Am Mittwoch geht es für den Liverpool FC nach London. Im Nachholspiel trifft man auf West Ham United. Die Analyse der Redmen Family:

Seit inzwischen fünf Jahren versuchen die Hammers, sich als Team zu positionieren, das in den Kampf um die internationalen Plätze eingreifen kann. Aufgegangen ist dieser Plan noch nicht wirklich, nur ein mal sprang am Ende der Saison ein einstelliger Tabellenplatz heraus. An den Transferausgaben liegt es dabei beileibe nicht.

Kader: Teurer Sommer (noch) ohne Ertrag

Auch diesen Sommer wurden wieder über 80 Millionen in die Hand genommen. Investiert wurde vor allem in zwei Spieler, Sebastian Haller und Pablo Fornals. Beide spielten die letzten Jahre in Deutschland (Haller) bzw. Spanien (Fornals) starke Runden und die Experten waren sich einig, dass West Ham eigentlich zu klein für beide Spieler sei. Ganz angekommen sind allerdings beide noch nicht, auch wenn beide nur bedingt etwas dafür können. Haller fehlen einfach die Zuspiele und für Fornals wurde noch nicht die richtige Position gefunden.

LONDON, ENGLAND – OCTOBER 05: Sebastien Haller of West Ham United celebrates after he scores his sides 2st goal during the Premier League match between West Ham United and Crystal Palace at London Stadium on October 05, 2019 in London, United Kingdom. (Photo by Julian Finney/Getty Images)

Ebenfalls nicht angekommen ist Roberto. Der Torwart kam auch aus Spanien und sollte dem Stammkeeper Lukasz Fabianski Druck machen. Er erwies sich in seinen Einsätzen allerdings vor allem bei hohen Bällen als derartiger Unsicherheitsfaktor, dass man ihn im Winter direkt wieder per Leihe nach Spanien abgab und stattdessen Darren Randolph, der bereits früher bei den Hammers spielte, aus Middlesbrough zurückholte.

Austrian player Marko Arnautovic poses at an event held to introduce him as a new player for Chinese Super League football team Shanghai SIPG, in Shanghai on July 11, 2019. – Arnautovic completed a move from West Ham to Shanghai SIPG on July 9. (Photo by STR / AFP) / China OUT (Photo credit should read STR/AFP via Getty Images)

Auf der Abgabenseite ist vor allem Marko Arnautovic zu nennen. Der Österreicher verließ England in Richtung China. Ansonsten gab man vor allem Rotationsspieler oder Backups ab, darunter den jetzigen Ersatztorwart von Liverpool, Adrian.

Trainer: David Moyes – Zum zweiten Mal der Retter

David Moyes ist wieder da. Der Schotte ist nach 19 Monaten ohne Trainerjob am 29. Dezember 2019 zu West Ham United zurückgekehrt. Hier war er bereits in der Saison 2017/18 beschäftigt mit dem Ziel, den Abstieg zu verhindern. Nachdem ihm das gelang, ging man getrennte Wege.

LONDON, ENGLAND – JANUARY 25: West Ham United Manager david Moyes during the FA Cup Fourth Round match between West Ham United and West Bromwich Albion at The London Stadium on January 25, 2020 in London, England. (Photo by Stephen Pond/Getty Images)

Moyes hat sich vor allem beim Everton FC einen Namen gemacht, wo er elf sehr erfolgreiche Jahre verbracht hat. Auch einen Namen gemacht hat er sich bei Manchester United. Allerdings einen eher unrühmlichen. Als Nachfolger von Sir Alex Ferguson endtäuschte er auf ganzer Linie und wurde bereits in seiner ersten Saison wieder entlassen.

Auch die Stationen nach Manchester verliefen alles andere als gut. Das Engagement bei West Ham kam daher eher überraschend. Ob Moyes immer noch das Zeug dazu hat, einen Verein in der Premier League weiterzuentwickeln, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

System: Viel Druck über außen, Flanken als Trumpf

Hat man unter Manuel Pellegrini stets im 4-1-4-1 gespielt, hat man unter Moyes auf ein 4-2-3-1 umgestellt. Das hat den Vorteil, dass neben Declan Rice, der im Spielaufbau recht limitiert ist, ein eher spielstarker Spieler im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann. Das ist für gewöhnlich Mark Noble. Auf der rechten Außenverteidigerposition spielt inzwischen aufgrund von Verletzungen wieder Pablo Zabaleta. Durch sein gehobenes Alter und die damit einhergehende fehlende Geschwindigkeit unterstützt er zumeist den Spielaufbau, während der Linksverteidiger relativ weit mit nach vorne geht. Somit gleicht das System offensiv zuweilen einem 3-2-4-1.

