Am Boxing Day mussten sich die Fans der Premier League bis 21 Uhr gedulden, ehe das Topspiel angepfiffen wurde. Leicester City empfing als Verfolger den frischgebackenen FIFA-Klub-Weltmeister, und für viele Experten konnte der Liverpool FC bereits für eine Vorentscheidung im Meisterschaftsrennen sorgen – und die Auswahl von Jürgen Klopp lieferte mit 4:0 (1:0) mehr als nur ab.

Viele Chancen, aber nur ein Tor

Nachdem die anderen Partien des Zweiten Weihnachtstags eher gemütlich über die Bühne liefen, ging im King Power Stadium von Beginn an die Post ab. Beide Mannschaften hielten das Tempo hoch – und Leicester hatte zunächst großes Glück. Sadio Mané und Mohamed Salah vergaben in der Frühphase große Gegebenheiten; vor allem der Ägypter hätte einmal abspielen müssen, nachdem er Kasper Schmeichel schon rumkurvt hatte (11.).

Besser machte es dann Roberto Firmino. Nach einer eigenen Ecke blieb der LFC im Ballbesitz. Trent Alexander-Arnold legte sich in Ruhe das Spielgerät zurecht und flankte mit ordentlich Schnitt auf den zweiten Pfosten, an dem der Brasilianer zur Führung einköpfte (31.). Wenige Augenblicke später tauchte Mané freistehend vor dem Keeper der Auswahl von Ex-Trainer Brendan Rodgers auf, scheiterte dann aber am Dänen.

Die schwache Chancenverwertung war der einzige Kritikpunkt am Auftritt im ersten Durchgang. Der Tabellenführer ließ mitunter sehenswert den Ball durch die eigenen Reihen zirkulieren, obgleich die „Foxes“ diesen mitunter häufiger besaßen. Eine Gelegenheit hatten die Gastgeber jedoch nicht.

Vorentscheidung verpasst

Auch nach dem Seitenwechsel hatte der Tabellenzweite in der Defensive große Schwierigkeiten, vor allem das Klopp-Pressing sorgte immer für leichtfertige Fehler beim Opponenten. Linksverteidiger Andy Robertson setzte sich im vorderen Drittel zweimal durch und bediente beide Male Firmino, der einmal am Tor vorbeilegte und danach an Schmeichel scheiterte. Im Nachfassen setzte Salah den Ball gegen die Latte, doch die Szene wurde wegen einer Abseitsposition abgepfiffen (54.).

Die 30.000 Zuschauer sahen ein intensives Match, wenn auch keinen Kracher. Dafür wirkte Leicester nach der 1:3-Schlappe gegen Manchester City zu angeschlagen. Die Nummer eins trat derweil frisch und fit auf, was nach der 7000-Kilometer-Rückreise aus Katar nicht unbedingt zu erwarten war. In der 63. Minute schoss James Maddison einen Freistoß deutlich am Kasten von Alisson Becker vorbei, was die bis dato beste Möglichkeit darstellte.

Der Versuch des Engländers war der Startschuss einer kleinen, aber nicht zwingenden Drangphase des Titelträgers von 2016. Klopp reagierte prompt und brachte mit James Milner und Divock Origi zwei neue Kräfte für den oft eigensinnig wirkenden Salah und Naby Keita (70.).

Leicester bricht auseinander

Milner, der seinen Vertrag vor Kurzem erst bis 2022 verlängert hat, stand unmittelbar im Mittelpunkt. Caglar Söyüncü bekam nach einer Ecke den Ball gegen den Arm, weshalb Schiedsrichter Michael Oliver Elfmeter pfeifen musste. Der Führungsspieler blieb cool und schob den Strafstoß locker ins Netz (71.). Seine beiden Saisontreffer erzielte er vom Punkt gegen Leicester; im Hinspiel war es noch der Siegtreffer in der Nachspielzeit (2:1).

Die Entscheidung brachte dann eine Dreier-Kombi. Firmino trat an und bediente Milner, welcher kurz wartete und auf Alexander-Arnold passte. Der wertvollste Verteidiger der Welt (Marktwert in Höhe von 110 Millionen Euro) filetierte die Leicester-Abwehr mit einem Rückspiel auf seinen Neuner – und Firmino blieb eiskalt (75.). „TAA“, der gemeinsam mit Kapitän Jordan Henderson herausstach“, traf anschließend nach Vorlage Manés humorlos per Flachschuss zum 4:0 (78.).

Ein perfektes Jahr

Während die Rodgers-Schützlinge mitunter vollkommen überfordert wirkten, musste Henderson vom Feld. Der Nationalspieler hat nach einem Zweikampf eine kleinere Blessur davongetragen, hätte aber im Zweifel wohl weitermachen können. Für ihn kam Adam Lallana (82.).

In der Restspielzeit brachte der Liverpool FC die drei Punkte ohne Schwierigkeiten nach Anfield und hat somit bei einem Vergleich weniger 13 Zähler Vorsprung auf das enttäuschende Leicester, 14 auf Manchester City. Der Titelverteidiger kann zwar am Freitagabend in Wolverhampton verkürzen, doch hat der LFC noch ein Nachholspiel im Februar gegen West Ham United in der Hinterhand.

Mit dem Duell am Sonntag gegen die Wanderers geht das Jahr für Liverpool zu Ende. 2019 wird in die Historie des Traditionsvereins eingehen, 2020 soll nicht weniger erfolgreich werden – und die Ausgangslage könnte nicht besser sein.