Liverpool muss am Sonntag in London beim Chelsea FC ran. Die Blues gehen mit Vereinslegende Frank Lampard als Trainer und ohne ihren Topstar Eden Hazard in die neue Saison. Dafür soll verstärkt auf die eigene Jugend gesetzt werden. 

Als Tabellenführer müssen die Reds zum Ende des Wochenendes eine unliebsame Aufgabe in London erledigen. Mit den Blues erwartet sie an der Stamford Bridge ein Rivale, der in den letzten Jahren alles von den Liverpool Spielern abverlangte. Wir haben Chelsea genau unter die Lupe genommen.

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Kader – Jugend forscht mit Vereinslegende

Mit Hazard verlor man im Sommer seinen absoluten Anführer in der Offensive zu Real Madrid. Darüber hinaus wurde mit David Luiz ein Stamm-Innenverteidiger der letzten Saison innerhalb Londons zu Arsenal abgegeben. Neuzugänge waren aufgrund einer Transfersperre nicht möglich. Lediglich Mateo Kovacic konnte aufgrund einer Sondergenehmigung nach seiner Leihe von Real Madrid fest verpflichtet werden.

Ansonsten wurde der Kader mit einigen Rückkehrern der „Loan-Army“ aufgebessert. Hier sind vor allem Mason Mount und Fikayo Tomori, die bereits letzte Saison unter Lampard bei Derby spielten, Tammy Abraham (Aston Villa), Kurt Zouma (Everton) und Reece James (Wigan) zu nennen, alles Spieler aus der eigenen Akademie, die in dieser Saison nach und nach eingebaut werden sollen. Hinzu kommen weitere Talente wie Ruben Loftus-Cheek oder Callum Hudson-Odoi, die ebenfalls vermehrt Einsatzzeit bekommen werden.

Dazu kam im Sommer auch Christian Pulisic, der im Winter von Dortmund verpflichtet wurde, aber in der Rückrunde an den BVB zurück verliehen war. Der aktuell sechste Platz in der Liga spiegelt nicht die Qualität und Möglichkeiten dieser Mannschaft wieder.

Trainer Frank Lampard – die Vereinslegende

LONDON, ENGLAND – SEPTEMBER 17: Frank Lampard, Manager of Chelsea looks on prior to the UEFA Champions League group H match between Chelsea FC and Valencia CF at Stamford Bridge on September 17, 2019 in London, United Kingdom. (Photo by Bryn Lennon/Getty Images)

 

Die Blues-Legende kehrte im Sommer zurück zum Verein, nachdem man Mauricio Sarri trotz laufenden Vertrags und einer guten Saison (Europa-League-Triumph, 3. Platz und Carabao-Cup-Finale) auf dessen Wunsch zurück nach Italien zu Juventus Turin ziehen ließ. Lampard begann erst 2018 seine Trainerlaufbahn, als er mit Derby County einen durchaus überraschenden 6. Tabellenplatz erreichte und in den Aufstiegs-Playoffs den Favoriten Leeds United ausschalten konnte. Erst im Finale verlor man gegen Aston Villa und verpasste damit den Aufstieg.

Lampard gilt als Förderer der Jugend, bereits in den ersten Spielen bekamen Mount und Abraham den Vorzug vor Ross Barkley und Olivier Giroud, Luiz wurde abgegeben, da Lampard Zouma, Tomori und Andreas Christensen in der Innenverteidigung absolut vertraut.

Spielsystem – Lieblingssystem oder Reaktion auf die Reds?

Lampard passt sein System den Stärken des Gegners an. Gegen die Wolverhampton Wanderers ließ er letzte Woche im 3-4-3 spielen, um das 5-3-2 der Wolves zu spiegeln und ihnen ihre Konterstärke zu nehmen. Das funktionierte hervorragend – ein spektakuläres 5:2 gegen die Wolves ließ dem Manager recht behalten.

Gegen Liverpool ist allerdings von Lampards Lieblingssystem auszugehen, dem 4-2-3-1. Aus dieser kompakten Grundordnung, in der auch die Außenspieler viel mitarbeiten müssen, versucht Chelsea, nach Ballgewinnen – vornehmlich durch mannschaftlich geschlossenes Pressing – zügig mit möglichst wenigen Kontakten vor das gegnerische Tor zu kommen. Dieses System verlangt den Spielern körperlich sehr viel ab und ist durchaus mit dem System, das Liverpool die ersten Jahre unter Klopp gespielt hat zu vergleichen.

