche übernimmt.

Kaum noch schlagbar

Die Red Devils erscheinen aktuell in der Premier League quasi unschlagbar. Nach dem 7. Spieltag (0:1 gegen Arsenal) verlor man nur noch ein Spiel, ausgerechnet gegen den Tabellenletzten Sheffield United (1:2). Seither hat man bereits wieder eine Serie von 13 ungeschlagenen Spielen. Auch in der Europa League marschiert Manchester United durch den Wettbewerb. Als Gruppendritter aus der Champions League in den Wettbewerb gekommen, steht man nach Siegen gegen Real Sociedad (4:0, 0:0), den AC Mailand (1:1, 1:0) sowie den FC Granada (2:0, 2:0) im Halbfinale gegen den AS Rom.

Photo: Matt West / Imago

Da das Duell rund um das Spiel am Sonntag ist und es für United in der Liga um nicht mehr viel geht, hätte man bei einem engen Hinspiel davon ausgehen können, dass Solskjaer gegen den LFC den ein oder anderen Spieler schont. So sah es auch lange Zeit aus. Nach 60 Minuten stand es 2:2, danach drehte Manchester United jedoch auf und gewann mit 6:2. Schonung für das Rückspiel ist daher wohl nicht nötig.

Prognose

Der LFC muss sich erneut auf einen defensiv agierenden Gegner einstellen. Die Außenverteidiger scheinen dabei unüberwindlich, daher wird man es vor allem durch das Zentrum versuchen müssen. Lindelöf dürfte sich als größter Angriffspunkt herausstellen.


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Defensiv muss man irgendwie versuchen, Bruno Fernandes aus dem Spiel zu nehmen. In nahezu jedem Angriff hat der Portugiese seine Füße im Spiel. Und auch auf Cavani gilt es zu achten. Gegen die Roma war der Uruguayer an fünf der sechs Tore direkte beteiligt (zwei Treffer, zwei Vorlagen, einen Elfmeter herausgeholt).