Gegneranalyse │ Am Sonntag empfängt der Liverpool FC am 23. Spieltag der Premier League im Topspiel Manchester City. Die Gegneranalyse der Redmen Family.

Letzte Saison war die schwächste in der Karriere von Pep Guardiola (50). Der katalanische Trainer verlor noch nie so viele Spiele, hatte noch nie so wenige Punkte und auch noch nie einen so großen Rückstand auf den Meister. Somit war klar, dass ein Großangriff auf dem Transfermarkt erfolgen würde. Dies passierte im Sommer dann auch.

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Die Abwehr ordentlich aufpoliert

Vor allem in der Defensive war es offensichtlich, dass man sich verstärken musste. Und dementsprechend reagierten die Skyblues auch. Mit Nathan Aké (25) kam für 45 Millionen Euro ein Innenverteidiger von Absteiger AFC Bournemouth, der auch auf der Linksverteidigerposition aushelfen kann. Der Königstransfer war der von Rúben Dias (23). Der portugiesische Innenverteidiger kam für fast 70 Millionen Euro von Benfica Lissabon. Inzwischen ist man mit fünf starken Innenverteidigern so breit aufgestellt, dass Eric Garcia (20) eigentlich keine Chance auf Einsätze hat und – wenn der komplette Kader zur Verfügung steht – sogar um seinen Platz auf der Bank fürchten muss.

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Offensiv kam mit Ferran Torres (20) lediglich ein Außenbahnspieler, der auch im Sturmzentrum agieren kann, aus Valencia. Abgegeben wurde Leroy Sané (25). Den Flügelspieler zog es zum FC Bayern München. Dazu verließ David Silva (35) den Verein ablösefrei gen Spanien zu Real Sociedad.

Pep Guardiola – Genie mit Macken

Als Spieler wurde er sehr stark von seinem ersten Trainer Johan Cruyff geprägt. Dessen Spielideen übernahm er dann auch als Trainer. Mit Kurzpassspiel in Perfektion mit teilweise 50 Pässen am Stück, ohne dass der Gegner am Ball war, sollte der Gegner so lange müde gespielt werden, bis sich eine Lücke auftut. Dies funktionierte in Barcelona so gut, dass das Barcelona unter Guardiola durchaus als das beste Team aller Zeiten bezeichnet werden kann. Auch bei Manchester City hat er diese Spielweise nahezu perfektioniert.

Allerdings gibt es auch an Guardiola durchaus Dinge, die man kritisieren kann. Beispielsweise versucht er in großen Spielen oft, etwas ganz Besonderes, Innovatives zu machen, was seinen Mannschaften regelmäßig den Erfolg in der Champions League kostet. Auch kann er es oft nicht lassen, vor wichtigen Spielen zu versuchen, psychologischen Einfluss auf den Gegner oder den Schiedsrichter zu nehmen.

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Dazu halten sich nach wie vor hartnäckige Gerüchte, dass Guardiola mit Doping in Verbindung stehen soll. So gab er zu seiner Zeit als Spieler in Italien einst eine positive Doping-Probe ab. Auch wenn er damals freigesprochen wurde, der Verdacht konnte nie endgültig aus der Welt geschafft werden.

Neues Offensivsystem stabilisiert die Abwehr

Manchester City stand in all den Jahren unter Guardiola vor allem für überragende Offensive. Die Defensive hingegen war regelmäßig das Sorgenkind. In dieser Saison ist es bis dato genau umgekehrt. Die Abwehr konnte durch die Sommerneuzugänge und einen taktischen Kniff deutlich gefestigt werden. Es reicht oft ein Treffer, um die Spiele zu gewinnen. Dias hat sich schnell zum Abwehrchef aufgeschwungen und hat auch auf seine Nebenleute einen ähnlichen Einfluss wie Virgil van Dijk.

