Analyse │ Am Montag geht es für den Liverpool FC am 17. Spieltag der Premier League zum Southampton FC. Die Gegneranalyse der Redmen Family.

Im ersten Spiel des Kalenderjahres 2021 reist der Liverpool FC an die Südküste zum Southampton FC. Die Saints legten unter Trainer Ralph Hasenhüttl einen grandiosen Saisonstart hin und mischten kräftig in der Spitzengruppe mit. Leider hat sich in den vergangenen Spielen der Wurm eingeschlichen. Der Absturz ins Tabellenmittelfeld war dementsprechend die Folge.

Wunschspieler des Trainers statt großer Namen

Im Sommer wurde der Kader wenig verändert. Der bereits in der letzten Rückrunde von den Tottenham Hotspur geliehene Kyle Walker-Peters (23) wurde fest verpflichtet. Der Rechtsverteidiger kam im Tausch für Pierre-Emile Höjbjerg (25). Zusätzlich zu dem Engländer bekam man von den Spurs noch 3,3 Millionen Euro für den defensiven Mittelfeldspieler. Als Nachfolger von Höjbjerg kam Ibrahima Diallo (21) aus Frankreich. Für die Innenverteidigung holte man Mohammed Salisu (21) aus Spanien. Beide Spieler sind eher Langzeitprojekte und in dieser Saison noch nicht als Stammspieler eingeplant.

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Kurz vor Ende der Transferphase konnte man Theo Walcott (31) von einem temporären Wechsel vom Everton FC an die Südküste überzeugen. Der offensiv variabel einsetzbare Engländer wurde einst in Southampton ausgebildet, der Wechsel im Sommer war also eine Art Heimkehr für Walcott. Abgegeben hat man außer Höjbjerg nur Spieler, die letzte Saison bereits verliehen waren und demnach in den Planungen des Vereins keine Rolle gespielt haben. Insgesamt kam man auf ein Transferminus von 14 Millionen.

Ralph Hasenhüttl – Aufbauhilfe in England

Ralph Hasenhüttl (53) hat einen beschwerlichen Weg hinter sich. Angefangen hat die Trainerkarriere des Österreichers in der dritten Bundesliga bei der Spielvereinigung Unterhaching. Nach weiteren Stationen in der deutschen Unterklassigkeit kam er nach Ingolstadt, wo Hasenhüttl den FC Ingolstadt 04 zum Aufstieg in die Bundesliga coachte und sie dort sogar eine Saison halten konnte.

Anschließend ging es nach Leipzig, wo er den „Verein“ als Aufsteiger bis auf Platz zwei und somit in die Champions League führte. Im zweiten Jahr lief es durch die Doppelbelastung und auch deshalb, weil Hasenhüttl eine etwas spielerische Komponente einbringen wollte, nicht mehr so und man landete auf Platz sechs. Da Leipzig im Sommer 2019 Julian Nagelsmann als Trainer verpflichten wollte und Hasenhüttl nicht ein Jahr den Platzhalter mimen wollte, einigte man sich auf ein Ende der Zusammenarbeit.

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Am 06.12.2018 übernahm er dann in Southampton. Zu dem Zeitpunkt stand man mit neun Punkten aus 15 Spielen auf einem Abstiegsplatz. Ohne Verstärkungen im Winter konnte er die Mannschaft daraufhin retten. Ralph Hasenhüttl steht in erster Linie für starkes mannschaftstaktisches Pressing. Dadurch konnte bereits Ingolstadt überzeugen, in Leipzig ebenfalls und auch in England hat er inzwischen ein ordentliches System etabliert. Dadurch konnten sich die Saints im Laufe der letzten Saison im Mittelfeld der Liga etablieren.

Pressing vom Feinsten

Man spielt die gesamte Saison im 4-4-2. Hierbei wird es defensiv eher zum 4-2-4, da die zentralen Mittelfeldspieler sehr tief stehen, während die Außenspieler die Stürmer im Pressing sehr aktiv unterstützen. Über das Pressing versucht man, Ballgewinne sehr weit in der gegnerischen Hälfte zu erzielen und somit den Weg mit Ball zum gegnerischen Tor möglichst kurz zu gestalten.

