Analyse│Am Samstag geht es für den Liverpool FC am 24. Spieltag der Premier League zum Leicester City FC. Die Analyse der Redmen Family.

Das Topspiel am Samstag bedeutet für Liverpool auch ein Wiedersehen mit Brendan Rodgers (48), dem ehemaligen Trainer der Reds. Die Foxes spielen erneut eine starke Saison und scheinen sich als Topteam der Liga etablieren zu können.

In der abgelaufenen Saison sorgten Verletzungen dafür, dass Leicester City im Endspurt die Luft ausging und man am letzten Spieltag die sicher geglaubte Qualifikation für die Champions League noch verlor. Damit man dieses Jahr besser auf Verletzungen vorbereitet ist, wurde der Kader vor allem in der Breite verstärkt.

Castagne als Chilwell-Ersatz

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So kam mit Wesley Fofana (20) vom AS Saint-Étienne endlich der von vielen Seiten geforderte dritte starke Innenverteidiger. Als Nachfolger des zum Chelsea FC abgewanderten Linksverteidiger Ben Chilwell (24) holte Leicester Timothy Castagne (25) von Atalanta Bergamo. Als dritter Neuzugang kam Flügelspieler Cengiz Ünder (23) vom AS Rom. Der Türke wurde zunächst ausgeliehen, man besitzt allerdings eine Kaufoption. Abgegeben wurde bis auf den bereits erwähnten Chilwell kein wichtiger Spieler.

Eine ausführliche Analyse zu Justin findet ihr hier!

Neben den Neuzugängen erhoffte man sich von den zahlreichen Talenten im Kader den nächsten Schritt. Vielen ist dieser auch gelungen. So ist Youri Tielemans (23) inzwischen zu einem der besten Mittelfeldspieler der Liga und zum Stammspieler in der belgischen Nationalmannschaft gereift. Harvey Barnes (23) und James Justin (22) haben beide den Schritt vom Rotationsspieler zum Stammspieler geschafft und sind inzwischen im Blickfeld der englischen Nationalmannschaft. Der im letzten Jahr verpflichtete Dennis Praet (26) scheint endlich angekommen zu sein. Außerdem scheint Nampalys Mendy (28), der 2016 als Nachfolger von N’Golo Kante (29) geholt wurde, endlich seinen Platz gefunden zu haben. Der 1,67 Meter kleine Franzose stand in jedem der acht Ligaspiele im zentralen Mittelfeld in der Startelf.

(Photo by Tim Keeton – Pool/Getty Images)

Verletzungspech zwingt zu Experimenten

All dies erfolgt aber nicht freiwillig. Vielmehr ist der Grund dafür, dass eigentliche Ersatzspieler und Jugendspieler so viel Einsatzzeit bekommen, dass die Foxes sehr große Verletzungssorgen haben. Mit Wilfred Ndidi (24), Caglar Söyüncü (24), Jonny Evans (33), James Maddison (24), Castagne und Jamie Vardy (34) fielen oder fallen etliche Stammspieler bereits wochenlang aus. Der schmerzlichste Ausfall ist der von Ricardo Pereira (27). Der Rechtsverteidiger riss sich in der coronabedingten Pause das Kreuzband und fiel nahezu die gesamte Hinrunde aus. Bis zu seiner Verletzung war der Portugiese der wohl beste Spieler Leicester’s und ein absoluter Garant für die starke Vorsaison.

Systemumstellung hilft vielen Spielern

Auch taktisch ändere sich einiges zur neuen Saison. Spielte man in der letzten Saison nahezu in jedem Spiel in einem 4-3-3, spielte man vor allem zu Beginn der Saison oftmals in einem deutlich defensiver ausgelegten 3-4-2-1. Die kam vielen Spielern zugute. Castagne ist aus Bergamo die Position des Schienenspielers gewohnt und wäre für die klassische Außenverteidigerposition wohl defensiv etwas zu schwach. Bei Thomas ist die Situation ähnlich, auch das Eigengewächs hat seine Stärken ganz klar in der Offensive.

Mendy fühlt sich im System mit zwei zentralen Mittelfeldspielern deutlich wohler als in einem System, in dem er die Position alleine ausfüllen muss. Barnes und Maddison sind statt auf dem Flügel im neuen System deutlich zentraler unterwegs und können dadurch ihre Torgefahr besser zur Geltung bringen. Und selbst Kapitän Wes Morgan (37) ist wieder spielbar, da die Abwehrkette nicht mehr ganz so hochsteht. Auch nach der Zurückumstellung auf das 4-2-3-1 gestaltet man die Spiele deutlich defensiver als in der Vorsaison. Aber es gibt natürlich auch Verlierer in der neuen Ausrichtung. Ayoze Perez (27), der vor der Vorsaison für viel Geld aus Newcastle kam, sieht kaum Spielzeit. Noch schlechter war es um Demarai Gray (24) bestellt. Das einst hoch gehandelte Talent stand in der Premier League nur einmal im Kader. Entsprechend gab man den Engländer im Winter nach Leverkusen ab.

