Große Änderungen liess Liverpool diesen Sommer bleiben. Während manche Teams auf dem Transfermarkt kräftig zuschlugen und sich gegenseitig mit Angeboten für Starspieler überboten, liess Liverpool die meiste Zeit des Sommerfensters ungenutzt verstreichen.
Das zeigt, welches Vertrauen Jürgen Klopp in seine Mannschaft hat. Nach dem Triumph in der Champions League war sein Team auch nur einen Punkt von der ersten Meisterschaft seit 20 Jahren entfernt. Liverpool zeigte über weite Strecken der Saison 2018/19 eine sehr ansprechende Leistung.
Der Mann dahinter: Michael Edwards
In den vergangenen Jahren stolperte Liverpool immer mal wieder auf dem Transfermarkt. Angebliche Top-Stars entpuppten sich als Fehleinkäufe, manche Spieler verliessen die Reds bereits nach einem Jahr wieder.
Seit der Übernahme von Jürgen Klopp gehören solche Geschichten der Vergangenheit an. Das hat auch viel mit dem Mann im Hintergrund zu tun. Michael Edwards, von vielen müde belächelt, avanciert derzeit zu einem der besten Sportdirektoren der Welt. Er ist der Mann, der im Hintergrund die meisten Deals einfädelt und so die besten Spieler der Welt an die Mersey lockt.

Nach den hohen Ausgaben im vergangenen Sommer zeigte sich in diesem Sommer schnell, dass sich Liverpool zurückhalten würde. Unter dem Strich resultiert sogar das, was bei großen Vereinen einem achten Weltwunder gleicht: ein sattes Plus.
Dafür ist vor allem Edwards verantwortlich. Ein unbekannter Mann, der auch in der Öffentlichkeit bis vor wenigen Monaten kaum bekannt wurde. Mittlerweile gilt er bei vielen Anhängern der Reds als „Transfer-Gott“.
Das Rezept zum Transfer-Plus
Edwards setzte für die zusätzlichen Einnahmen vor allem auf eine Schiene: Spieler verkaufen die nicht integraler Bestandteil der ersten Mannschaft sind. Danny Ings, ursprünglich für rund 20 Millionen eingekauft, verliess die Mersey diesen Sommer für rund zwei Millionen mehr.

Ryan Kent, ebenfalls ein junger Spieler, durfte den Verein ebenfalls wechseln. Sein Potenzial und seine Fähigkeiten sind unbestritten, aber unter Klopp dürfte er in den kommenden Jahren kaum zu regelmässigen Einsätzen kommen. Liverpool verkaufte den Spieler für rund acht Millionen Euro. Auch Rafa Camacho (acht Millionen, Sporting) durfte gehen, ebenfalls wurde Backup-Torhüter Simon Mignolet für rund 8.5 Millionen auf die Reise nach Brügge geschickt.
Weitere Abgänge wie Ovie Ejaria, Bobby Duncan und George Johnston spülen Liverpool zwar vergelichsweise wenig Geld in die Kasse, sind aber durchaus sinnvoll. Alle Spieler sahen keine Zukunft mehr an der Mersey, ein Wechsel erschien logisch. Dejan Lovren hingegen durfte nicht wechseln, er dürfte in der neuen Saison sicherlich wieder mehr Einsatzzeit erhalten.
Mit Alberto Moreno und Daniel Sturridge wurden ausserdem zwei Spieler am Ende ihrer Vertragslaufzeit entlassen. Was vielen Fans zuerst unverständlich erscheint, ist erst auf den zweiten Blick sinnvoll. Sturridge und Moreno bezogen einen überrissenen Lohn. Zusammen mit dem Wechsel von Mignolet fallen für den LFC dank dieser drei Spieler rund 13 Millionen Euro Gehaltskosten jährlich.

Dank guter Leihdeals wie Harry Wilson und Marko Grujic konnte Liverpool ausserdem noch rund 10 Millionen Euro an zusätzlichen Leihgebüren einnehmen.
Nur wenige, dafür sinnvolle Einkäufe für die Zukunft
Bei den Einkäufen agierte Liverpool sehr umsichtig. Direkt für die erste Mannschaft wurde nur ein Spieler verpflichtet. Nach dem Abgang von Mignolet holten die Reds Adrian ins Boot. Ein Transfer ohne Gebüren, der Spanier war nach seinem Aus bei West Ham zuletzt vereinslos. Er ist das neue Backup von Alisson und agierte in den ersten Spielen stark.
Auch Andy Lonergan wurde verpflichtet, allerdings dürfte er in der neuen Saison kaum eine Rolle spielen. Der Veteran zwischen den Pfosten wird wohl eine ähnliche Rolle einnehmen wie Alex Manninger in der Saison 2016/17 und die jüngeren Schlussmänner im Training unterstützen.

Daür setzt Edwards zusammen mit Klopp bereits auf die nächste Generation. Mit Sepp van den Berg (17) und Harvey Elliot (16) wurden zwei große Talente ins Boot geholt. Vor allem Elliot durfte sich in der Vorbereitung auszeichnen und zeigte beispielsweise beim Spiel gegen Lyon, wozu er fähig ist.
Liverpools Sommertransferfenster wird wohl kaum als DAS Fenster der Geschichte in Erinnerung bleiben. Dafür als Investition in die Zukunft.