Analyse │ Am Donnerstag geht es für den Liverpool FC im Topspiel des 20. Spieltags der Premier League nach London zu den Tottenham Hotspur.

Die Gegneranalyse der Redmen Family geschrieben von Lukas Heigl.
Durchschnittliche Lesedauer: 7 Minuten

Im Vergleich zum Spiel in der Hinrunde vor ziemlich genau sechs Wochen hat sich auf Seiten der Spurs am Kader und auf der Trainerbank nichts getan. Im Sommer hingegen sorgten einige Neuzugänge für eine merklich gestiegene Qualität im Kader.

Das Hauptaugenmerk auf die Breite gelegt

Insgesamt hatte man im Sommer ein Transferminus von knapp 100 Millionen Euro. Die Kaufoption über 32 Millionen für Giovani Lo Celso (24) wurde gezogen, dazu holte man mit Sergio Reguilon (23) einen neuen Linksverteidiger aus Spanien. Aus der heimischen Liga kamen mit Matt Doherty (28) ein neuer Rechtsverteidiger und mit Pierre-Emile Höjbjerg (25) ein defensiver Mittelfeldspieler. Dazu wurde mit Carlos Vinicius (25) ein Ersatzstürmer geliehen, mit Joe Hart (33) ein neuer Ersatzkeeper verpflichtet und mit Joe Rodon (22) ein junger Innenverteidiger aus der zweiten Liga geholt.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Der namhafteste Neuzugang war ohne Zweifel Gareth Bale (31). Der Waliser kehrte per Leihe nach sieben Jahren von Real Madrid zurück zu den Spurs, wo er damals zu einem der besten Fußballer auf diesem Planeten reifte. Abgegeben wurden Jan Vertonghen (33), der ablösefrei nach Portugal ging, sowie Kyle Walker-Peters (23), der nach einer Leihe in der Rückrunde nun fest von Southampton FC verpflichtet wurde. Ansonsten hat man noch einige Talente verliehen, die sich in den kommenden Jahren zu tragenden Säulen entwickeln sollen.

Jose Mourinho – Noch ein Toptrainer?

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Champions League-Sieger mit dem FC Porto und Inter Mailand, spanischer Meister, italienischer Meister, englischer Meister, Gewinner des Triples mit Inter und des „kleinen Triples“ mit Manchester United. Es gibt nichts, was Mourinho noch nicht gewonnen hat. Allerdings stellt sich seit einigen Jahren die Frage, ob er und seine Art des Fußballs noch zeitgemäß sind.

Bei Chelsea und Manchester United spielte er jeweils eine starke zweite Saison, in der dritten Saison brach man völlig ein und spielte eher gegen den Abstieg als um die Champions League-Qualifikation. Bei den Spurs scheint es bisher ähnlich zu sein, nach einer durchwachsenen ersten Saison spielt man in der zweiten Saison um die oberen Plätze mit.

(Photo by KIRSTY WIGGLESWORTH/POOL/AFP via Getty Images)

Seine überhebliche Art ließ durch den fehlenden Erfolg in den letzten Jahren viele an ihm zweifeln. Dazu kommt seine Masche, nach schlechten Spielen seiner Mannschaft Nebenkriegsschauplätze zu eröffnen, um von der schwachen Leistung seines Teams abzulenken. Dies tat er letzte Saison nach dem Spiel gegen Chelsea FC, als er Antonio Rüdiger (27) Schauspielerei vorwarf, oder nach dem Spiel gegen den Southampton FC, als er sich mit einem der Assistenten der Saints anlegte.

Starke Defensive und vorne individuelle Qualität

Nachdem man letzte Saison taktisch noch ein bisschen experimentiert hatte, spielt man diese Saison in einem klaren 4-2-3-1. In diesem System steht man sehr kompakt, überlässt dem Gegner zumeist bereitwillig den Ballbesitz und versucht dann, über schnelle Gegenstöße nach vorne zu kommen. Hierbei ist das Zusammenspiel von Harry Kane (27) und Heung-Min Son (28) entscheidend.

