Analyse │ Am Sonntag empfängt der Liverpool FC am 27. Spieltag der Premier League den Fulham FC aus London. Die Gegneranalyse der Redmen Family.

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Die Aufsteiger aus dem Westen Londons haben sich in den letzten Jahren zu einer Fahrstuhlmannschaft entwickelt. In den letzten drei Jahren wechselte man stets zwischen Premier League und Championship hin und her. Ein erneuter Abstieg soll unbedingt verhindert werden, der Klassenerhalt ist das einzige Ziel des Teams von Trainer Scott Parker (40). So wird innerhalb des Vereins seit Saisonstart nur von der „Mini League“ gesprochen, die man für sich entscheiden will. Damit sind die letzten sechs Mannschaften der Tabelle gemeint.
Fulham: Erneut eine hohe Fluktuation im Kader
Eigentlich wollte man diesmal alles anders machen als vor zwei Jahren. Damals kauften die Londoner nach dem Aufstieg für viel Geld ein, schafften es aber nie, eine funktionierende Mannschaft zu formen. Dieses Mal gab man zwar deutlich weniger Geld aus, dennoch kamen insgesamt zwölf Neuzugänge, darunter alleine sechs Leihspieler.
Und so wirkt es wieder wie vor zwei Jahren, dass man einfach versucht, möglichst jeden Spieler zu holen, der bei drei nicht auf den Bäumen ist, ohne dass die Spieler wirklich zusammenpassen würden. Harrison Reed (26) und Terence Kongolo (27) waren bereits letzte Saison geliehen, kosteten aber mit zusammen elf Millionen Euro eine ordentliche Stange Geld, die wohl auch besser investiert hätten werden können. Joachim Andersen (24), Alphonse Areola (28), Ademola Lookman (23) und Ruben Loftus-Cheek (25) kamen per Leihe von Champions-League-Vereinen. Das sollte eigentlich für ihre Qualität sprechen, doch nicht ohne Grund fanden die Vereine keinen Abnehmer, der Ablöse für die Spieler hätte zahlen wollen.

Den Vogel abgeschossen hat man mit Anthony Knockaert (29). Den französischen Außenbahnspieler lieh Fulham im letzten Jahr mit Kaufoption von Brighton aus. Am 27. Juli, also vor Ende der Saison, zog man die fast zwölf Millionen schwere Kaufoption. Im Laufe des Transfersommers erkannten die Verantwortlichen, dass der Spieler in den Planungen eigentlich keine Rolle spielte, und so verlieh man ihn in die zweite Liga zu Nottingham Forest. Und so spielt der teuerste Neuzugang des Sommers nicht einmal bei den Londonern. Im Winter wurde noch einmal nachgelegt, mit Josh Maja (22) liehen die Cottagers einen Stürmer aus, der im Club das Fußballspielen einst lernte und mit 14 Jahren Fulham verließ.
Scott Parker – Der Trainernovize lernt täglich dazu
Der Trainerjob bei Fulham ist Parkers erste Trainerstation im Profibereich. Bei den Tuttenham Hotspur war der Engländer eine Saison in der U18 tätig, ehe er zunächst als Co-Trainer zu dem Verein zurückkehrte, bei dem er 2017 seine aktive Karriere beendete. Den Abstieg konnte Parker zwar nicht mehr verhindern, doch es war eine positive Entwicklung zu erkennen. Daher durfte Parker weitermachen.
Im Aufstiegsjahr entwickelte er die Mannschaft und sich selbst kontinuierlich weiter, viele Talente bekamen eine Chance unter ihm. Auch in dieser Saison erkennt man vor allem die persönliche Entwicklung des Trainers. Er nimmt aus jedem Spiel etwas mit, was er im kommenden Spiel verbessert. Vor allem aus Niederlagen zieht Parker extrem viele Erkenntnisse. Inzwischen gibt es Experten, die ihn für den besten englischen Trainer der Liga halten.
Neues System gefunden?
Zu Beginn der Saison spielte man noch im aus der Aufstiegssaison bewährten 4-2-3-1. Da dies jedoch defensiv überhaupt nicht funktionierte, stellte Parker Mitte der Hinrunde auf ein System mit drei Innenverteidigern um. Nominell änderte sich jedoch wenig. Bobby Reid (28), der zuvor als Stürmer agierte, wurde auf die Position des rechten Außenverteidigers geschoben. Ola Aina (24), seines Zeichens gelernter Rechtsverteidiger, übernimmt die Rolle des rechten Innenverteidigers.
Durch dieses System hatte man defensiv sichtlich mehr Stabilität. Gegen Mannschaften auf Augenhöhe war die Spielweise also durchaus ein Problem, gegen Brighton & Hove Albion, Newcastle United oder auch den Burnley FC kam man zu selten zu gefährlichen Aktionen und blieb somit in den direkten Duellen ohne Sieg bei nur zwei Treffern in den bisherigen vier Spielen.

Nach der Ankunft von Maja veränderte Parker das System zum zweiten Mal in dieser Saison. Seither spielt man wieder im 4-2-3-1, wobei die Spieler vor allem gegen den Ball eher in einem 4-4-2 aufgereiht sind. Durch dieses System kann man auch nach vorne wieder deutlich mehr Gefahr erzeugen. Da vor allem Abwehrchef Andersen den Laden hinten zusammenhält, blieb die defensive Stabilität trotz des einen geopferten Innenverteidigers vorhanden.
Kommt der gute Lauf noch rechtzeitig?
Nachdem die Cottagers nach sechs Spielen lediglich einen Punkt auf der Habenseite hatten sah es schnell danach aus, als würde man in dieser Saison überhaupt nichts zu bestellen haben. Doch danach verbesserten sich die Leistungen und vor allem die Resultate. Die Mannschaft von Scott Parker ist nur noch sehr schwer zu schlagen. Lange Zeit scheiterte man jedoch auch daran, Spiele zu gewinnen. Lediglich vier Niederlagen in 13 Spielen bringen einem nämlich recht wenig, wenn man kein einziges Mal gewinnen kann und somit lediglich neun Punkte generiert.
Im Februar konnte dann endlich einmal wieder ein Sieg eingefahren werden, ausgerechnet in Liverpool beim Stadtrivalen Everton FC (2:0). Da auch das darauffolgende Spiel gegen Sheffield United gewonnen werden konnte (1:0), haben die Fans der Cottagers inzwischen wieder absolut berechtigte Hoffnungen auf den Klassenerhalt. Und auch gegen die Tottenham Hotspur (0:1) spielte man durchaus ansehnlich, ein Punkt wäre absolut verdient gewesen.

Prognose
Es erwartet den LFC ein Gegner, der durchaus mitspielen möchte. Im Hinspiel presste Fulham in der ersten Halbzeit sehr hoch und brachte die Reds damit ordentlich in Bedrängnis. Das könnte erneut das Mittel der Londoner sein. Aufpassen muss man defensiv vor allem auf die Läufe von Loftus-Cheek, der mit seiner Dynamik und Technik Abwehrreihen im Alleingang aushebeln kann. Auch Lookmans Tempo ist nicht zu verachten.