Gegneranalyse│ Am Mittwoch empfängt der Liverpool FC am 22. Spieltag der Premier League Brighton & Hove Albion. Die Analyse der Redmen Family.

Das Spiel am Mittwoch ist für einen Liverpooler Meisterspieler die Rückkehr nach Anfield: Adam Lallana (32). Der Mittelfeldspieler wechselte im Sommer ablösefrei zu den Seagulls. Dort soll er einer jungen, talentierten Mannschaft dabei helfen, mit attraktivem Offensivfußball den nächsten Schritt zu gehen.

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Drei Leihspieler schlagen in England auf

Im Winter veränderten die Seagulls ihren Kader vor allem durch Leihgeschäfte. Es wurden neue abgeschlossen und bestehende aufgelöst. Neu verliehen wurden bis Ende der Saison Linksverteidiger Bernardo (25, nach Salzburg), Mittelfeldtalent Jayson Molumby (21, nach Preston) und der ehemalige Stammtorwart Mathew Ryan (28, zum Arsenal FC). Ryan wurde im November als Nummer Eins von Robert Sanchez (23) abgelöst und war seither nur noch der dritte Keeper.

Durch die Leihgeschäfte sparen sich die Seagulls viel Gehalt, was gerade in der aktuellen Lage sehr wichtig ist. Brighton vermeldete in der letzten Woche einen Verlust in Höhe von 67 Millionen Pfund für das Jahr 2020. Ebenfalls von drei Spielern wurden die Leihgeschäfte beendet. Alle drei sind erstmals Teil des Kaders, da sie nach der Verpflichtung direkt verliehen wurden. Percy Tau (26) verpflichteten die Albions bereits 2018, doch der Südafrikaner bekam erst in diesem Januar eine Arbeitserlaubnis für England.

(Photo by LAURENCE GRIFFITHS/POOL/AFP via Getty Images)

Für Jakub Moder (21) und Michal Karbownik (19) bezahlte man im vergangenen Oktober zusammen 16,5 Millionen Euro, die beiden polnischen Nationalspieler sollten eigentlich die Saison komplett in der Heimat verbringen. Doch vor allem der defensive Mittelfeldspieler Moder entwickelte sich derart gut, dass man ihn früher im Kader haben wollte. Linksverteidiger Karbownik dürfte die Rolle Bernardos als Backup für Solly March (26) übernehmen und sich in der Rückrunde vor allem im Training an das Niveau gewöhnen.

Am letzten Tag der Transferphase wurden die Seagulls dann noch einmal tätig und gaben Geld aus. Mit Moises Caicedo (19) kam ein hochtalentierter Mittelfeldspieler für fünf Millionen Euro an die Südküste Englands. Caicedo ist trotz seines jungen Alters bereits Nationalspieler Ecuadors. In Brighton wird er sich das erste halbe Jahr vor allem an das Niveau gewöhnen, ehe er dann (hoffentlich für Brighton) zur neuen Saison durchstarten wird.

Graham Potter – Über Schweden nach Brighton

Graham Potter hat einen sehr ungewöhnlichen Weg hinter sich. Nach seiner aktiven Karriere wurde er während seines Studiums Trainer der Universitätsmannschaft, anschließend nahm er den Job des technischen Direktors der ghanaischen Frauennationalmannschaft an. 2010 ging er nach Schweden zum Östersunds FK, die er in siebeneinhalb Jahren aus der vierten Liga bis in die Europa League führte, wo man unter anderem Hertha BSC in der Gruppe hinter sich lassen und beim Arsenal FC gewinnen konnte.

Nach einer Saison bei Swansea City bekam er schließlich das Angebot von Brighton, die er am 20.05.2019 übernahm. Potter gilt als Anhänger des Ballbesitzfußballs. Selbst mit individuell unterlegenen Mannschaften versucht er nach Möglichkeit, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Wie sehr man Potter vertraut, sieht man daran, dass man bereits nach wenigen Monaten den Vertrag vorzeitig bis 2025 verlängerte.

Nominell defensiv, auf dem Feld offensiv

Wechselten sich letzte Saison noch in schöner Regelmäßigkeit Systeme mit Viererkette und Dreierkette ab, bleibt man in dieser Saison nahezu durchgehend bei Systemen mit drei Innenverteidigern. In diesem System besonders wohl fühlen sich die beiden Außenverteidiger Tariq Lamptey (20) und Solly March (26), die beide für klassische Außenverteidiger defensiv und für Flügelspieler offensiv zu schwach sind. Da Lamptey wohl ausfallen wird, dürfte seine Rolle Joel Veltman (29) übernehmen. Der Niederländer ist dabei deutlich defensiver ausgerichtet, kann sich aber durchaus auch in den Angriff mit einschalten.

