Der Liverpool FC kommt gegen Leeds United nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus und verpasst damit den Sprung auf Rang 4.

An einem Tag, an dem der Liverpool FC kräftig mit an den Sargnägeln des europäischen Fußballs in seiner aktuellen Form hämmerte, traten die Reds gegen einen Gegner an, der bereits beim Aufwärmen deutlich machte, was er von der Idee „European Super League“ hält: nichts! Wir schließen uns an. Auf dem Rasen an der Elland Road nahmen die Mannen von Jürgen Klopp, von denen – und das sei mit Nachdruck gesagt – keiner Verantwortung für die Entwicklungen trägt, von Beginn an das Heft des Handelns in die Hand und gingen durch einen Treffer von Sadio Mané verdient mit 1:0 in die Pause.

Im zweiten Durchgang änderte sich jedoch das Spielgeschehen zugunsten der Gastgeber. Die Reds verloren nach und nach den Zugriff und gewährten dem Team von Marcelo Bielsa die Rückkehr in die Verlosung dieses Spiels. Nachdem Alisson noch mehrfach überragend den Ausgleich verhindern konnte, war auch der Brasilianer nach einer Ecke und einem Kopfball von Diego Llorente machtlos. Durch die verdiente Punkteteilung verpasst der Liverpool FC den Sprung auf Rang vier und muss einen empfindlichen Rückschlag im Kampf um die CL-Ränge hinnehmen. John W. Henry und Tom Werner könnte es wohl egaler nicht sein. Die Spielernoten der Redmen Family:

Alisson Becker – 9/10 (MOTM)

Konnte sich nach krassem Fehlpass von seinem Landsmann Fabinho früh gegen Bamford auszeichnen, als er im Eins-gegen-Eins cool blieb und den Rückstand verhinderte. Parierte sich dann in der zweiten Halbzeit zum Man of the Match als er innerhalb von wenigen Minuten überragend gegen Harrison, erneut Bamford und Roberts rettete. Gegen Llorentes Kopfball dann machtlos und auch komplett alleine gelassen.

Trent Alexander-Arnold – 7,5/10

Vielleicht hat ihm die Fenway Sports Group einen großen Gefallen getan, denn eventuell wird er sich gar keine Gedanken mehr über eine leistungsbasierte Nicht-Nominierung für die EM machen müssen – vielleicht reicht es bald schon, einfach nur beim Liverpool FC unter Vertrag zu stehen. Schade, denn der Scouser machte unter den Augen von Southgate erneut ein gutes Spiel, bereitete die Führung toll vor und stand auch defensiv weitestgehend sicher.

Ozan Kabak – 7/10

Der Türke machte auch mit einem neuen Partner an seiner Seite ein ordentliches Spiel in der Innenverteidigung. Überzeugte mit gutem Stellungsspiel und mutigen Spielaufbau – beim Gegentreffer sah der 21-Jährige aber etwas unglücklich aus, als er seinen Gegenspieler zu frei einköpfen ließ.

Fabinho – 7/10

Musste durch den kurzfristigen Ausfall Nathaniel Phillips mal wieder von Beginn an in der Innenverteidigung ran, wo er seine Aufgaben mit Ausnahme eines katastrophalen Fehlpasses wie gewohnt souverän abarbeitete.

Andrew Robertson – 6,5/10

So far, so good. Doch die Fähigkeit, die den Schotten in den vergangenen Jahren stets auszeichnete, auch in Drucksituationen die richtigen Entscheidungen zu treffen, versagte gegen Leeds United völlig. Zerstörte eine aussichtsreiche Überzahl-Situation mit einem derart verkorksten Pass, dass man meinen könnte, er wollte der weiteren Entfremdung des Liverpool FC vom Amateurfußball etwas entgegensetzen.

