Timo Werner soll diversen Gerüchten zufolge das Nummer-Eins-Ziel von Jürgen Klopp im Transfersommer sein. Ein Experte verrät nun, dass die Ablösesumme kein Problem darstellen wird.

Die Corona-Pandemie bedeutete für viele Fußballklubs herbe finanzielle Einbußen und in den letzten Wochen wurde vielen Fans bewusst, wie aufgeblasen das System „Fußball“ tatsächlich ist und wie wenig Geld die Klubs auf der hohen Kante haben. Es wurde schon das Ende der horrenden und übertriebenen Ablösesummen vorausgesagt.

Der Fußball-Finanzexperte Kieran Maguire stellte kürzlich im „Blood Red Podcast“ vom Liverpool Echo fest, dass trotz der vielen negativen finanziellen Auswirkungen gerade Liverpool sich mit „relativer Leichtigkeit“ ein Transfergeschäft wie Timo Werner leisten kann. Damit setzt er ein starkes Argument denjenigen entgegen, die den Transfer schon abgehakt haben.

„Liverpools Geschäftsmodell ist insofern faszinierend, als dass sie in den letzten Jahren zusätzliche Einnahmen erwirtschaftet haben, die direkt in den Haushalt von Jürgen Klopp geflossen sind. Das Geld ist gut angelegt“, sagte er.

Der 24-jährige Werner kann aufgrund seiner Ausstiegsklausel in Höhe von ca. 56 Millionen Euro am Ende dieser Saison RB Leipzig verlassen. Sowohl seine Fähigkeiten als auch die Statistiken gerade in dieser Saison lassen auf ein Schnäppchen vermuten. In 38 Spielen gab er 12 Vorlagen und traf 30 mal das Tor. Wie kann man da nicht zuschlagen?

„Was die Kosten für so jemanden wie Werner angeht, so verteilen sich die meisten Verträge heutzutage über eine Reihe von mehreren Jahren. Auch wenn es sich also um potenzielle Kosten von 56 Millionen Pfund handelt, könnte Liverpool diese relativ leicht auffangen, wenn sie zum Beispiel auf vier Jahre aufgeteilt würden. Ich sehe da kein Problem in Bezug auf die Finanzierung. Es könnte sein, dass sie versuchen, ein Tausch-Geschäft abzuschließen. Ich rechne damit, weil die Klubs wie Liverpool, die sich immer mehr mit moralischen und ethischen Fragen und Verwendungen des Geldes beschäftigen, nicht wollen, dass man sieht, dass sie so große Geldsummen ausgeben. Das wäre also eine Möglichkeit.“

Kieran Maguire, der an der Universität von Liverpool als Dozent für Fußballfinanzierung tätig ist, stellte sich der Frage nach den Spielergehältern. Können beziehungsweise sollten Verein beträchtliche Gehälter an ihre Spieler zahlen, wenn es doch ihren Fans finanziell nicht gut geht? Können die Klubs das moralisch rechtfertigen?

DOHA, QATAR – DECEMBER 21: Jordan Henderson of Liverpool lifts the FIFA Club World Cup trophy following his team’s victory during the FIFA Club World Cup Qatar 2019 Final between Liverpool FC and CR Flamengo at Education City Stadium on December 21, 2019 in Doha, Qatar. (Photo by Francois Nel/Getty Images)

„Ich vermute bis zu einem gewissen Grad, dass, wenn die Nr.9 in den ersten vier Spielen sechs Tore erzielt, alles vergessen ist. Fußballfans sind so. Wenn es allerdings so wird wie bei Wesley von Aston Villa oder Joelinton bei Newcastle United, wo sie viel Geld ausgegeben haben und er sich als Blindgänger entpuppt, werden die Stimmen allerdings lauter sein als unter normalen Umständen.“

„Im Vereinigten Königreich leiden derzeit viele Menschen. Sie sind eingesperrt, sie haben ihre Einkommensquellen verloren. Sie sind nicht unbedingt in der Lage von zu Hause zu arbeiten und so weiter. Ich denke, der Fußball muss aus diesem Blickwinkel vorsichtig gehandhabt werden. Wir erwarten von den Fußballclubs vielleicht ein höheres Maß an Moral und Ethik als von jedem anderen Geschäftszweig, mit dem wir in Berührung kommen“, stellt Maguire fest.

„Wenn ich es mit meiner Bank zu tun habe, bin ich ziemlich zynisch und kritisch; wenn ich es mit einem großen Lebensmittelunternehmen zu tun habe, ist die Einstellung die gleiche. Ich schaue gerne zu meinem Fußballclub auf und hoffe, dass er eine Reihe von Werten hat, mit denen ich in Verbindung gebracht werden möchte.“

LIVERPOOL, ENGLAND – APRIL 26: Liverpool owner John W. Henry and wife, Linda Pizzuti walk on the pitch prior to the Premier League match between Liverpool FC and Huddersfield Town at Anfield on April 26, 2019 in Liverpool, United Kingdom. (Photo by Michael Regan/Getty Images)

Die Frage nach der Identifizierung mit dem Klub und seinen Werten ist momentan auch in England, insbesondere auch beim LFC im Fokus. Der Verein wollte vor einiger Zeit einen Teil seiner Mitarbeitergehälter mit Staatshilfen finanzieren und führte damit die Identifikation mit Bill Shanklys „Socialist Club“ und dem Marketing-Spruch „This Means More“ ad absurdum.

Die Frage ist eher, ob der Klub jetzt soviel Geld für einen Spieler ausgeben sollte. Kieran Maguire hat dazu eine klare Meinung: „… wenn ein Klub jetzt Unmengen ausgeben würde, in völliger Missachtung der größten globalen Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wäre es meines Erachtens sehr unsensibel.“

Es scheint eine dieser unendlichen Geschichten zu sein. Seit Monaten soll Timo Werner an die Merseyside wechseln. Es wurde Sommer 2019 vermutet. Der Wechsel von Takumi Minamino im Winter dämpfte die Gerüchte ein wenig. Die Pandemie soll der Grund dafür sein, dass solche Transfer bei Jürgen Klopp und Michael Edwards vorerst hinten angestellt werden. Nun wurde publik, dass der Boss sogar ein Telefonat mit Werner gehabt haben soll. Allerdings verblasst dieser ganze Zirkus vor der aktuellen globalen Situation. Sowohl die bald wieder aufgenommene Premier League Saison als auch die Transfergerüchte haben derzeit einen säuerlichen Beigeschmack.

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