Die taktische Änderung liegt darin, dass man anstelle des klassischen 4-3-3 in der Vorwärtsbewegung in einem 3-1-2-1-3 spielt. Dabei rückt ein Innenverteidiger nach außen, dafür rutscht einer der Außenverteidiger ins zentrale Mittelfeld. Wenn er spielt, übernimmt diesen Part Joao Cancelo (26). Spielt der Portugiese auf der rechten Verteidigerposition, mimt Linksverteidiger Olexandr Zinchenko (24) den dritten Innenverteidiger, spielt Cancelo links, übernimmt Rechtsverteidiger Kyle Walker (30) die Rolle des dritten Mannes in der letzten Linie. Bilden Zinchenko und Walker das Außenverteidiger-Duo, rückt der Ukrainer ins Mittelfeld vor.

(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

Je nachdem, welche Variante Trainer Guardiola wählt, ändert sich auch die Zusammenstellung der Innenverteidiger. Rückt der Rechtsverteidiger nach vorne, spielt John Stones (26), mimt der Linksverteidiger einen Mittelfeldspieler, bekommt Aymeric Laporte (26) den Zuschlag. Die Begründung hierfür ist, dass Dias immer das Zentrum der Dreierkette bilden soll, Stones Rechtsfuß ist und Laporte Linksfuß. Durch dieses System mit drei absichernden Spielern können die Gegner die sich normalerweise hinter den offensiven Außenverteidigern öffnenden Räume nicht nutzen. Offensiv hat man mit den vier Spielern nahezu gegen jeden Gegner eine Überzahl im Mittelfeld und kann sich deutlich leichter durch die gegnerischen Reihen kombinieren als mit drei Mittelfeldspielern.

Ilkay Gündogan – In der Form seines Lebens

Nutzen kann diese Überzahl aktuell vor allem Ilkay Gündogan (30). Der deutsche Nationalspieler erzielte in den letzten neun Spielen sieben Treffer. Damit kann man sogar den verletzungsbedingten Ausfall Kevin de Bruynes (29) auffangen. Der Belgier fällt wohl noch bis Ende Februar aus. Immer wieder reißt Gündogan mit seinen Läufen in die Tiefe Lücken, er spielt inzwischen sogar offensiver als Bernardo Silva (26).

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

Gündogan, der 2016 für 27 Millionen Euro aus Dortmund nach Manchester kam, hatte in den seinen ersten Jahren immer wieder mit kleineren Verletzungen zu kämpfen. Dazu waren die beiden offensiven Positionen im Mittelfeld der Skyblues eigentlich immer für de Bruyne und David Silva reserviert. So vielen kaum mehr als 2.000 Spielminuten pro Saison für den Deutschen ab. Durch den Abgang von Silva sieht dies nun deutlich anders aus. Der in Bochum ausgebildete Gündogan stand in den letzten elf Spielen immer in der Startelf.

Unfassbarer Lauf seit dem Jahreswechsel

Manchester City rollt im Moment durch die Liga. Alle acht Ligaspiele in 2021 konnten gewonnen werden, bei einem Torverhältnis von 19:1. Dadurch konnten sich die Citizens an der Tabellenspitze etwas absetzen. Mit noch einem Spiel in der Hinterhand hat man drei Punkte Vorsprung auf den Zweiten Manchester United und sieben Punkte Vorsprung auf Liverpool. Das letzte Gegentor in der Liga kassierten die Skyblues am 3. Januar gegen den Chelsea FC. Das Spiel gewann man ohne Mühe mit 3:1, der Gegentreffer fiel in der Nachspielzeit, als das Spiel längst entschieden war.

Prognose

Bisher hat noch keine Mannschaft eine Möglichkeit gefunden, das neue System Citys zu besiegen. Auch für die Reds dürfte es extrem schwer werden, vor allem mit den eigenen defensiven Problemen. Theoretisch müsste das System vor allem gegen lange Bälle ins Abwehrzentrum nach Ballgewinn anfällig sein, da hier ja lediglich ein Innenverteidiger in Dias steht. Doch der Portugiese macht das derart gut, dass selbst Mannschaften, die mit zwei Spitzen spielen (Burnley FC, Sheffield United, Southampton FC) daraus kein Kapital schlagen konnten. Auch rückt der defensive Mittelfeldspieler Rodri (24) bei Ballverlusten sehr schnell mit zurück, um als zweiter zentraler Mann abzusichern.