Ligaweit steht man in Sachen Tacklings auf Platz eins, allerdings ist man auch in Sachen Fouls in den Top Drei. Es kommt daher auch ein Stück weit auf die Linie des Schiedsrichters an, ob das System der Saints funktioniert oder nicht. Sobald die erste Pressinglinie überspielt ist, zieht man sich sehr weit zurück und steht mit zwei kompakten Viererketten nahe am eigenen Tor. Die beiden Stürmer stellen sich dabei eher hintereinander auf, wodurch ein 4-4-1-1 entsteht. Dieses ist aus dem Spiel nur schwer zu knacken.

Es muss daher versucht werden, das Pressing schnell zu überspielen und dann mit Tempo auf die sechs defensiv stehenden Spieler zu laufen, damit sich die Kette im Mittelfeld nicht formieren kann. Offensiv versucht man sich in dieser Saison mehr und mehr im Ballbesitz. So liegen die Saints in dieser Statistik mit 53,8% auf einem beachtlichen fünften Platz.

James Ward-Prowse – Top-Standardschütze der Liga

James Ward-Prowse (26) ist neben Walcott der einzige Stammspieler aus der viel gerühmten Southampton-Akademie. Der Engländer ist in Portsmouth geboren, doch das Fußballspielen lernte er von klein auf bei den Saints. Als er mit gerade einmal 17 Jahren in der Premier League debütierte, war der Hype um den vielseitig einsetzbaren Mittelfeldspieler groß. Dieser legte sich im Laufe der Zeit jedoch wieder. Zu durchschnittlich waren die Leistungen von Ward-Prowse.

Das änderte sich durch den Trainerwechsel hin zu Hasenhüttl schlagartig. Er wurde zum Führungsspieler und Leistungsträger. Seit dem Weggang von Höjbjerg ist Ward-Prowse sogar Kapitän der Saints. Und er geht wahrlich mit Leistung voraus. Vier Tore, drei Assists und eine Passquote von 87,4% sprechen eine deutliche Sprache. Er ist neben Walker-Peters der einzige Feldspieler der Saints, der bislang jede Spielminute auf dem Feld stand.

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Hinzu kommt noch diese unglaubliche Stärke bei Standards. Bereits drei Freistöße konnte Ward-Prowse in dieser Saison direkt verwandeln. Kein anderer Spieler in der Liga kommt auf mehr als einen direkt verwandelten Freistoß. Liegt der Ball zwischen 20 und 25 Metern, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Tor ausgehen. Aber nicht nur bei direkten Freistößen sucht Ward-Prowse seinesgleichen, auch seine Flanken sind hervorragend. Alle drei Vorlagen stammen aus Standards, zweimal traf ein Kollege nach einer Ecke, einmal nach einer Freistoßflanke.

Mitten im Kampf um Europa

Nachdem man zwischenzeitlich sogar einmal auf Platz Eins übernachtet hatte, ist es zuletzt etwas ruhiger um die Saints geworden. Keines der letzten vier Spiele konnte man gewinnen. War ein Punkt aus den beiden Spielen gegen Arsenal FC (1:1) und Manchester City (0:1) noch in Ordnung, hätte gegen Fulham FC (0:0) und West Ham United (0:0) deutlich mehr herauskommen sollen. So scheint Europa in diesem Jahr ein Wunschtraum zu bleiben, zu stark erscheinen neben den üblichen Verdächtigen vor allem Everton FC, Aston Villa und Leicester City.

Prognose

Durch das intensive Pressing der Saints wäre es wichtig, vor allem im Mittelfeld frische Beine zu haben. Zu beobachten ist jedoch auch, wie die Saints selbst die Belastung der letzten Wochen verkraftet haben. Hasenhüttl ist in dieser Saison kein Freund vieler Wechsel, lediglich 14 Spieler haben in wettbewerbsübergreifend 17 Spielen mehr als 200 Minuten Einsatzzeit gesammelt.