(Photo by Alex Livesey/Getty Images)

Die beiden verstehen sich blind und sich in einer unglaublichen Form. Zusammen kommen sie gemeinsam bereits auf 41 Torbeteiligungen. Von ihren zusammen 24 Treffern haben sich die beiden ganze 13 bereits gegenseitig aufgelegt. Dabei fungiert Kane immer öfter als Spielmacher und Son als Zielspieler. Der Engländer lässt sich häufig ins Mittelfeld fallen, während der Südkoreaner viele Läufe hinter die gegnerische Abwehrkette versucht.

Noch im Kampf um die Meisterschaft dabei

Nachdem die Spurs vor dem Hinspiel eine sehr starke Phase hatten und elf Spiele in Folge ungeschlagen geblieben waren, folgte nach dem 1 : 2 in Anfield ein kleiner Leistungseinbruch. Tottenham verlor zu Hause gegen Leicester City (0:2) und holte gegen die Wolverhampton Wanderers nur einen Punkt (1 : 1). Dadurch schrieben die meisten Experten das Team bereits ab in Sachen Meisterschaft.

Doch da man aus den letzten drei Spielen sieben Punkte holen konnte und die Konkurrenz (mit Ausnahme Manchester Citys) nicht wirklich viel konstanter unterwegs ist, stehen die Spurs mit einem Spiel weniger lediglich sieben Punkte hinter Platz eins. Es ist also nach wie vor alles drin für die Mannschaft von Jose Mourinho.

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Eric Dier – Endlich auf der besten Position angekommen?

Zeit seiner Karriere haftete Eric Dier (27) der Ruf an, nirgends so richtig hinzupassen. Für seine angestammte Position im defensiven Mittelfeld war er zu spielschwach, für die Abwehr nicht zweikampfstark genug. Doch unter Mourinho hat sich der Engländer in der Innenverteidigung fest gespielt. Der in Portugal ausgebildete Dier führt die Mannschaft in geblockten Schüssen und Klärungen sowohl mit dem Kopf wie auch mit dem Fuß an, fängt die zweitmeisten Bälle ab und gewinnt die meisten Kopfballduelle.

(Photo by CLIVE BRUNSKILL/POOL/AFP via Getty Images)

Dazu ist Dier auch im Spielaufbau sehr stark involviert, er spielt die zweitmeisten Pässe der Spurs. Besonders stark ist auch, dass er noch kein Gegentor durch einen Fehler verursacht hat. Auch beging Dier bisher erst zehn Foulspiele, was auch für einen Innenverteidiger sehr wenig ist. Der Durchschnitt liegt hier bei knapp 17 Foulspielen. Durch seine starken Leistungen scheint Dier auch seinen Platz in der englischen Nationalmannschaft für die anstehende Europameisterschaft sicher zu haben.

Prognose:

Die Spurs werden auch in diesem Spiel wieder dem Gegner den Ball überlassen. Im Hinspiel hatte Tottenham unter 30 % Ballbesitz, auch in den anderen Spielen gegen Topmannschaften hatte die Mannschaft von Mourinho im Schnitt 34 % Ballbesitz. Am Donnerstag dürfte es wieder genauso aussehen, vielleicht sogar noch extremer. Dies ist jedoch gewollt, um Kane und Son mehr Platz für ihre Spielzüge zu geben.

Auch die Außenverteidiger sind offensiv durchaus stark. Gibt man vor allem Reguilon zu viel Platz, kann auch er die gegnerische Abwehr aushebeln. Gleiches gilt für Tanguy Ndombele (23). Der junge Franzose wird zumeist im offensiven Mittelfeld eingesetzt und kann durch seine Körpertäuschungen und Pässe dafür sorgen, dass das gegnerische Mittelfeld kaum Zugriff auf ihn bekommt.

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Defensiv ist den Spurs wohl am besten durch Standards beizukommen. Zehn der 17 Gegentreffer kassierte Tottenham nach einem ruhenden Ball, und auch sonst sieht die Defensive bei Flanken alles andere als gut aus. Dazu sind die Innenverteidiger der Spurs nicht die besten, was das Spiel mit dem Ball angeht. Gezieltes Pressing könnte also sehr effektiv sein. Wobei die Abwehrspieler die klare Vorgabe haben, lieber jeden Ball auf die Tribüne zu schießen als sich in gefährliche Situationen zu begeben.