FA-Vorsitzender Greg Clarke sieht es als unwahrscheinlich, dass Fans der Premier League „in der nächsten Zeit“ wieder ins Stadion zurückkehren können. Eine Geistersaison droht.
Seit Mitte März ist der Spielbetrieb der Premier League aufgrund des Coronavirus stillgelegt. Trotz der Bemühungen um einen Neustart, ist weiterhin ist nicht klar, wann wieder Großveranstaltungen stattfinden können, insbesondere mit Zuschauern. Der FA-Vorsitzende und FIFA-Vizepräsident Greg Clarke warnte gestern in einem Brief an den Verwaltungsrat der FA, dass es noch sehr lange dauern könne, bis Fußballspiele mit Fans in den Stadien ausgetragen werden können.
„Es ist schwer vorstellbar, dass Fans – welche die Lebensader des Sports sind – in nächster Zeit wieder in die Stadien dürfen“, so Clarke. Die Verantwortlichen der Premier League treffen derweil bereits Vorbereitungen, um die gesamte Saison 2020/21 als Geisterspiele auszutragen. Sollte zudem die aktuelle Premier League-Saison zu Ende gespielt werden, wird es definitiv keine Fans in den Stadien geben.
Ob dieses Szenario eintreten wird ist abhängig davon, wie sehr Großbritannien die Verbreitung des Coronavirus eindämmen kann. Bisher wurde noch kein Zieldatum genannt, wann Großveranstaltungen mit Zuschauern wieder möglich wären. Jedoch ist davon auszugehen, dass diese Einschränkungen als Allerletztes aufgehoben werden.
Große Klubs verzeichnen ohne Fans die größten Verluste
Die Einnahmen am Spieltag machen bisher einen immer kleineren Anteil des Gesamtumsatzes aus. Ein Ausfall über so einen langen Zeitraum kann trotzdem signifikante Auswirkungen auf die Finanzen haben. Laut einem Artikel der BBC sind es die Topvereine, welche mit ihren großen Stadien und teuren Hospitality-Tickets am meisten Geld verlieren würden.
Liverpool generierte 2018/19 15.8 Prozent des Gesamtumsatzes durch Einnahmen an Spieltagen oder etwa 3.2 Millionen Pfund pro Heimspiel. Hart würde ein Wegfall der Ticketeinnahmen Arsenal treffen. Die Londoner generieren dadurch 24.3 Prozent ihres Umsatzes. Spitzenwert in der Premier League.
Wie hart der Verlust der Spieltagseinnahmen die Vereine eigentlich trifft hängt von den Geldreserven der Klubs ab. Manchester United hat mit 308 Millionen Pfund am meisten vorrätig, während Liverpool 38 Millionen Pfund auf der Seite hat. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Vereine ohne Zuschauer weniger Ausgaben für Personal an Spieltagen haben. Desweiteren werden sich die Klubs wohl vor großen Ablösesummen auf dem Transfermarkt demnächst scheuen. Die meisten Vereine werden versuchen, die Ausgaben auf ein Minimum zu senken.
Es ist klar absehbar, dass sich viele Vereine von den finanziellen Rückschlägen, die durch die Coronakrise ausgelöst wurden, nicht erholen können. Es ist zu befürchten, dass gerade kleinere Vereine in Konkurs gehen könnten. Der Fußball durchlebt momentan die größte Krise seit dem zweiten Weltkrieg. Das einzige, was im Moment sicher scheint, ist, dass die kurzfristige Zukunft sehr viel Unsicherheit mit sich bringen wird. Dazu kommen noch soziale Fragen, zum Beispiel, wie die Zukunft der vielen Angestellten im nicht sportlichen Bereich aussehen wird. Selbst bei einer schnellen Wiederaufnahme des Spielbetriebs, ist der finanzielle Schaden bei einigen Klubs bereits angerichtet.