Brendan Rodgers – Kann er endlich seine Ex ärgern?

Nachdem er aus Swansea FC eine spielerisch derart starke Mannschaft machte, dass sie den Spitznamen „Swansealona“ (in Anlehnung an den FC Barcelona und ihr Ballbesitzspiel) bekamen, wechselte Rodgers an die zum Liverpool FC. Jedoch sollte es ihm nicht gelingen, eine Mannschaft aufzubauen, die dauerhaft Erfolg haben würde. Man verpasste knapp die Meisterschaft in der Saison 13/14. Anfang der Saison 2015/16 war Schluss,  Jürgen Klopp (53) übernahm.

(Photo by Julian Finney/Getty Images)

Nach 2 ½ Jahren bei Celtic Glasgow, mit denen er zwei mal das Double in Schottland gewinnen konnte, wurde auf seinen Wunsch hin der Vertrag aufgelöst, nachdem er das Angebot aus Leicester bekam. Rodgers ist grundsätzlich ein Verfechter des schönen Ballbesitzspiels. Er versucht, auch gegen nominell bessere Mannschaften, seinen Spielstil durchzubringen.

Den oben genannten Stilwechsel haben daher viele dem Team nicht zugetraut. Doch Rodgers scheint aus der Vorsaison gelernt zu haben. Als Trainer gehört er daher mittlerweile zu den Besten seines Fachs. Was Rodgers bisher jedoch noch nicht gelungen ist, ist ein Sieg gegen seinen Ex-Verein Liverpool. In drei Spielen konnte Leicester unter Rodgers noch keinen einzigen Punkt ergattern, bei einer Tordifferenz von 1:9.

Negativlauf bringt die Champions League in Gefahr

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Vor vier Wochen wirkte es noch so, als könnten die Foxes ein echter Anwärter auf die Meisterschaft sein. Nach einem 2:0 Erfolg über den Southampton FC stand Leicester mit zwei Punkten Rückstand auf Tabellenführung Manchester United auf Platz drei. Aus den letzten vier Spielen konnte die Mannschaft von Rodgers lediglich fünf Punkte holen, wodurch die Meisterschaft inzwischen abgehakt sein dürfte. Stattdessen hat man nur noch vier Punkte Vorsprung auf Platz fünf. Es könnte also zu einem Deja-vu zur letzten Saison kommen, als man nach einer sensationellen Hinrunde am Ende auf Platz fünf rutschte.

Etwas relativieren muss man die zuletzt schlechte Phase jedoch. Denn in drei der letzten vier Spiele fehlte Mittelstürmer Vardy verletzt. Der Engländer musste sich einer Operation unterziehen und kam erst im letzten Spiel gegen die Wolverhampton Wanderers (0:0) in der Schlussphase zu seinem Comeback. Im FA-Cup unter der Woche (1:0 gegen Brighton) stand Vardy in der Startelf und spielte knapp 60 Minuten, es ist also davon auszugehen, dass er wieder vollständig fit ist. Der Engländer selbst ist zwar zuletzt oft glücklos vor dem Tor (nur ein Treffer in seinen letzten acht Ligaspielen), doch allein durch seine Präsenz reißt er Lücken für Maddison und Barnes, die vor der Verletzung Vardys für sechs der letzten neun Treffer der Foxes verantwortlich waren.

Prognose: Gefestigte Abwehr, Vorsicht vor den Kontern

Letzte Saison zeigten die Reds gegen die Foxes zwei der besten Saisonleistungen, vor allem das Rückspiel war ein fast perfektes Spiel. Und auch das Hinspiel war eines der besten Spiele in dieser Saison. Daher sollte man meinen, dass der Gegner einem liegt. Doch in der aktuellen Form liegt dem LFC kaum ein Gegner, vor allem kein so starker wie Leicester. Ein Vorteil könnte sein, dass Leicester am Mittwoch im Pokal ein sehr schweres Spiel hatte, in dem die Foxes neben der Müdigkeit auch noch mit Justin und Perez zwei verletzungsbedingte Ausfälle zu beklagen hatten.