Vor dem Merseyside-Derby am Samstag zwischen den Everton FC und Liverpool FC blicken wir auf sechs denkwürdige Momente des Derbys zurück.

Am Samstag kommt es zum 237. Aufeinandertreffen der beiden großen Klubs aus Liverpool: dem Everton FC und dem Liverpool FC. Es ist das am längsten andauernde Derby in der höchsten Spielklasse Englands. Seit 1962/63 gab es in jeder Saison ein Merseyside-Derby. Zeitgleich hat keine Begegnung im englischen Oberhaus mehr Platzverweise hervorgebracht.

In den vergangenen Jahren kam es zu einigen denkwürdigen Momenten, die schon längst zur traditionellen Derby-Folklore gehören. Wir blicken auf sechs dieser Derby-Momente zurück.

1982 – ‚Rush scored three and Rush scored four‘

Beim Merseyside-Derby 1982 im Goodison Park schoss Ian Rush den Everton FC quasi im Alleingang ab. Nach elf Minuten brachte der Waliser Liverpool bereits in Führung. Spätestens nach Glenn Keeleys Platzverweis kurz vor Ende der ersten Halbzeit wussten die Gastgeber, dass es ein langer Nachmittag für sie wird. Im Mittelpunkt stand natürlich Rush. Im zweiten Durchgang steuerte der Stürmer noch drei weitere Treffer bei. Mark Lawrenson machte den 5:0-Auswärtssieg im Derby perfekt.

Nach dem Spiel machte Rush das Abwehrverhalten Evertons für seine vier Treffer verantwortlich: „An dem Tag half mir Everton dabei vier Tore zu schießen, da sie mit Abseitsfalle spielten und nicht gut umsetzten. Ich spiele meistens gut gegen Teams, die auf Abseits spielen und wenn man sich die Videos von dem Spiel ansieht, sieht man, dass immer einer der Außenverteidiger das Abseits aufhebt.“

Bis heute ist Rush mit 25 Treffern der erfolgreichste Torschütze in der Geschichte des Merseyside-Derbys. Sein Viererpack gegen Everton wird bis heute noch von den Liverpool Fans im Song ‚Poor Scouser Tommy‘ besungen.

FA Cup-Finale 1989 – Eine Stadt vereint

Es war das wohl emotionalste Jahr für die Stadt Liverpool. Am 15. April 1989 verloren 96 Fans des Liverpool FC während des FA Cup-Halbfinales gegen Nottingham Forest im Hillsborough-Stadion in Sheffield ihr Leben. Viele Fans beider Liverpooler Teams verloren Freunde und Angehörige an diesem tragischen Tag.

Fünf Wochen nach der Tragödie standen sich Everton und Liverpool im FA Cup-Finale im Londoner Wembleystadion gegenüber. Beide Teams trugen schwarze Armbänder und vor dem Spiel gab es eine denkwürdige Schweigeminute gefolgt von Gerry Marsden’s „You’ll Never Walk Alone“. Auf den Rängen machte die Rivalität Pause und beide Teams waren Arm in Arm miteinander vereint.

Auf dem Platz lieferten sich beide Mannschaften ein aus sportlicher Sicht denkwürdiges Finale. John Aldridge brachte Liverpool bereits nach vier Minuten in Führung. Lange sah es so aus, als würden die Reds als Sieger vom Platz gehen, doch Stuart McCall rettete Everton in der Nachspielzeit noch in die Verlängerung. In den zusätzlichen 30 Minuten brachte Rush die Reds erneut in Front, doch McCall konnte erneut für die Toffees ausgleichen. Doch nur zwei Minuten nach dem Ausgleichstreffer war Rush erneut zur Stelle und gewann mit seinem 3:2-Siegtreffer den FA Cup für den Liverpool FC.

1999 – Fowlers kontroverser Torjubel in Anfield

Das Derby vom 3. April 1999 blieb nicht aufgrund seines dramatischen Spielverlaufs oder seines sportlichen Stellenwertes den meisten in Erinnerung. Der Grund warum dieses Derby weiter in den Köpfen der Menschen hängengeblieben ist, lautet Robbie Fowler. Das walisische Wunderkind des Liverpool FC war neben seiner Tore ebenfalls für sein extravagantes Partyleben bekannt. Die Fans des Everton FC warfen Fowler im Vorfeld des Spiels den Konsum von Kokain vor.

Auf dem Platz zeigte sich Everton bereits nach wenigen Sekunden ebenfalls schlagkräftig und ging durch einen sehenswerten Volley von Olivier Dacourt in Führung. In der 15. Minute gab es dann einen Elfmeter für Liverpool am Anfield Road End, wo auch die Fans des Everton FC saßen. Fowler trat an und verwandelte den Ball trocken zum Ausgleich. Während Anfield jubelte, rannte Fowler zur Torauslinie vor dem Everton-Block, kniete sich hin und zog sich die Seitenlinie durch die Nase. Die Toffees auf den Rängen tobten vor Wut, sodass selbst die Polizei eingreifen musste.

3 Apr 1999: Robbie Fowler of Liverpool is pulled away by team mate Steve McManaman after mimicking cocaine snorting to celebrate his first goal against Everton in the FA Carling Premiership match at Anfield in Liverpool, England. Liverpool won 3-2. Mandatory Credit: Ross Kinnaird /Allsport

Fowler traf fünf Minuten später erneut und Liverpool siegte am Ende mit 3:2 gegen den Lokalrivalen. Im Nachhinein wurde Fowler von der FA wegen seines Torjubels für vier Spiele gesperrt und zu einer Geldstrafe verdonnert.