Thiago – 7,5/10

Zauberte eine überzeugende erste Hälfte aufs Parkett, in der er nicht nur mit technischer Brillanz sowie durchdachten Offensivausflügen zu begeistern wusste, sondern auch mit gut getimten Tacklings und wichtiger Arbeit gegen den Ball. Konnte das Niveau zwar nach der Pause nicht halten, es war aber dennoch eine der besseren Auftritte Thiagos im roten Trikot.

Georginio Wijnaldum – 5,5/10

Übernahm nach langer Zeit mal wieder die Rolle vor der Abwehr, in der das Spiel nahezu komplett an ihm vorbeilief. Der Niederländer glänzte in dieser Saison selten mit überdurchschnittlich vielen Ballaktionen, die 24, die er gegen Leeds über 90 Minuten sammelte, waren aber ein absoluter Tiefpunkt.

James Milner – 7/10

Durfte gegen seinen Kindheitsverein starten und zeigte, was er in seiner Karriere alles gelernt hat. Brachte die altbewährten Tugenden ein, schaffte es aber auch, spielerische Offensivelemente zu integrieren. Wir wünschen uns nur ein bisschen von der Zeit zurück, als er mit 16 Jahren bei Leeds debütierte. Eine Zeit, in der man sich noch keine Gedanken darüber machen musste, wie irgendwelche geldgierigen Funktionäre den Sport zerstören, den wir alle so lieben.

Roberto Firmino – 6/10

Führte zwar die meisten Zweikämpfe und war permanent in Bewegung, aber irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, dass die letzte Entschlossenheit beim Brasilianer fehlte. Sprang nach einem Fehler von Meslier nicht richtig hoch, um den freien Ball irgendwie über die Linie zu drücken, gab sich nach verlorenen Zweikämpfen zu schnell auf – das war nicht der Bobby Firmino, den wir gewohnt sind.

Diogo Jota – 8/10

Der mit Abstand gefährlichste Offensivakteur an diesem Abend. Nach mehreren unauffälligen Einsätzen zuletzt, meldete sich der Portugiese in beeindruckender Manier zurück, wirbelte auf dem linken Flügel und leitete die Führung per tollem Schnittstellenpass auf Alexander-Arnold ein. War zudem der Einzige, der bis zu seiner Auswechslung konstant lauf- und einsatzfreudig blieb. Einzig die mangelnde Verwertung seiner Chancen, insbesondere jene per Kopf, sind ihm anzukreiden.

Sadio Mané – 6/10

Müsste als eigenes Risikogebiet ausgewiesen werden, zumindest was die Fallzahlen angeht. Muss aufpassen, dass er nicht den Stempel abbekommt, bei jedem Kontakt zu Boden zu gehen. Übertrieb es in den vergangenen Spielen hin und wieder und bekommt dadurch zurzeit nicht mal die offensichtlichen Fouls. Ansonsten zu Beginn erneut eher unauffällig, auch das Tor schien den Knoten nicht platzen zu lassen.

Mohamed Salah – 6/10

Ab 71. Minute: Übernahm für Mane, vergab zwei Chancen und konnte letztlich nicht mehr viel beitragen.

Alex Oxlade-Chamberlain – Ohne Bewertung

Ab 81. Minute: Kam für Jota. Eine eigentlich gute Chance, die er mit einem eigentlich viel zu schwachen Abschluss vergab – mehr gabs nicht.

Jürgen Klopp – 7/10

War von den Entwicklungen der Stunden zuvor sichtlich überrumpelt und wird – zumindest muss man davon ausgehen und kann es nur hoffen – noch deutlich machen, was er von den Plänen der European Super League hält. Als Sportler, der insbesondere in seinen Jahren bei Mainz und Dortmund, die Faszination des überraschend überzeugenden und  siegenden Underdogs schätzen und lieben gelernt hat, dürfte ihm jede Unterstützung eines Mechanismus, der exakt jene Komponenten von vornherein ausschließt, schwerfallen. Es liegen interessante Tage vor uns.