Am Sonntag trifft Liverpool im letzten Spiel der Meistersaison auf Newcastle United, die sich im Mittelfeld der Premier League befinden.
Am letzten Spieltag geht es für den Liverpool FC nach Newcastle. Die Magpies konnten trotz einiger Turbulenzen im Hintergrund eine ungefährdete Saison spielen. Wie ihnen das gelang, erfahrt ihr in unserer Analyse:
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Der Kader
Der Kader, der letzte Saison den angestrebten Klassenerhalt souverän erreichte, konnte defensiv zusammengehalten werden. Offensiv hingegen musste man einige Abgänge beklagen. Salomon Rondon, der letzte Saison vom Zweitligisten West Brom geliehen war und in 32 Spielen elf Treffer markieren konnte, wurde nicht fest verpflichtet.
Mit Kenedy und Joselu wurden zwei weitere Offensivspieler abgegeben. Der schmerzlichste Abgang war sicherlich der von Topscorer Ayoze Perez, der aufgrund einer Ausstiegsklausel den Verein für knapp 30 Millionen Pfund Richtung Leicester verließ.
Neu im Team ist der Rückkehrer und ehemalige Liverpooler Andy Carroll, der nach einer von Verletzungen bestimmten Zeit bei West Ham zurück an der Tyne ist. Für kleines Geld konnten für die Außenverteidigerpositionen Emil Krafth und Jetro Willems geholt werden. Aus Nizza kam mit Allan Saint-Maximin ein schneller und dribbelstarker Flügelspieler. Der Königstransfer ist aber sicherlich Joelinton. Der junge brasilianische Stürmer kam für knapp 40 Millionen Pfund aus Hoffenheim.
Im Winter wurde noch einmal ordentlich nachgelegt. Mit Danny Rose, Valentino Lazaro und Nabil Bentaleb kamen gleich drei Spieler per Leihe. Rose kam von Tottenham für die Linksverteidiger-Position, Lazaro aus Mailand für die rechte Außenbahn und Bentaleb von Schalke 04 für das zentrale Mittelfeld. Abgegeben wurde mit Sung-yueng Ki ein Spieler, der in der Hinrunde kaum eine Rolle spielte.
Der Trainer: Steve Bruce
Er beerbte diesen Sommer Rafa Benitez, der nach einem lange anhaltenden Streit mit Besitzer Mike Ashley über die Kaderplanung seinen Vertrag auslaufen ließ und nach China fortzog. Bruce kam in seiner Karriere bereits viel herum in England, zuletzt war er Nachfolger von Jos Luhukay beim Zweitligisten Sheffield Wednesday. Dort erreichte er in 18 Spielen eine solide Punkteausbeute. Dennoch verwunderte die Wahl Newcastles etwas, zumal sie an Sheffield eine Ablöse in Höhe von 4 Millionen Pfund zahlen mussten. Hier hätte es in der Wahrnehmung der Meisten bessere Kandidaten gegeben, die keine Ablöse gekostet hätten.
Seine Vergangenheit beim Erzrivalen AFC Sunderland machten ihn beim Newcastle-Anhang zu Beginn ebenfalls nicht beliebt.
Das Spielsystem: Evolution auf Probe
Gespielt wurde große Teile der Saison im von Benitez installierten 5-4-1, welches sehr defensiv ausgelegt ist. Das Ziel ist zunächst die defensive Stabilität. Nach Ballgewinn sollte der Ball möglichst rasch zu Joelinton, der mit seinem Körper den Ball abschirmen soll, damit die beiden schnellen Außen nachrücken können. Ballbesitz wird nicht gerade groß geschrieben, mit knapp 42% im Schnitt hat man den niedrigsten Wert der gesamten Liga.
Nach einer schwachen Phase im Februar mit nur zwei Punkten aus vier Spielen, in Folge derer man drohte, in den Abstiegskampf zu rutschen, änderte man das System zu einem 4-4-2. Dies zeigte anfangs durchaus Wirkung, sechs Spiele ohne Niederlage, zwölf Punkten und der Klassenerhalt waren die Folge.