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

Die Innenverteidigung wird für gewöhnlich aus Ben White (23), Lewis Dunk (29) und Adam Webster (25) gebildet. Davor bilden zwei Spieler das Zentrum, in der Regel der groß gewachsene und zweikampfstarke Yves Bissouma (24) sowie ein technisch starker Spieler neben ihm. In den letzten Spielen war dies meist Pascal Groß (29), eine andere Option wäre beispielsweise der Niederländer Davy Pröpper (29).

Dieses System mit fünf Verteidigern und zwei defensiven Mittelfeldspielern klingt auf den ersten Blick recht defensiv, doch die Seagulls interpretieren es sehr offensiv. Die Innenverteidiger, vor allem Webster und White, schieben immer wieder von hinten an und dribbeln gerne bis weit in die gegnerische Hälfte. Auch die Außenverteidiger stehen sehr hoch. So ergeben sich immer wieder Lücken.

Solly March: Endlich seine Position gefunden

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

March ist ein Brightoner Eigengewächs. Mit 15 Jahren kam der nur 40 Kilometer von der Südküstenstadt entfernt geborene Außenbahnspieler zum Verein. Damals galt er als überragendes Talent. Doch wirklich zeigen konnte March dies bisher noch nicht. Er spielte zwar relativ oft, Leistung brachte er jedoch nur selten. Das änderte sich zu dieser Saison.

Durch die Umstellung auf eine Fünferkette bekam March den Platz des linken Flügelverteidigers zugesprochen. In dieser Rolle blüht der Engländer regelrecht auf, nicht nur Fans sagen, er hätte sich inzwischen eine Nominierung für die Nationalmannschaft verdient. Der Linksfuß rennt unermüdlich die Linie auf und ab, ist zweikampfstark, man kann ihn ins Kombinationsspiel integrieren und er schlägt durchaus brauchbare Flanken.

Dazu ist March durch seine Ausbildung als Flügelspieler auch torgefährlich, immer wieder geht er mit ins Zentrum. So traf er bereits zweimal in dieser Saison. 1,3 Schlüsselpässe pro Spiel sind für einen Außenverteidiger ebenfalls aller Ehren wert.

Zu viele Punkte verschenkt

Spielerisch läuft die Saison bisher zufriedenstellend. Man ist gegen jedes Team spielerisch mindestens auf Augenhöhe. Nach expected Points müsste das Team von Graham Potter sich auf Platz sechs, also einem Europa-League-Platz befinden. Doch die Seagulls fahren zu selten den Lohn für ihre guten Leistungen ein. Dadurch steckt man mitten im Abstiegskampf.

(Photo by Justin Setterfield/Getty Images)

Zuletzt lief es leistungstechnisch jedoch deutlich etwas besser. Aus den letzten fünf Spielen konnten die Seagulls acht Punkte generieren. Betrachtet man die Gegner durchaus eine starke Leistung. Denn es ging gegen Manchester City, Tottenham Hotspur, Leeds United, Fulham FC und die Wolverhampton Wanderers. Die letzten drei Spiele konnte Brighton sogar ohne Gegentreffer bleiben. Dabei holte man sieben Punkte. Im letzten Spiel gab es durch einen nie gefährdeten Sieg gegen die Spurs den ersten Heimsieg der Saison zu bejubeln.

Prognose

Am besten ist den Seagulls mit Standards zu begegnen. Bereits 13 Gegentreffer kassierte man nach ruhenden Bällen, sechs davon nach Elfmetern, was der Ligahöchstwert ist. Auch wie bereits beschrieben nach Ballverlusten ist die Mannschaft von Potter anfällig. Vor allem, wenn Webster oder White bei ihren Läufen in die gegnerische Hälfte den Ball verlieren, steht Kapitän Lewis Dunk (29) oft alleine gegen mehrere Angreifer.

Auch der Keeper ist nicht der sicherste. Sanchez merkt man durchaus noch an, dass er erst seit zehn Spielen auf diesem Niveau spielt. Fußballerisch ist der Spanier stark, doch bei der Strafraumbeherrschung hapert es hier und da schon noch gewaltig. Dies kann man in Kombination mit der Standardschwäche durchaus ausnutzen.