Analyse │ Am Montag zu später Stunde geht es für den Liverpool FC am 28. Spieltag der Premier League in die West Midlands zu den Wolverhampton Wanderers.

Geschrieben von Lukas Heigl
Durchschnittliche Lesezeit: 5 Minuten

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Die Gegneranalyse der Redmen Family | Das Spiel am Montag bedeutet für Angreifer Diogo Jota (24) eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Insgesamt drei Jahre verbrachte der Portugiese bei den Wolverhampton Wanderers. Deshalb dürfte er Trainer Jürgen Klopp (53) einiges über den kommenden Gegner berichten können.

Im ersten Jahr nach dem Aufstieg konnte man sich direkt für Europa qualifizieren. Auch in der vergangenen Saison spielte man eine gute Rolle, wurde erneut Siebter. Dieses Mal reichte es jedoch nicht für die erneute Qualifikation für die Europa League, da Arsenal FC als nicht über die Liga für Europa qualifiziertes Team den FA-Cup gewinnen konnte.

Viele Talente und ein Star

Im Sommer wurde an der grundsätzlichen Struktur des Kaders wenig verändert. Da Linksverteidiger Jonny Otto (27) sich Ende letzte Saison schwer verletzte, kamen mit Marcal (32) und Rayan Ait Nouri (19) gleich zwei neue Linksverteidiger.

Marcal hat zudem den Vorteil, dass er auch als linker Innenverteidiger in einer Dreierkette agieren kann. Da sich Rechtsverteidiger Matt Doherty (29) den Tottenham Hotspur anschloss, musste hier nachgebessert werden. Ersatz fand Executive Chairman Jeff Shi in Nelson Semedo (27). Der Portugiese kam für 30 Millionen vom FC Barcelona. Ein echter Coup war Semedo bei Barcelona doch Stammspieler.

Photo: Imago

Ebenfalls für Aufsehen sorgte die Verpflichtung von Fabio Silva (18). Der junge und hochtalentierte Angreifer kam für stolze 40 Millionen Euro vom FC Porto und ist somit der neue Rekordeinkauf der Wolves. Besonders bemerkenswert ist die Höhe der Ablöse, wenn man bedenkt, dass Silva in Portugal nur knapp 500 Minuten Spielzeit im Profiteam sammeln konnte.

Abgegeben wurden neben dem angesprochenen Doherty noch Helder Costa (27), Ruben Vinagre (21), Ryan Bennett (31) und Diogo Jota. Costa wurde nach einer Leihe fest von Leeds United verpflichtet, Vinagre ging per Leihe nach Portugal. Bennet wurde in die zweite Liga zu Swansea City abgegeben, Jota wechselte nach Liverpool.

Insgesamt machten die Wolves auf dem Transfermarkt ein Minus von knapp zwei Millionen Euro. Man kann also durchaus von einem gelungenen Transferfenster reden, da Semedo ein deutliches Upgrade zu Doherty darstellt, man ansonsten nur Ersatzspieler abgab und in Silva einen Stürmer dazu bekam, der auf Sicht zu einem der besten auf seiner Position werden könnte.

Im Winter musste man sich aufgrund einer schweren Verletzung von Stürmerstar Raul Jimenez (29) auf dem Transfermarkt umsehen. Die Wolves entschieden sich für Willian Jose (29), der aus Spanien geliehen wurde. Es besteht zudem eine Kaufoption für den Sommer.

Nuno Espirito Santo – Stabilität steht an erster Stelle

WOLVERHAMPTON, ENGLAND – DECEMBER 27: Nuno Espirito Santo, Manager of Wolverhampton Wanderers celebrates victory after the Premier League match between Wolverhampton Wanderers and Manchester City at Molineux on December 27, 2019 in Wolverhampton, United Kingdom. (Photo by Clive Mason/Getty Images)

Der ehemalige Torwart, der als Ersatztorhüter unter Jose Mourinho die Champions League mit dem FC Porto gewinnen konnte, setzte anfangs seine Karriere als Torwarttrainer fort. Da er bereits in dieser Zeit für einen Torwarttrainer großen Einfluss auf die taktische Ausrichtung seiner Teams nahm und vor allem auch für die Ansprachen vor dem Spiel verantwortlich war, bekam er 2012 zum ersten Mal die Chance, als Cheftrainer zu arbeiten. 2017 übernahm er schließlich die Wolves und führte sie direkt in seinem ersten Jahr in die Premier League.