In den letzten beiden Spielen änderte Bruce erneut das System, man spielte zwar weiter mit zwei Stürmern, allerdings auch wieder mit drei Innenverteidigern. Welches System am Sonntag gespielt werden wird, bleibt abzuwarten. Am wahrscheinlichsten ist das 5-3-2 aus den beiden letzten Spielen.
Die Form: Seit dem Klassenerhalt geht nicht viel
Am 33. Spieltag konnte man mit einem Unentschieden gegen West Ham United den Klassenerhalt auch rechnerisch erreichen. Seitdem wirkt das Team, als habe man die Saison innerlich bereits beendet, gute Spiele folgten nicht mehr. So war man gegen Manchester City und Tottenham Hotspur chancenlos, gegen den Abstiegskandidaten Watford FC verlor man ebenfalls. Am vorherigen Spieltag konnte man sich mit mehr Glück als Verstand ein Unentschieden bei Brighton & Hove Albion erarbeiten.
Daher ist fraglich, ob die Magpies noch den Willen besitzen, dem Team von Jürgen Klopp Gegenwehr zu leisten oder nicht.
Player to Watch: Dwight Gayle
Gayle ist einer dieser Stürmer, die scheinbar zu gut für die zweite Liga und zu schwach für die erste Liga sind, ähnlich wie beispielsweise Simon Terrodde in Deutschland. In der zweiten Liga konnte er bei seinen drei Stationen in 100 Spielen starke 59 Treffer erzielen und weitere 16 vorbereiten. Somit kommt er auf 0,75 Torbeteiligungen pro Spiel, was ein Spitzenwert ist.
Dass ein Stürmer mit solchen Werten immer wieder auf’s Neue in der zweiten Liga auftaucht, liegt daran, dass er es bisher nicht geschafft hat, in der Premier League Fuß zu fassen. In seiner Zeit bei Crystal Palace konnte er in drei Jahren nur 15 Tore erzielen und wurde folgerichtig nach deren Abstieg zu Newcastle abgegeben. Diese schoss er dann mit 23 Treffern zum Aufstieg, nur um dann in der Premier League wieder überhaupt nicht zu funktionieren, weshalb er zu West Bromwich Albion in die zweite Liga verliehen wurde, die er mit 23 Toren und acht Vorlagen erneut in Brand schoss.
Auch in dieser Saison sah es lange so aus, als könnte er sich erneut nicht in der Premier League akklimatisieren. In den ersten 27 Spielen durfte er lediglich in einem Spiel von Beginn an spielen. Zu klein, zu schmächtig ist er doch für das System mit nur einem Stürmer.
Wohl keinem anderen Spieler kam die Systemumstellung ab Spieltag 28 mehr zu gute als Gayle. In den letzten zehn Spielen durfte er siebenmal von Beginn an mitwirken, lediglich einmal kam er nicht zum Einsatz. Seine Ausbeute mit drei Treffern und einer Vorlage kann sich hierbei durchaus sehen lassen, damit ist er in diesen zehn Spielen an über 30% der Treffer von Newcastle direkt beteiligt.
Es scheint also, als sei er mit 29 Jahren endlich in der höchsten englischen Liga angekommen und als habe ein Trainer endlich erkannt, wie man ihn gewinnbringend einsetzen kann.
Prognose
Wie schwierig das Spiel wird, hängt zu einem großen Teil davon ab, wie ernst die Spieler der Magpies die Partie nehmen. Sollten sie sich voll reinhängen, dürfte es ein sehr schweres Spiel werden, in dem Liverpool auf ein Abwehrbollwerk treffen würde. Sollten die Spieler von Trainer Bruce das Spiel ähnlich angehen wie die vorangegangenen Spiele, könnte es eine sehr eindeutige Angelegenheit werden.