Am Sonntag empfängt der Liverpool FC Aston Villa. Das Team aus Birmingham machte im Sommer vor allem durch teure Transfers auf sich aufmerksam.

Der Aufstieg wurde in großen Teilen auf dem Rücken von Leihspielern erreicht. Daher galt es vor allem, diese zu halten oder adäquat zu ersetzen. Dies gelang sehr gut. Tyrone Mings, Anwar El Ghazi und Kortney Hause konnten fest verpflichtet werden. Dazu konnte Wesley als Nachfolger für Tammy Abraham geholt werden.

Zusätzlich konnte mit Matt Targett, Ezri Konsa und Björn Engels die Defensive verstärkt werden. Durch Douglas Luiz und Marvelous Nakamba konnte man das stark überalterte Mittelfeld verjüngen. Dazu kamen mit Trezeguet und Jota Spieler für die Außenbahn und mit Tom Heaton ein neuer Stammtorwart.

BIRMINGHAM, ENGLAND – OCTOBER 19: Tyrone Mings of Aston Villa gives his team instructions during the Premier League match between Aston Villa and Brighton & Hove Albion at Villa Park on October 19, 2019 in Birmingham, United Kingdom. (Photo by Marc Atkins/Getty Images)

Kader: Viel Geld, wenig Ertrag?

Insgesamt machte man im Sommer ein Transferminus von fast 150 Millionen Euro, womit man in der Premier League Geschichte auf Platz sechs steht bei der Frage, wer in einem Sommer das größte Transferminus gemacht hat. Europaweit machte lediglich Real Madrid diesen Sommer ein größeres Minus.

Im Winter musste auf die schweren Verletzungen von Wesley und Heaton reagiert werden. Für den Sturm kamen Mbwana Samatta für 10 Millionen aus Genk, wo er in der Champions League unter anderem gegen Liverpool durchaus zu überzeugen wusste, und Borja Bastón ablösefrei aus Swansea. Für die Torhüterposition holte man den ehemaligen Liverpooler Pepe Reina per Leihe aus Mailand. Außerdem kam Danny Drinkwater per Leihe vom Chelsea FC.

LIVERPOOL, ENGLAND – NOVEMBER 05: Ally Mbwana Samatta of KRC Genk shoots during the UEFA Champions League group E match between Liverpool FC and KRC Genk at Anfield on November 05, 2019 in Liverpool, United Kingdom. (Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

Wirklich überzeugen konnte von den Winterneuzugängen niemand. Drinkwater kam nach vier Kurzeinsätzen gar nicht mehr zum Einsatz und ist inzwischen wieder bei Chelsea. Reina verlor nach dem Restart seinen Stammplatz an Örjan Nyland und Bastón spielte erst 16 Minuten. Samatta konnte noch am ehesten etwas für die Mannschaft beitragen, jedoch ist auch seine Ausbeute von einem Treffer in acht Spielen mehr als dürftig. Er spielt einzig und allein, weil es im Moment keine Alternative im Kader gibt. Wesley wird aufgrund eines Kreuzbandrisses wohl kein Spiel mehr in dieser Saison machen, und der junge Keinan Davis hat (noch) nicht das Niveau für die Premier League.

Neben Heaton und Wesley werden mit Engels und Frédéric Guilbert zwei weitere Stammspieler fehlen. Matt Targett hingegen sollte wieder dabei sein, nachdem er gegen die Wolverhampton Wanderers verletzt ausgewechselt werden musste.

Taktik: Planlos ohne Wesley

Bis zum Jahreswechsel spielte Villa immer im selben System, nämlich im 4-3-3. Da dies nicht wirklich funktionierte, begann man, etwas zu experimentieren. Aber auch das System mit drei Innenverteidigern, welches man im Januar und Februar immerhin sieben Spiele lang versuchte, brachte keinen nachhaltigen Erfolg. So kehrte man schließlich zurück zum 4-3-3.

Im letzten Spiel versuchte man es mit einem 4-3-1-2, da dies allerdings ebenfalls nicht wirklich funktionierte und man nach vorne keinerlei Gefahr ausstrahlte, ist dieses System eher unwahrscheinlich. Es dürfte also ein 4-3-3 auf die Spieler von Jürgen Klopp zukommen.

Nach vorne hat man seit dem Ausfall von Wesley kein erkennbares System mehr. In den elf Spielen ohne den Mittelstürmer erzielte man nur neun Treffer. In den vorherigen 21 Spielen waren es immerhin 27 Treffer. Man hofft einfach, dass Jack Grealish mit seiner individuellen Klasse etwas kreiert. Ansonsten lauert man hauptsächlich auf Konter.

