32 Jahre nach der Hillsborough-Katastrophe löst sich die Hilfegruppe der Familien auf, damit die Angehörigen Frieden finden können.
Am 15. April 1989 kamen 96 Fans des Liverpool FC in einem überfüllten Block des Hillsborough-Stadions in Sheffield ums Leben. Jahrelang wurden die Fans als Verantwortliche für die Tragödie von der Polizei, der Regierung und einigen Medien angeprangert. Doch die Familien der Hinterbliebenen kämpften um die Gerechtigkeit ihrer Liebsten und konnten sie unschuldig sprechen.
Duckenfields Freispruch 2019
Der jahrzehntelange Kampf für Gerechtigkeit für die 96 Opfer mündete im November 2019 in einem Freispruch für den damaligen Polizeikommandanten David Duckenfield. Duckenfield war während Hillsborough als Polizeikommandant für die Sicherheit der Fans im Stadion verantwortlich. Die 10 köpfige Jury des Preston Crown Court kam im November 2019 nach erneuter Anklage wegen grob fahrlässigem Totschlag zum Schluss, dass Duckenfield nicht für den Tod der Liverpool-Fans verantwortlich gemacht werden kann.
Dieses Urteil wurde gefällt, obwohl im Jahr 2016 bei einer gerichtlichen Untersuchung festgestellt wurde, dass die 96 Menschen rechtswiedrig getötet worden waren („unlawfully killed“ heißt es im englischen Recht). Für die Familien der Opfer war das ein harter Schlag ins Gesicht. Bis heute wurden nur sehr wenige Beteiligte für die Geschehnisse von 1989 verurteilt.
Dennoch laufen auch heute, 32 Jahre danach, noch Gerichtsverfahren. Zwei Polizisten, die bei Hillsborough dabei waren, müssen sich weiterhin vor dem Preston Crown Court verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, Polizeiberichte zur Tragödie zu Gunsten der Polizei verfälscht zu haben und so die Justiz behindert zu haben. Neben den Polizisten ist auch ein ehemaliger Rechtsanwalt angeklagt. Die Gerichtsverhandlung startet am 19. April 2021.
Wegen Pandemie keine öffentliche Gedenkveranstaltungen
Aufgrund der Corona-Pandemie konnten bereits letztes Jahr keine Gedenkveranstaltungen durchgeführt werden. Auch 2021 ist keine Gedenkveranstaltung mehr geplant. Eigentlich hätte 2020 beim 31. Jahrestag in Anfield zum letzten Mal ein Memorial Service stattfinden sollen, welcher aber ebenfalls der Pandemie zum Opfer fiel. Ob es in Zukunft nochmals einen solchen Memorial Service geben wird, ist gegenwärtig unbekannt.
Margaret Aspinall: Zeit, um mit dem Leben weiterzumachen
Margaret Aspinall hat den Kampf für Gerechtigkeit geprägt wie sonst niemand. Sie war jahrelang Vorsitzende der Hillsborough Family Support Group (HFSG) und kämpfte mit anderen Familienangehörigen unerbitterlich für die vollständige Aufarbeitung der Hillsborough-Katastrophe. Ohne ihren Einsatz würde heute die Öffentlichkeit vielleicht nicht wissen, was damals genau geschah. Aspinalls Sohn James war mit nur 18 Jahren eines der 96 Todesopfer.

In einem Interview mit der offiziellen Webseite des Liverpool FC gab sie vor wenigen Tagen bekannt, dass sich die HFSG aufgelöst habe. Man sei „so weit gekommen, wie es möglich sei“, so Aspinall. „Es sei Zeit für die Familien, mit dem Leben weiterzumachen.“
„Die Gruppe hat sich aufgelöst – nach 30 Jahren zusammen ist es sehr traurig, das zu sagen. Ich denke aber, dass es jetzt für die Familien, die Stadt und die Überlebenden Zeit ist, mit dem Leben weiterzumachen. Wir mussten über all diese Jahre mit Hillsborough umgehen.“
„Die Leute brauchen ihren Frieden, damit sie nur am Jahrestag an die 96 denken müssen.“
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Dem können wir von der Redmen Family nur zustimmen. Künftig werden die Angehörigen wohl eher im privaten Rahmen den 96 Gedenken und versuchen, mit dem Leben weiter zu machen. Trotzdem wird die Stadt Liverpool und alle Fans niemals vergessen, was damals geschah und welche Strapazen die Leute auf sich nehmen mussten, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Hillsborough wird für immer als Mahnmal dienen und darf sich niemals wiederholen. Justice for the 96.