West Ham United’s Argentinian defender Pablo Zabaleta keeps his eyes on the ball during the English FA Cup fourth round football match between West Ham United and West Bromwich Albion at The London Stadium, in east London on January 25, 2020. (Photo by JUSTIN TALLIS / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE. No use with unauthorized audio, video, data, fixture lists, club/league logos or ‚live‘ services. Online in-match use limited to 120 images. An additional 40 images may be used in extra time. No video emulation. Social media in-match use limited to 120 images. An additional 40 images may be used in extra time. No use in betting publications, games or single club/league/player publications. / (Photo by JUSTIN TALLIS/AFP via Getty Images)

Ziel der Angriffe ist in der Regel der hohe Ball auf Haller. Dieser ist europaweit einer der besten Stürmer wenn es darum geht, hohe Bälle zu verwerten. Er kann den Ball sowohl halten, direkt weiterleiten als auch selbst abschließen. Wie stark Haller im Kopfball ist zeigt sich auch darin, dass er mit weitem Abstand die meisten Kopfballduelle in der Liga für sich entscheiden konnte. Hier wird vor allem auf Virgil van Dijk Schwerstarbeit zukommen. Dass Haller dabei kein Kind von Traurigkeit ist sieht man auch, da er der Spieler mit den siebtmeisten Fouls innerhalb der Premier League ist.

Player to watch: Darren Randolph – Von der Zweitligabank ins Tor eines Erstligisten

Die Geschichte ist schon kurios. 2017 kam West Ham dem Wunsch von Randolph nach einem Wechsel nach, da er keine Chance auf Einsatzzeit sah. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, ist die Situation genau andersherum. Bei Middlesbrough stand er seit Ende Oktober nur zwei mal im Kader, da man mit Aynsley Pears einem talentierten Nachwuchskeeper Einsatzminuten geben wollte. Als sich dann Lukasz Fabianski verletzte und Roberto nicht ablieferte, wurde der Entschluss gefasst, Randolph wieder zurück nach London zu bringen.

LONDON, ENGLAND – JANUARY 14: Darren Randolph of West Ham United celebrates his sides goal during the Premier League match between West Ham United and Crystal Palace at London Stadium on January 14, 2017 in London, England. (Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Da sich Fabianski gegen Sheffield United erneut verletzte und wohl bis Anfang Februar ausfallen wird, schlägt nun die Stunde des irischen Nationaltorwarts.

Aufgrund der fehlenden Spielpraxis in den letzten Monaten dürfte er noch etwas unsicher sein. Auch muss man klar feststellen, dass er nur bedingt Premier-League-Ansprüchen genügt. Daher sollte es das Ziel von Liverpool sein, ihn früh unter Druck zu setzen.

Form: Kaum Verbesserung in Sicht

Unter Moyes läuft es bisher noch nicht wirklich besser als unter seinem Vorgänger. In vier Spielen holte man lediglich vier Punkte. Nach einem furiosen Auftakt mit einem 4:0 gegen Bournemouth AFC folgten zwei Niederlagen und ein Remis. Daher konnte man sich noch nicht von den Abstiegsplätzen entfernen und steht mit 23 Punkten auf Platz 17, punktgleich mit dem ersten Abstiegsplatz.

LEICESTER, ENGLAND – JANUARY 22: Declan Rice of West Ham United reacts after Leicester City’s fourth goal during the Premier League match between Leicester City and West Ham United at The King Power Stadium on January 22, 2020 in Leicester, United Kingdom. (Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Sollte man das Spiel gegen Liverpool deutlich verlieren, droht ein Abrutschen auf Platz 18 (bei vier Toren Differenz) oder Platz 19 (bei fünf Toren Differenz).

Prognose:

Vor Selbstvertrauen strotzen dürften die Hammers am Mittwoch nicht. Das sollte man versuchen auszunutzen. Dazu kommt, dass mit Jack Wilshere, Andriy Yarmolenko, Ryan Fredericks, Felipe Anderson, Fabianski und Robert Snodgrass insgesamt sechs potentielle Stammspieler wohl ausfallen werden, darunter mit Anderson der vermutlich beste Offensivspieler im Kader.

Auch dass die Hammers im Gegensatz zu Liverpool mit nahezu der kompletten ersten Mannschaft im FA-Cup angetreten sind, dürfte für die Reds sprechen. Die körperliche Frische sollte auf der Seite des Tabellenführers sein.