BIRMINGHAM, ENGLAND – DECEMBER 17: Harvey Elliott of Liverpool battles for possession with Ezri Konsa Ngoyo of Aston Villa during the Carabao Cup Quarter Final match between Aston Villa and Liverpool FC at Villa Park on December 17, 2019 in Birmingham, England. (Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Sowohl offensiv als auch defensiv passiert bei Spielen mit Villa-Beteiligung sehr viel in der Nachspielzeit. So konnte man bereits sieben Treffer erzielen, kassierte allerdings auch bereits fünf. Daher heißt es, bis zum Schluss konzentriert zu bleiben.

Trainer: Dean Smith – Villa-Fan durch und durch

Er übernahm letzte Saison nach einem misslungenen Saisonstart am 13. Spieltag. Vor allem die Stabilisierung der Defensive machte er sich zur Aufgabe. Bekam man in den ersten zwölf Spielen noch 20 Gegentore, waren es in den folgenden 34 Spielen lediglich 41. Da es offensiv auch gut lief, konnten ab Zeitpunkt der Übernahme lediglich Norwich City und Sheffield United mehr Punkte holen, man erreichte die Championship-Playoffs und stieg schließlich auf.

WALSALL, ENGLAND – JULY 24: Dean Smith, manager of Aston Villa looks on prior to the Pre-Season Friendly match between Walsall and Aston Villa at Banks’s Stadium on July 24, 2019 in Walsall, England. (Photo by Clive Mason/Getty Images)

Es hält sich hartnäckig das Gerücht, er habe als Junge die Sitze im Stadion geputzt. Auch wenn dies wohl nicht stimmt, zeigt allein die Hartnäckigkeit, mit der sich das Gerücht hält, wie verbunden er dem Verein ist.

Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang sicherlich auch John Terry, der als Co-Trainer fungiert. Er hat einen sehr guten Draht zu den Spielern und gilt als eine Art Vaterfigur, der das Team auch in schweren Phasen zusammen halten soll.

Form: Villa läuft dem Abstieg entgegen

Im Kalenderjahr 2020 konnte man in zwölf Spielen lediglich neun Punkte holen, seit dem Restart gab es in den vier Spielen nur zwei Punkte.

LEICESTER, ENGLAND – MARCH 09: Goalkeeper, Pepe Reina of Aston Villa looks dejected after defeat in the Premier League match between Leicester City and Aston Villa at The King Power Stadium on March 09, 2020 in Leicester, United Kingdom. (Photo by Michael Regan/Getty Images)

Das Team präsentiert sich offensiv eindimensional und defensiv verwundbar. Auch wenn man nur einen Punkt Rückstand auf das rettende Ufer hat, scheint es auch angesichts des Restprogramms unwahrscheinlich, dass man die Klasse noch halten kann.

Player to watch: Örjan Nyland

Nyland hätte bereits 2015 nach England wechseln können. Vor allem der Everton FC buhlte um die Dienste des damals 24-jährigen. Da man ihn allerdings nur als Ersatzmann verpflichten wollte, entschied sich der Norweger gegen einen Wechsel nach England und ging stattdessen nach Deutschland, genauer gesagt nach Ingolstadt.

Nach zwei Jahren als Backup in der Bundesliga und einer Saison als Stammspieler in der zweiten Bundesliga wechselte er 2016 für 3 Millionen Euro nach Birmingham in die zweite englische Liga.

BIRMINGHAM, ENGLAND – DECEMBER 17: ( THE SUN OUT, THE SUN ON SUNDAY OUT) Ki-Jana Hoever
of Liverpool with Orjan Nyland of Aston Villa During the Carabao Cup Quarter Final match between Aston Villa and Liverpool FC at Villa Park on December 17, 2019 in Birmingham, England. (Photo by Nick Taylor/Liverpool FC/Liverpool FC via Getty Images)

In der Aufstiegssaison stand er bis zu seinem Achillessehnenriss im Tor der Villans. In dieser Saison wurde er zuerst von Heaton und später von Reina auf die Bank verdrängt. Seit dem Restart steht er nun aber wieder im Tor und zeigt durchaus ordentliche Leistungen. Vor allem im Eins gegen Eins und auf der Linie hat er seine Stärken. Schwächen hat er hingegen in der Strafraumbeherrschung und spielerischen Bereich. Ein Spielaufbau über ihn ist nur schwer möglich. Diese Schwachpunkte sollte man in seinem Gameplan besonders beachten.

Prognose:

Sofern man es schafft, Grealish aus dem Spiel zu nehmen, ist Villas Offensive quasi nicht mehr existent. Auf der anderen Seite muss man mit einem massiven Abwehrbollwerk rechnen und davor mit Mittelfeldspieler, die um jeden Zentimeter Rasen kämpfen werden.