2001 – Gary McAllisters verrückter Freistoßmoment

Das 164. Merseyside Derby am 16. April 2001 lieferte alles was man von einem Lokalderby erwartet: Haufenweise Fouls und gelbe Karten, einen Platzverweis, mehrere Elfmeter und ein traumhaftes Last-Minute-Tor zum Sieg.

Doch der Reihe nach: In der fünften Minute brachte Emile Heskey den Liverpool FC mit 1:0 im Goodison Park in Führung. Everton vergab eine Vielzahl an guten Möglichkeiten bevor Duncan Ferguson kurz vor der Halbzeit den Ausgleich erzielte. Die Toffees nutzten das Momentum in der zweiten Hälfte nicht und Liverpools Markus Babbel brachte die Reds erneut in Führung. Fowler verpasste im Anschluss vom Elfmeterpunkt aus die Chance auf das 3:1 und traf stattdessen nur den Pfosten.

16 Apr 2001: Gary McAllister of Liverpool celebrates his amazing winner during the FA Carling Premiership match against Everton played at Goodison Park, in Liverpool, England. Liverpool won the match 3-2. Mandatory Credit: Clive Brunskill /Allsport

Zwölf Minuten vor Spielschluss sah Igor Biscan die rote Karte und Liverpool musste zu zehnt den Sieg über die Zeit retten. Doch Everton bekam einige Minuten später ebenfalls einen Elfmeter zugesprochen, den David Unsworth für die Blues verwandelte. Die Hausherren waren näher am Sieg dran als Gerard Houlliers Liverpool.

In der Nachspielzeit bekamen die Reds einen Freistoß 40 Meter vor dem Tor zugesprochen. Gary McAllister sah, dass Evertons Torhüter Paul Gerrard sich auf einen langen Ball vorbereitete und sein rechtes Eck komplett frei ließ. Der Schotte versuchte sein Glück und zielte direkt auf das Tor der Blues. Keiner rechnete mit einem direkten Torschuss und der Ball landete zum großen Erstaunen aller Beteiligten im Netz. Liverpool siegte zum ersten Mal seit elf Jahren wieder im Goodison Park und McAllister wurde durch seinen Treffer zum Kult-Helden in Liverpool.

2012: Gerrard krönt Jubiläum mit Derby-Hattrick

Liverpool-Legende Steven Gerrard schien beim Merseyside-Derby immer zwei Klassen besser zu spielen als alle anderen Spieler auf dem Platz. Das Derby am 13. März 2012 war da keine Ausnahme. In seinem 400. Spiel für den Liverpool FC gelang der Vereinsikone der erste Hattrick im Merseyside-Derby seit Rush Viererpack 1982. Seinen ersten Treffer erzielte Gerrard in der 34. Minute als er Tim Howard im Tor der Blues und seine gesamte Abwehr sehenswert überlupfte.

In der zweiten Halbzeit wurde der Kapitän durch ein fantastisches Solo von Luis Suarez in Szene gesetzt, sodass Gerrard nur aus sechs Metern unbedrängt das Tor treffen musste, was ihm natürlich gelang. In den Schlussminuten der Partie lief Everton in einem Konter von Liverpool hinein. An der Strafraumgrenze spielte Gerrard den Ball zu Suarez. Der Uruguayer hätte locker selber das 3:0 erzielen können, doch er ließ die zurückeilenden Everton-Verteidiger stehen und legte ab für Gerrard der seinen Hattrick vor dem Kop vollendete und feierte.

2018: Origi ist nach Pickfords Patzer zur Stelle

Am 2. Dezember 2018 erlebten die Fans in Anfield einen der wohl bizarrsten Momente in der jüngeren Geschichte des Merseyside-Derby. Nach 95 gespielten Minuten stand es nach einer umkämpften Partie immer noch 0:0 zwischen den Reds und den Blues. Die Fans des Everton FC feierten bereits ein sicher geglaubtes Remis, indem sie Rauchbomben auf den Rasen warfen.

Doch es gab noch einen Freistoß für Liverpool auf Höhe der Mittellinie. Torhüter Alisson passte zu Trent Alexander-Arnold, der einen langen Ball in den Strafraum wuchtete. Dort wurde der Ball von einem Everton-Verteidiger vor die Füße von Virgil van Dijk geköpft. Der Niederländer zog direkt ab und der Ball segelte steil in den Liverpooler Nachthimmel. Frustriert, wandte sich van Dijk schon ab und verpasste dabei, wie der Ball sich gefährlich auf Höhe der Torlinie senkte.

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Um auf Nummer sicher zu gehen, griff Evertons Keeper Jordan Pickford nach dem Ball, konnte ihn jedoch nicht festhalten. Stattdessen klatsche der Ball von seinen Händen auf die Oberseite der Latte und rollte wieder auf das Spielfeld, wo der eingewechselte Divock Origi bereitstand, um den Ball ins leere Tor zu schieben. Anfield verwandelte sich in ein Tollhaus. Während Origi so aussah als hätte er gerade in einem Trainingspiel getroffen lief Jürgen Klopp jubelnd auf das Spielfeld und umarmte Alisson Becker bevor er mit geballter Faust zur Trainerbank zurückkehrte. Die Reds bauten ihre ungeschlagene Serie weiter aus und sorgten erneut für lange Gesichter bei den Blues, die seit 1999 nicht mehr in Anfield gewinnen konnten.