ISTANBUL, TURKEY – AUGUST 14: Joel Matip in action for Liverpool during the UEFA Super Cup match between Liverpool and Chelsea at Vodafone Park on August 14, 2019 in Istanbul, Turkey. Liverpool won the match 5-4 on penalties. (Photo by Bob Thomas/Popperfoto via Getty Images)

Sollte Emerson nicht rechtzeitig fit werden, kann es durchaus auch sein, dass Lampard wieder auf ein 3-4-3 setzt, da Alonso defensiv so mehr abgesichert werden kann.

Chelseas Form – hinter den Erwartungen

Eine Formkurve ist bei Chelsea nicht wirklich zu erkennen. Gute Auftritte wie im Supercup, in Norwich oder bei den Wolves wechseln sich mit schwächeren Spielen wie gegen Leicester oder Sheffield ab. Auffällig ist hierbei, dass die Mannschaft auswärts besser auftritt als zu Hause. Ob dies am höheren Druck vor den eigenen Fans liegt oder ob es andere Gründe hat, ist schwer zu sagen.

Auch innerhalb der Spiele gibt es große Schwankungen. Vor allem defensiv ist das Ganze noch sehr wackelig, man hat in der Premier League bereits 11 Gegentore in 5 Spielen bekommen und konnte noch kein Spiel zu 0 bestreiten. Das liegt auch an der verletzungsbedingten Abwesenheit von Antonio Rüdiger, der bereits die ganze Saison ausfällt und als Abwehrchef eingeplant ist.

Player To Watch: Tammy Abraham

WOLVERHAMPTON, ENGLAND – SEPTEMBER 14: Tammy Abraham of Chelsea celebrates after scoring his team’s fourth goal during the Premier League match between Wolverhampton Wanderers and Chelsea FC at Molineux on September 14, 2019 in Wolverhampton, United Kingdom. (Photo by Clive Mason/Getty Images)

Der junge Stürmer zeigte letzte Saison sehr starke Leistungen für Aston Villa, die er mit seinen 26 Toren zum Aufstieg geführt hat. Die Frage vor der Saison lautete nun, ob er auch in der Premier League auf seine Tore kommen würde. Die Antwort muss eindeutig „Ja“ lauten. In 5 Spielen traf er bereits 7 mal. Vor allem seine Vorstellung bei den Wolves, die als sehr defensivstark gelten, beeindruckte. Er erzielte insgesamt 3 Tore.

Seine Spielanlage erinnert Fans und Experten an Didier Drogba, er vereint Geschwindigkeit, Robustheit und den Killerinstinkt vor dem gegnerischen Tor. Den Instinkt sieht man auch daran, dass er für seine 7 Tore lediglich 15 Schüsse brauchte. Zum Vergleich, Aguero steht bei 19 Schüssen, Pukki bei 17. Ihn gilt es auszuschalten, will Liverpool Punkte in London holen.

Prognose

Wie Chelsea im Idealfall gegen Liverpool spielen möchte, hat man im UEFA-Supercup gesehen. Hohes Pressing und schnelles Umschalten, aber auch von Zeit zu Zeit Phasen, in denen man sich tief in der eigenen Hälfte aufstellt. Ob das auch in der Liga wieder so gut funktioniert, wird vor allem davon abhängen, ob N’Golo Kante (Knöchel) rechtzeitig fit wird und ob er, sollte er spielen, voll einsatzfähig ist.

ISTANBUL, TURKEY – AUGUST 14: Goalkeeper Kepa Arrizabalaga in action for Chelsea during the UEFA Super Cup match between Liverpool and Chelsea at Vodafone Park on August 14, 2019 in Istanbul, Turkey. Liverpool won the match 5-4 on penalties. (Photo by Bob Thomas/Popperfoto via Getty Images)

Die Schwachstelle bei Chelsea ist sicherlich die Abwehr. Ohne Rüdiger fehlt ein echter Chef im Zentrum, Zouma und Tomori sind zwar talentiert, aber eben noch nicht weit genug in ihrer Entwicklung. Auf rechts ist Azpilicueta inzwischen deutlich in die Jahre gekommen, vor allem für Lampards Spielsystem ist er mittlerweile zu langsam, insbesondere, wenn Chelsea im 3-4-3 spielt. Auf links hingegen hat man mit Emerson einen Spieler, der letzte Saison noch wie ein guter Backup aussah, sich diese Saison allerdings zu einem der heimlichen Stars gemausert hat.

Dazu wird sich zeigen, wie Chelsea das Champions-League-Spiel unter der Woche gegen Valencia verkraftet. Nach dem Supercup konnte man im nächsten Ligaspiel gegen Leicester einen deutlichen Niveauabfall aufgrund der fehlenden körperlichen Frische in der 2. Halbzeit feststellen. Daher ist gut vorstellbar, dass Liverpool Chelsea in der 1. Halbzeit versucht müde zu spielen, um dann in der 2. Halbzeit das Spiel zu gewinnen.