Nach knapp fünf Jahren beim Liverpool FC ist für Jürgen Klopp noch lange nicht Schluss. Er plant Großes mit dem Premier League-Spitzenreiter.

Jürgen Klopp hat eine langfristige Vision und sagt deswegen, dass der Bau von Liverpool „noch nicht abgeschlossen“ sei – mit „frischem Blut, das nach oben fließt“, werde man weitermachen. Er ist der festen Überzeugung, dass seine Zeit, trotz der Trophäen aus 2019 und über vier Jahren am Ruder noch lange nicht am „endgültigen Ziel“ angekommen ist.

Jürgen Klopp über seine Antrittsrede …

Seit er im Oktober 2015 in Anfield zum ersten Mal durch die Türen des Pressezentrums trat und verkündete: „wenn ich in vier Jahren hier sitze, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir einen Titel gewonnen haben werden“, ist viel passiert. Er sollte Recht behalten. Mit der Krönung zum Champions-League-Sieger 2019 hebte er Liverpool zurück in den Olymp des europäischen Fußballs.

Sein Statement am ersten Tag war eine von vielen Aussagen, die aufgenommen und für die Zukunft festgehalten wurden. Und letztlich lösten er und sein Team diese ein. Aber für den Manager war es nicht nur ein reines Versprechen – sondern vielmehr das Wachrütteln eines eingeschlafenen Riesen, das nötig gewesen sei, um die Geschicke des Vereins wieder in die richtige Richtung zu wenden.

LIVERPOOL, ENGLAND – OCTOBER 09: Jurgen Klopp is unveiled as the new manager of Liverpool FC during a press conference at Anfield on October 9, 2015 in Liverpool, England. (Photo by Alex Livesey/Getty Images)

„Es war klar, dass wir Zeit brauchten. Es war klar, dass wir das Problem nicht über Nacht lösen können. Jeder wollte das, aber für mich war es klar das wir Zeit brauchen. Also musste ich um Zeit bitten“, sagte Klopp zu Sky Sports per Videoschalte.

„Ich wusste es. Aber ich wusste auch, dass Liverpool eine andere Erwartungshaltung haben wird und wenn ich hier nicht schnell genug liefern kann, dann werde ich gefeuert. So einfach ist das. Deshalb sagte ich, wenn ich in vier Jahren noch hier sitze, dann ist wahrscheinlich zwischen jetzt und damals etwas passiert.“

Jürgen Klopp über das Vertrauen der Bosse in ihn …

„Wir haben diese Zeit bekommen, und das Schöne daran ist, dass die Besitzer nach sechs, sieben, acht Spielen die Situation positiv einschätzten, sie merkten, dass wir auf dem richtigen Weg waren.“

„Von diesem Moment an stellten sie es keine Sekunde in Frage. Sie waren voller Vertrauen und Zuversicht, und sie sagten, der Weg, auf dem wir sind ist der Richtige und wenn wir auf ihm bleiben, wird alles gut werden.“

Jürgen Klopp über medialen Druck …

„Als wir die Finalspiele gegen Sevilla, Manchester City oder Real Madrid verloren haben, sagten die Experten: ‚Wenn er das nächste Finale nicht gewinnt, dann werden sie sich von Klopp trennen.‘ Aber innerlich war ich nie jemand, der so gedacht hat und deswegen habe ich nie angefangen zu zweifeln.“

LIVERPOOL, ENGLAND – OCTOBER 01: (THE SUN OUT, THE SUN ON SUNDAY OUT) Jurgen Klopp manager of Liverpool during a press conference at Melwood Training Ground on October 01, 2019 in Liverpool, England. (Photo by John Powell/Liverpool FC via Getty Images)

Jürgen Klopp über seine Arbeit als Manager …

Mit eben diesem „Glauben und Vertrauen“ hat Klopp Liverpool nicht nur in der Gegenwart, sondern auch für die Zukunft einen Grundstein gelegt. Zum Beispiel mit dem neuen Trainingsgelände in Kirkby oder durch die vielen Talente, die auf dem Sprung in die erste Mannschaft sind oder ihn schon geschafft haben.

Er erkannte jedoch auch, dass die Entscheidung eines Managers in England eine schwere Last mit sich bringt und dass es unerlässlich ist, diese Last auf mehrere Schultern zu verteilen. So wie er es mit seinen Co-Trainern Peter Krawietz und Pepijn Lijnders beispielhaft praktiziert. Für eine gute Zusammenarbeit sei es extrem wichtig eine langjährige Vertrauensbasis zu haben und auch darüber hinaus zu pflegen.

„Sie geben dem Manager viel Macht in dieser Liga“, fügt er hinzu. „Als ich hereinkam, hätte ich damals entscheiden können, ob wir nur blaue Stifte oder grüne Stifte oder rote Stifte verwenden, und sie hätten alle anderen Stifte weggeworfen! Vielleicht war das einer der Gründe, warum ich in Dortmund so erfolgreich war, weil wir grüne Stifte benutzten.“

„Das birgt ein großes Risiko. Inzwischen wird es meiner Meinung nach immer besser. Ich denke, dass es wichtig ist diese Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt zu wissen. Denn ein starker Manager, der alles alleine entscheidet, ist nicht der einzige Weg, um erfolgreich zu sein. Auch nicht nachdem er gegangen ist, wenn der Verein das Ziel hat alles neu aufzubauen. So sollte es nicht funktionieren; ein Club braucht Beständigkeit, und deshalb muss es andere Leute geben.“

SOUTH BEND, INDIANA – JULY 17: (THE SUN OUT, THE SUN ON SUNDAY OUT) Jurgen Klopp manager of Liverpool with Peter Krawietz and Pepijn Lijnders assistant managers during a training session on July 17, 2019 in South Bend, Indiana. (Photo by Andrew Powell/Liverpool FC via Getty Images)

Jürgen Klopp über seine langfristige Vision …

Es ist diese von Klopp mitentwickelte langfristige Vision, die Liverpool zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder zum englischen Meister krönen könnte. Selbst wenn die Saison wieder aufgenommen wird – macht der Chef klar –  ist „diese Mannschaft noch nicht am Ziel angekommen“ und dass es noch mehr Arbeit gibt, um den Erfolg auszubauen, von dem jeder träumt. „Wir werden unsere Mentalität nicht ändern, das ist das Wichtigste“, erklärte er.

„Ob wir erfolgreich sind, hängt auch davon ab, was andere Klubs tun. Sie alle haben die Chance, Dinge zu verbessern, Dinge besser zu machen. Ich habe also keine Ahnung, was die Zukunft für uns bereithält. Aber wir werden uns nicht ändern, unseren eingeschlagenen Weg weitergehen. Diese Mannschaft ist noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten, sie ist nicht fertig.“

„Wir haben noch viel Raum für Verbesserungen, und daran arbeiten wir. Wir haben intern frisches Blut, wir können die Dinge durchmischen. Es gibt natürlich eine Menge Dinge, die wir verbessern können, aber wir können es mit unserem Team verbessern, und das ist wirklich großartig.“ Der einzige Weg, etwas zu bekommen, ist, alles zu geben. Aber auch das ist dann keine Garantie.“