Er gilt als Trainer, der sehr auf die defensive Stabilität Wert legt. So ließ sich lange Zeit unter ihm auch an den drei Innenverteidigern nicht rütteln. Selbst wenn der ein oder andere Innenverteidiger ausfiel, ließ er lieber gelernte Mittelfeldspieler hinten spielen, als sein System umzustellen. So stellte man in der ersten Saison die viertbeste und im zweiten Jahr die fünftbeste Abwehr der Premier League.

Ist die Fünferkette wieder fest verankert?

(Photo by Alex Pantling/Getty Images)

In den letzten drei Jahren war die Frage nach dem System bei den Wolves einfach zu beantworten. Man spielte immer mit drei Innenverteidigern, die einzige Frage, die sich stellte, war ob es zwei oder drei Stürmer sein würden. Doch das ist nun anders. Da der aus der Liverpooler Jugend stammende Kapitän Conor Coady (28) in der Hinrunde erstmals nach über 100 Ligaspielen wieder ein Spiel verpasste, stellte man gegen Southampton FC (1:1) auf ein 4-3-3 um. Dies funktionierte recht gut, wodurch man das System auch in der Folge beibehielt.

Das System hat den Vorteil, dass man offensiv deutlich mehr Durchschlagskraft hat. Von den sechs Spielern im Kader, die das Offensivspiel ankurbeln können, muss so nur noch ein Spieler auf der Bank sitzen. Zuletzt gab es diesbezüglich vor allem mit Adama Traore (25) Querelen. Der Flügelflitzer kam des Öfteren nur von der Bank, wodurch auch die sicher geglaubte Vertragsverlängerung in Gefahr geriet. Nun können er, Daniel Podence (25) und der immer stärker werdende Pedro Neto (21) theoretisch auch alle drei gemeinsam auf dem Feld stehen. Und auch Altmeister Joao Moutinho (34), der seinen Platz in der ersten Elf zu Beginn der Saison an Leander Dendoncker (25) verloren hatte, kommt nun wieder öfter zum Einsatz.

Zuletzt stellte Santo jedoch wieder auf sein altbewährtes 5-2-3 um, vor allem, da Neuzugang Jose das Sturmzentrum deutlich besser besetzte als Silva und man sich so den zusätzlichen Offensivspieler sparen konnte.

Gefangen im Mittelmaß

Zu Saisonbeginn sah es so aus, als könnten die Wolves auch in dieser Saison wieder um die internationalen Plätze mitspielen. Nach zehn Spielen hatte die Mannschaft lediglich zwei Punkte Rückstand auf Platz drei. Dann kam die bereits angesprochene schwere Verletzung von Jimenez und es klappte fast nichts mehr. Aus den folgenden elf Spielen konnten nur noch sechs Punkte generiert werden, man rutschte sogar in den erweiterten Abstiegskampf.

Photo: Imago

Seit der Ankunft von Jose läuft es wieder deutlich besser. In sieben Spielen kassierte die Mannschaft nur eine Niederlage (1:4 gegen Manchester City). Vor allem defensiv steht man mit nur sieben Gegentoren, abzüglich des Spiels gegen City also drei in sechs Spielen, wieder sehr stabil. Dadurch konnten sich die Wolves ein beruhigendes Polster zu den Abstiegsrängen aufbauen, neun Punkte beträgt der Vorsprung. Angesichts der acht Punkte Rückstand auf Platz sechs wird auch nach oben nicht mehr viel gehen.

Die Wolves sehen also einem entspannten Saisonrest entgegen, in dem wohl auch das ein oder andere Talent vermehrt Spielzeit bekommen dürfte, wie Silva, Ait Nouri oder der im Zuge des Jota-Transfers aus Liverpool gekommene Rechtsverteidiger Ki-Jana Hoever (19), der in der Liga bereits neunmal zum Einsatz gekommen ist.

Prognose

Die Wolves werden genau wie nahezu jede Mannschaft zuletzt versuchen, tief zu stehen und offensiv die Geschwindigkeitsvorteile der Stürmer auszunutzen. Das dürfte bei der Mannschaft von Santo noch einmal besser klappen als bei vielen anderen Mannschaften. Adama Traore und  Neto gehören zu den Antritts-stärksten der Liga.

Zu packen sind die Wolves vor allem gegen Ende der Spiele. Bereits fünf Gegentore kassierte die Mannschaft in der Nachspielzeit. Das ist der geteilte „Topwert“ in dieser Statistik. Insgesamt ist die Mannschaft vor allem bei Standardsituationen anfällig. 16 der 37 Gegentore resultierten aus ruhenden Bällen. Sollte Liverpool wieder mit Fabinho auf der Sechs und zwei gelernten Innenverteidigern spielen, sollte der LFC aus diesen Situationen auf jeden Fall Kapital schlagen können.